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Cobra 427 – die Sammlung

Published in radical-mag.com

Schlangennest

(Wir begeben uns hier tatsächlich in ein Schlangennest – die Geschichte der Cobra 289 und 427 ist sehr verworren (die Anfänge beschreiben wir: hier), wohl kaum ein Automobil ist leichter zu, sagen wir einmal: reproduzieren, die Grenzen zwischen echt und halt nicht so ganz sind sehr fliessend. Dies auch deshalb, weil Shelby selber schon mit «Continuation»-Modellen anfing, quasi bevor die Produktion der Serie auslief, persönlich noch so manches Gefährt als original adelte, obwohl es dies gar nicht war. Heute weiss man zwar ziemlich genau, welches die wahrhaften Geräte sind, doch wir möchten uns schon im Voraus entschuldigen, falls uns da Fehler unterlaufen – wir freuen uns immer über «Besserwisser» und andere Freiwillige. Zur Illustration dieser Geschichte soll CSX 3178 dienen, jene Cobra 427, die bis zum Tod von Carroll Shelby in seinem Privatbesitz war.)

Wie es überhaupt zur Cobra kam, das haben wir schon erzählt, nochmals: hier nachzulesen. Doch wie kam es zum ultimativen Modell, der Cobra 427? Es heisst, während der Nassau Speed Week im Jahre 1962 soll Ken Miles (damals noch gar nicht offiziell Mitglied des Shelby-Teams) verlangt haben, dass ein stärkerer Motor in die Cobra 289 eingebaut werde. Shelby hatte mit Ford auch schon darüber gesprochen, und ihm waren einige Exemplare des 390-ci-Rennmotors (6,4 Liter Hubraum) versprochen worden. Doch dann gab es interne Querelen in der Ford-Rennabteilung, und Shelby musste sich mit dem 427-ci-Motor (7 Liter Hubraum) zufrieden geben. Das war kein schlechtes Triebwerk, sehr zuverlässig, über 500 PS stark, doch halt ein schwerer Brocken, altertümlicher Grau-Guss. Und dazu kam, dass die Cobra ziemlich heftig umgebaut werden musste, um dieses Vieh von einem Motor aufnehmen zu können. Um stolze fünf Inches (12,7 Zentimeter) musste das Chassis verbreitert werden, dazu kamen die Anpassungen am Fahrwerk. Diese Arbeiten wurden aber nicht bei Shelby in Venice und auch nicht bei AC in Thames Ditton südlich von London durchgeführt, sondern in der Entwicklungsabteilung von Ford. Das Resultat konnte sich sehen lassen: Die 427er beschleunigten auf 96 km/h und bremsten wieder auf 0 in 13,2 Sekunden, ein für die damalige Zeit fantastischer Wert. Aber auf der Rennstrecke machten die 427er international keinen Stich. Da waren die Shelby Daytona, und bald sollte die grosse Zeit der GT40 kommen (bei denen Shelby natürlich auch seine Finger im Spiel hatte). Etwas mehr als 300 Stück der 427er Cobra wurden gebaut – und diese haben selbstverständlich auch eine Sammlung verdient. Wir werden da, wo wir mehr wissen, auch etwas ausführlicher werden; man darf davon ausgehen, dass wir über mehr Bilder verfügen, die wir auf Wunsch auch gerne zur Verfügung stellen.

Nun also, eben, die Sammlung. Sie soll über die Jahre wachsen, gerne mit gütiger Mithilfe unserer Leser:

CSX 3102:

Motoren-Nummer: C3A3-3059-A

Karosserie-Nummer: CSX 3005

Produktionsdatum: 13.5.1965

CSX 3102 wurde zuerst an den Ford-Händler Herb Tousley ausgeliefert, hatte allerdings kleinere Schäden und kam deshalb zurück zu Shelby American, wo das Fahrzeug repariert wurde. Der erste (unbekannte) Besitzer war dann aber wohl überfordert mit der Kraft des Fahrzeugs – die Kaltverformung muss ziemlich heftig gewesen sein. Der nächste Besitzer baute CSX 3102 wieder auf – und verwendete die Karosserie von CSX 3005 (eine berühmte Cobra, aber das ist eine andere Geschichte). Das Fahrzeug, das von den späteren Besitzers Bill und Bud Jones gerne für Werbung für ihr Bekleidungs-Unternehmen «Mr. Formal Wear» verwendet wurde und so einige Berühmtheit erlangte, wird am 24. August 2018 von RM Sotheby’s in Monterey versteigert, Schätzpreis 1’200’000 bis 1’500’000 Dollar.

CSX 3178:

Gehörte Carroll Shelby, wurde 2016 von RM Sotheby’s in Monterey für 1’375’000 Dollar versteigert. Warum dieses Fahrzeug nicht einen höheren Preis schaffte, mag man sich fragen – die Antwort findet sich auf den Photos… Mehr Bilder gibt es oben.

CSX 3259:

Die Originalrechnung von AC Cars an Shelby wurde am 12. April 1966 ausgestellt. Shelby gab den Wagen am 30. Juni für 6275 Dollar an einen Händler in Michigan weiter, und von dort wurde das Fahrzeug im August 1966 an einen gewissen Jim Rayl verkauft. Besonders viel bewegt wurde er nicht, 1979 hatte er erst 21’700 Meilen auf dem Zähler. Im gleichen Jahr wurde die Cobra nach England verkauft. 1982 kaufte ein Deutscher CSX 3259 – und der baute ihn, optisch, in einen noch selteneren S/C um. 2003 kam der Wagen dann auf Umwegen wieder zurück in die USA, wurde bis 2008 für 315’000 Dollar umfassend restauriert – und Ende Januar 2011 auf der RMSotheby’s-Auktion in Phoenix, Arizona für 643’500 Dollar verkauft.

Mehr schöne Geschichten von grossartigen Automobilen finden sich immer in unserem Archiv.

Der Beitrag Cobra 427 – die Sammlung erschien zuerst auf radicalmag.