Ferrari F2001
Der Coup
Die Spekulanten und Investoren in der Oldtimer-Branche ärgern sich ja schon lange, dass klassische Automobile von der Kunstwelt mehr so belächelt werden. Auch die Preise kommen nicht so recht in die Sphären der alten Meister und zeitgenössischen Pinsler, «Les Femmes d’Alger» von Picasso wurde 2015 für 179,4 Millionen verkauft, offizieller automobiler Rekordhalter ist ein Ferrari 250 GTO, der es 2014 auf 38’115’000 Dollar schaffte.
Das muss sich ändern, sagte sich das kanadische Auktionshaus RM Sotheby’s – wer sich einen Schädel von Damien Hirst für 75 Millionen Pfund in seine Villa stellen kann, der könnte dort auch gut einen Ferrari präsentieren. Man muss das nur richtig verkaufen, als Kulturgeschichte – und vor allem als Kunstwerk. Zwar übertreffen die zweidimensionalen Gemälde die 3-D-Objekte weiterhin deutlich, doch so ein Gerät in Rot aus Plastik und Gummi, wahrscheinlich noch mit etwas Rennduft, das macht doch auch in der guten Stube eine gute Figur. Vor allem auch deshalb, weil man auf dem Heckspoiler fein auch sein Champagnerglas abstellen kann. Und wenn man da noch reichlich Geschichte dazugibt, dann könnte das durchaus etwas werden.
Unter dem Titel «Ferrari as Contemporary Art» will RM Sotheby’s am 16. November in New York einen F2001 von 2001 für richtig gutes Geld losschlagen. Es handelt sich dabei aber nicht um irgendeinen Formel-1-Renner aus Maranello, sondern um Chassis 211, mit dem Michael Schumacher 2001 in Monte Carlo gewann – und sich dann beim Rennen in Ungarn den Weltmeistertitel sicherte. Ferrari, Schumacher, Weltmeister – sorry, was kann Picasso dagegen aufweisen? Und was ist schon ein in Formalin eingelegter Hai von Hirst gegen einen Rennwagen, mit dem ein 7-facher Champion für die geschichtsträchtigste Automarke das wichtigste Rennen der Welt gewonnen hat?
Vielleicht ist der Zeitpunkt gut für diesen Versuch, das klassische Automobil eine Stufe höher zu positionieren; in der Kunstwelt rollt der Rubel weiterhin ziemlich locker. Vielleicht muss RM Sotheby’s aber diese Rakete auch deshalb zünden, weil der Abverkauf gerade von richtig teuren Ferrari in letzter Zeit nicht mehr so gut läuft? Zweifellos handelt es sich bei #211 um eines der wichtigsten, auch optisch schönsten Rennfahrzeuge der Neuzeit. Das eigentlich auf eine Rennstrecke gehört, nicht in irgendeine Kunstsammlung. Einen Schätzpreis nennt RM Sotheby’s nicht, man ist wohl selber gespannt, ob das Experiment zum Coup wird.
Mehr Ferrari haben wir in unserem Archiv. Photos: Pawel Litwinski©2017 Courtesy of Sotheby’s. Historisches Bildmaterial: Courtesy of LAT Images.
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