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Honda Africa Twin

Published in radical-mag.com

Das Gelände ruft

Zu einer Zeit, als die Rallye Paris-Dakar noch tatsächlich durch Afrika führte und die Massen auf der ganzen Welt begeisterte, schrieb Honda mit der wassergekühlten NXR750 Motorradgeschichte. Das speziell für Paris-Dakar konzipierte Motorrad gewann von 1986 bis 1989 viermal in Serie die Härteprüfung. Aus dieser Erfolgsserie entsprang 1988 das Serienmodell Honda Africa Twin mit zuerst 650ccm- und später mit 750ccm-V2-Motor. Sie trat mit sehr überzeugenden Argumenten gegen die Ténéré von Yamaha und die BMW R80 an, die damals das Brachland der grossen Reiseenduros unter sich teilten.

Die Africa Twin war ein voller Erfolg und ermutigte wohl Tausende von Motorrad-Enthusiasten, den Globus auf zwei Rädern zu erkunden. Sie alle kamen zurück voll des Lobes über die Ausdauer und Zuverlässigkeit der Honda. Eine Legende war geboren. Aus einem heute unerfindlichen Grund verpasste es Honda Ende der Neunzigerjahre, ihren Bestseller technisch auf dem neusten Stand zu halten und überliess schliesslich 2003 BMW mit seiner GS-Reihe das Feld.

Erst dreizehn Jahre später ist die Legende zurück mit gleichem Konzept und Namen. Alles andere ist neu. Die Africa Twin Jahrgang 2016 ist wieder eine Reisemaschine mit echten Enduro-Qualitäten, die für jede befahrbare Unterlage gewappnet ist. Dafür bürgen bequeme Sitzposition, breiter Enduro-Lenker, eine Bodenfreiheit von 250 Millimeter, ein 21-Zoll-Vorderrad und ein kraftvolles Zweizylinder-Treibwerk. Dieses ist aber nicht mehr wie einst V-förmig in den Stahlrahmen eingebaut, sondern kompakt als Reihenzweizylinder. Darüber wurde im Vorfeld des Verkaufsstarts in den einschlägigen Online-Foren schon heftig gelästert. In der Praxis überzeugt der neue Zweizylinder mit 95 PS Leistung und 98 Nm Drehmoment aber rundum. Völlig gutmütig hält die Abenteurer-Honda jenseits von 3000 Umdrehungen quer durchs Tourenband stets viel Vorwärtsdrang bereit. Kleine Verschalter werden locker weggesteckt und im oberen Tourenbereich geht es gar sportlich giftig zur Sache.

Dazu gibt es auf Wunsch jede Menge elektronische Helfer wie regulierbare Traktionskontrolle und abschaltbares ABS. Davon konnten die Fahrer der Ur-Africa Twin nur träumen. Für 1400 Franken Aufpreis bietet Honda zudem die DCT-Topversion mit moderner Doppelkupplung, die im Automatikmodus wahlweise in vier verschiedenen Fahrmodi gefahren werden kann. Ansonsten können die 6 Gänge auch ohne Kupplung per Knopfdruck hoch und runter geschaltet werden.

Fürs Fahren im Gelände gibt es den G-Knopf, der für Englisch Gravel, also Kies steht. In dieser Automatik-Einstellung ist alles, also die Schaltpunkte, ABS (hinten ausgeschaltet) und Traktionskontrolle, auf Enduro eingestellt. Der Fahrer kann sich zu hundert Prozent aufs Manövrieren im unwegsamen Gelände konzentrieren. Einfach nur Gas geben und Bremsen. Damit hebt Honda das Thema Reise-Enduro erneut auf eine neue Ebene. Die Legende Africa Twin kann weitergeschrieben werden.

Honda CRF1000L Africa Twin
Motor: Flüssigkeitsgekühlter Reihenzweizylinder
Hubraum: 998 ccm
Leistung: 95 PS / 7500 U/min
Drehmoment: 98 Nm / 6000 U/min
Testverbrauch: 5,4 l/100 km/h
Sitzhöhe: 850-870 mm
Gewicht vollgetankt: 232 kg
Verbrauch: 5,2 l/100 km
Preis: ab Fr. 15 230.-
(DCT-Topmodell mit Speziallack Fr. 16910.-)

Weitere Motorräder haben wir in unserem Archiv. Wir bedanken uns bei Daniel Huber.

Der Beitrag Honda Africa Twin erschien zuerst auf radicalmag.