Licht im Dunkel, Abarth Classiche-1889
Abarth Classiche
Es kommen gute Nachrichten aus Turin.
Man will sich ebendort zukünftig vermehrt und verstärkt um seine Geschichte kümmern. Das beginnt damit, dass man den Designer des neuen Fiat 500, Roberto Giolitto, zum Chef einer neuen Heritage-Abteilung gemacht hat. Eine gute Entscheidung, wir haben schon öfter mit Giolitto über altes Blech geplaudert, der Mann hat Ahnung nicht nur von Retro-Design, sondern vor allem auch von Historie. Giolitto ist bei FCA für die europäischen Klassiker zuständig, es gibt eine ähnliche Abteilung auch in Detroit (dort aber schon eine kleine Ewigkeit).
Wie gross das Budget ist, über das Giolitto verfügen kann, wissen wir nicht. Aber man geht in Turin ernsthaft an die Sache heran, will professionell Veranstaltungen mittragen und ab 2017 eigene Events aufziehen, man will die Clubs in aller Welt gezielt unterstützen, man will die Geschichte der einzelnen Marken ernsthaft aufarbeiten und komplett digitalisieren. Und dann ist da noch etwas: Abarth Classiche.
Man kennt das Spiel von anderen Herstellern. Da geht es zuerst einmal um die Zertifizierung. Abarth Classiche will Abarth-Besitzern dabei helfen, die Geschichte ihrer Fahrzeuge komplett aufzuarbeiten und dokumentieren zu können, dies am Schluss sinnvollerweise mit einem Echtheits-Zertifikat zu bestätigen. Doch man geht in Turin, auf dem Gelände der ehemaligen Fiat-Fabrik Mirafiori an der Via Plava, noch den wichtigen Schritt weiter: Es wurde auch eine Werkstatt eingerichtet, in der die Abarth wieder zu ehemaligen Glanz aufgebaut werden können. Die Voraussetzungen sind für einen Hersteller natürlich besser als für einen Provinz-Garagisten, so sehr spezialisiert er auch sein mag, der Zugriff aus die entsprechenden Ersatzteile ist einfacher, die Hintergrund-Informationen detalierter vorhanden.
Und man sieht am Erfolg von Ferrari Classiche, der ersten Klassik-Tochter eines Herstellers, dass solches Tun und Treiben sehr efolgreich sein kann; unterdessen haben viele andere Hersteller nachgezogen, zuletzt auch noch Porsche.
Die Geschichte von Abarth ist einerseits übersichtlich (weil sie eigentlich nur von 1949 bis 1972 gedauert hat), andererseits sehr verworren. Denn was ist Abarth genau, ein Hersteller, ein Tuner, ein Entwicklungsteam - und wo zieht man die Grenzen? Ein Aufkleber reicht wohl nicht, eine Auspuffanlage wahrscheinlich auch nicht - aber das Dilemma könnte gross werden. Schon bei der Präsentation der neuen Abteilung vergangene Woche war es zu sehen: echte Abarth gibt es so viele nicht, gepimpte Fiat-Abarth schon bedeutend mehr - und dann sind noch solche Fahrzeuge wie der Rallye-131-Mirafiori oder der wunderbare Lancia 037, die zwar bei Abarth entstanden sind, auch einen Abarth-Motor haben, aber nicht mit Abarth angeschrieben sind. Es dürfte spannend werden - und die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte bringt ja jeweils auch Licht ins Dunkel.
Und wenn wir das alles weiterdenken, was wir ja gerne machen, dann gibt es noch zwei weitere gute Nachrichten: Abarth Classiche wird wohl nicht allein bleiben innerhalb des Fiat-Konzerns, ganz besonders eine Abteilung Alfa Romeo Classiche dürfte sehr viel Sinn ergeben. Und dann fuhr zum Schluss der Präsentation noch ein Fiat 124 Abarth in die Halle - und das war wohl die Ankündigung dafür, dass es den neuen Fiat 124 Spider in absehbarer Zukunft auch in einer «gepimpten» Version geben wird, wir nehmen einmal an: der 1750er aus dem Alfa 4C. Das dürfte dann sehr nett werden.
(Die grossen, schönen Geschichten zu einzelnen Abarth, die kommen dann noch, wir haben da bereits eine schöne Sammlung zusammen.)
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