bigger is better (1), Cadillac Eldorado Biarritz 1956-1875
Cadillac Eldorado Biarritz 1956
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(Einfach, zur Erklärung für alle Leser mit europäischem Auo-Weltbild: Gipfel des deutschen Automobilbaus war Mitte der 50er Jahre die Baureihe W186 von Mercedes, ein sehr barockes Fahrzeug, angetrieben von einem 150 PS starken 3-Liter-Sechszylinder. Rolls-Royce hatte 1955 gerade den altertümlichen Silver Dawn durch den Silver Cloud ersetzt, auch sechs Zylinder, aber immerhin 4,9 Liter Hubraum, auch etwa 150 PS - Servolenkung und Klimaanlage gab es nur gegen Aufpreis. Verkaufszahlen von Mercedes und Rolls-Royce für diese beiden Modelle: nicht der Rede wert, bei den Engländern so im . Cadillac verkaufte aber in jenem Modelljahr, von dem hier die Rede sein wird, also 1956: 154'577 Fahrzeuge. Punkt. Nummer zwei, weltweit, war Lincoln mit 50'322 Stückern.)
Schauen wir zurück spät ins Jahr 1955, 24. Oktober, ein wichtiges Datum in der langen Geschichte von Cadillac. Selbstverständlich war Cadillac damals die führende Luxusmarke weltweit, baute nicht nur die fortschrittlichsten, sondern auch mit Abstand am meisten Autos im obersten Segment. Wie jedes Jahr, damals war das so üblich, präsentierte Cadillac seinen neuen Modell-Jahrgang, ausnahmsweise etwas früher. Aber es gab ja auch viel zu erzählen, grossartige Neuerungen standen an.
Erstmals seit seiner Einführung 1949 wurde der Hubraum des V8 vergrössert, stieg von 5424 cm3 auf 5981 cm3. Der Hub blieb mit 92 Millimetern gleich, die Bohrung wurde von 96,5 auf 101,6 Millimeter erhöht. Dies ergab bei einer Verdichtung von 9,75:1 neu 285 PS bei 4600/min und ein maximales Drehmoment von 390 Nm bei 2800/min. Gespeist wurden die acht Zylinder weiterhin von einem einzelnen Vierfach-Vergaser, der entweder von Carter oder von Rochester geliefert wurde.
Für eine bessere Kraftstoffversorgung wurde die Benzinpumpe weiter nach hinten, also näher zum Tank versetzt. Beim Eldorado wurden weiterhin zwei Vierfach-Vergaser verwendet, was dann eine Leistung von 305 PS bei 4700/min sowie ein maximales Drehmoment von 390 Nm bei 3200/min ergab. Damit erreichte das Eldorado-Triebwerk mit 51 PS/Liter die höchste Literleistung aller amerikanischen Motoren.
(Wobei es allerdings zu sagen gilt, dass die amerikanischen PS-Angaben der damaligen Zeit eher mit Vorsicht zu geniessen sind. Bei Cadillac wurden sie in einem «General Motors Corporation Engine Test Code 20» Prüfverfahren ermittelt, bei dem weder der Anlasser noch der Luftfilter noch der Einlasskrümmer montiert waren sowie der Zündpunkt von Hand reguliert werden durfte.
Damit waren die PS-Zahlen einigermassen unrealistisch, es gilt allerdings auch zu sagen, dass die anderen Hersteller ihre Leistungsangaben sogar ohne Auspuff, Benzin- und Wasserpumpen und Generator ermittelten.)
Zu den technischen Verbesserungen des Modelljahrgangs von 1956 gehörten sicher auch die Bremsen. Beide Zylinder des Haupt- und des Servosystems waren nun in einer Einheit, was sich vor allem bei Reparaturarbeiten bezahlt machte. Ausserdem wurde der Pedaldruck und der Pedalweg verringert, so dass die Bremsen schneller ansprachen. Neu war auch die Servolenkung, die weiterhin von Saginaw geliefert wurde. Das Umlenkverhältnis wurde von 21,3:1 auf 19,5:1 verringert, so dass auch beim Lenken weniger gearbeitet werden musste, was sich vor allem beim Parkieren erfreulich bemerkbar machte.
Bei so vielen Änderungen unter dem Blech war es fast verständlich, dass Cadillac an das Blech selber nicht mehr gross Hand legte. Einmal mehr wurde der Kühlergrill überarbeitet, er wurde feiner modelliert und war auf Wunsch – in Anlehnung auf einem im Film «The Solid Gold Cadillac» – auch mit einer Goldlegierung erhältlich, die Blinker und Positionslichter wanderten unter die Stossstange. Ebenfalls golden war das neu gestaltete Markenemblem, bei dem das V einen grösseren Winkel erhielt. Hinten wurden die neu ovalen Auspuffrohre höher angesetzt, blieben aber weiterhin in den Stossstangenhörnern. Die Stossstange selber wurde etwas vergrössert, die sechs vertikalen Chromleisten verschwanden so schnell wieder, wie sie 1955 gekommen waren, und die Aussparung für das Nummernschild wanderte weiter nach unten. Im Profil gesehen, erschienen die neuen Modelle einiges gestreckter. Dies wurde durch die noch stärkere Betonung des weiterhin überflüssigen Lufteinlasses auf den hinteren Kotflügeln und die längere Linie des vorderen Kotflügels erreicht, die sich vom hinteren Ende der Türen bis zu den Lampenüberdachungen erstreckte.
Gleichzeitig mit dieser Detailarbeit wurden alle Cadillac auch kürzer: Der Series 62 Sedan mass neu 546 Zentimeter (vorher 549 Zentimeter), die restlichen Series 62 564 Zentimeter (vorher 567 Zentimeter), die Series 75 schrumpfte auf 599 Zentimeter (vorher 602 Zentimeter), und auch der Eldorado musste Federn lassen und war logischerweise gleich lang wie die Series 62. Auch innen wurde alles etwas kleiner, allerdings nur unwesentlich, denn Cadillac versah die Armaturenbretter neu mit einem Handschuhfach, dass gemäss Umfrage von 41 Prozent der Kunden sehnlichst gewünscht worden war. Nur 37 Prozent verlangte es nach einem zweiten Aschenbecher, aber selbstverständlich war auch dieser Kundenwunsch für Cadillac ein Befehl. Auf Wunsch erhielt die Klientel auch einen von innen einstellbaren Rückspiegel auf der Fahrerseite, der besonders in Verbindung mit dem ebenfalls gegen Aufpreis erhältlichen, elektrisch sechsfach verstellbaren Fahrersitz oft zum Einsatz kam. Insgesamt standen 23 Farben für die Karosserie und 86 verschiedene Kombinationsmöglichkeiten für die Interieurs zur Auswahl.
Zwei neue Modelle machten diese Auswahl noch schwieriger: Am besagten 24. Oktober 1955, also rund einen Monat vor der offiziellen Präsentation des neuen Modelljahrgangs am 18. November, wurden der Eldorado Seville und der Series 62 Sedan de Ville vorgestellt. Der Eldorado Seville war der geschlossene Bruder des neu Eldorado Biarritz genannten Cabriolets (das wir hier zeigen) und offerierte für 6501$ so ziemlich jeden Luxus, den man sich bei einem Automobil Mitte der 50er Jahrenur vorstellen konnte. «Der Eldorado Seville stellt alles dar, was Cadillac so bekannt gemacht hat», griff die Werbeabteilung für ihr neues Modell einmal mehr heftig in die Tasten, «er ist ein «Dream Car» für die Strasse.» Für das neue Topmodell – nur die Series 75, die auch einiges mehr an Material verbrauchte, war noch teurer – änderten die Designer noch einmal das Heck und liessen auch im Innern nur die feinsten Stoffe zu Zug kommen. Von den insgesamt 6050 verkauften Eldorado des Jahres 1956 waren immerhin 3900 Sevilles.
Noch grössere Akzeptanz fand bei den Kunden die zweite neue Karosserievariante, der Sedan de Ville: 41'732 Exemplare wurden noch 1956 produziert, mehr als Packard und Chrysler Imperial zusammen. Der zweitürige Vierplätzer mit dem pfostenlosen Dach wurde von Cadillac gepriesen als «wunderbare Ergänzung zum weltberühmten Coupé de Ville. Der Sedan de Ville bringt seinem Besitzer den Komfort, den Raum und die Bequemlichkeit eines Viertürers, verbunden jedoch mit der Brillianz und dem Charme eines Coupés».
Mehr Cadillac gibt es in unserem Archiv.