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Bilderstrecke Matra MS670

Published in radical-mag.com

Der Le-Mans-Gewinner

Mécanique Avion TRAction, besser bekannt als Matra, wurde schon 1941 gegründet, also: mitten im 2. Weltkrieg. Die Geschichte mit dem Flugzeug- und Rüstungsbau lassen wir mal aussen vor, 1964 übernahm Matra die Automobiles René Bonnet, aber das hatten wir schon mal beim Djet. Doch der charismatische Chef von Matra, Jean-Luc Lagardère, gab 1964 auch gleich eine klare Weisung an seine Mitarbeiter aus: «Ich geb Euch zehn Jahre, um die Formel 1 und die 24 Stunden von Le Mans zu gewinnen.» 1965 gewann Jean-Pierre Beltoise mit dem MS1 das erste Formel-3-Rennen, 1968 gewann Jackie Stewart auf einem Tyrell-Matra MS10 das erste Formel-1-Rennen, mit dem Matra MS80 (angetrieben von einem Ford-Cosworth-Motor) wurde Stewart 1969 Weltmeister und die Marke holte auch gleich noch den Konstrukteurstitel.

Blieb noch Le Mans. Da wurde es etwas härter und dauerte etwas länger. Das hatte aber einen Grund: Lagardère verlangte es unbedingt nach einem V12. «Ich wollte, dass sich unser Motor allein schon durch seine Geräuschentwicklung von allen anderen unterscheidet», erklärte er, «man sollte auf Anhieb erkennen: das ist der Matra-V12.» Chefkonstrukteur Georges Martin baute das gewünschte 3-Liter-Aggregat, das sich für die Formel 1 als zu schwer erwies, in der Langstrecken-WM aber absolut konkurrenzfähig war. 1968 trat Matra mit dem 630M an (und Henri Pescarolo schaffte eine grandiose Leistung), musste aber aufgeben, genau wie die Matra 650 und 660 in den Jahren 1969, 1970 und 1971 ebenfalls keinen Blumentopf gewinnen konnten.

Doch dann kam das Rennwochenende vom 11./12. Juni 1972. Es gab wieder einmal ein neues Reglement, die 5-Liter-Motoren waren verbannt worden, Matra gehört mit seinem erprobten 3-Liter-V12 zu den Favoriten, obwohl Porsche den 908 einsetzte, Alfa den Tipo 33 und Lola den T280 (unter anderem mit Jo Bonnier, der nach einem Unfall um 8 Uhr morgens noch auf der Strecke verstarb). Nach 24 Stunden standen Henri Pescarolo/Graham Hill mit ihren Matra 670 ganz oben auf dem Podium, gefolgt von Cevert/Ganley, ebenfalls auf Matra. Die Ingenieure von Matra hatten die Vorgabe von Lagardère erfüllt, und das auch noch deutlich vor der Zeit. 1973 und 1974 gewannen Pecarolo und der Matra MS670 noch zwei weitere Male die 24 Stunden von Le Mans.

Das Fahrzeug, das wir hier zeigen, ist der Matra MS670 mit der Chassisnummer 670-01, exakt jenes Fahrzeug, mit dem Pescarolo/Hill 1972 in Le Mans gewinnen konnten. Der Wagen befand sich seit dem grossartigen Sieg von 1972 immer in Besitz von Matra – und wurde von Artcurial im Februar 2021 für stolze 6’907’200 Euro versteigert, am 5. Februar 2021. Erwartet worden waren mindestens vier Millionen Euro; dass es so viel mehr wurde, zeigt auf, dass eine Einschätzung dieses historisch so wertvollen Fahrzeugs schwierig war. Aber so viele Le-Mans-Sieger gibt es ja nicht zu kaufen. Und von diesem hier gibt es auch noch ein Video.

Der Beitrag Bilderstrecke Matra MS670 erschien zuerst auf radicalmag.