Panoz AIV Roadster
Spielzeug
Der Berichterstatter arbeitet ja nun seit als 35 Jahren als ebensolcher – und dann und wann, wenn er mal wieder eine schräge Konstruktion entdeckt, kommen auch die entsprechenden Erinnerungen auf. Als er kürzlich den Panoz AIV Roadster sah, der bei RM Sotheby’s zur Versteigerung stand, dämmerte es ganz weit hinten in irgendwelchen dunklen Ecken des Kleinhirns: Da war doch einmal etwas gewesen. Und richtig, so langsam kam es wieder: der Rinspeed SC-R von 1996. Der basierte zwar nicht auf dem Panoz AIV Roadster, sondern noch auf dessen Vorgänger mit der einfacheren Bezeichnung Panoz Roadster, aber gefahren ist eben jener Berichterstatter beide, damals. Zu behaupten, dass die Erinnerungen noch sehr klar sind, wäre aber übertrieben – und wo sich die Artikel von einst befinden, das ist noch ein Rätsel.
Die Geschichte ist sowieso etwas kompliziert. In den 80er Jahren entstand in Irland, nicht gerade als Mutter des Automobilbaus berühmt, bei der Thompson Manufacturing Company der TMC Costin, ein eher eigenartiges Konstrukt, das optisch an den Lotus Seven erinnerte, aber unter dem Plastik über einen sehr stabilen Gitterrohr-Rahmen verfügte, der tatsächlich von Frank Costin entwickelt worden war. Frank Costin kennen unsere Leser von Lister, er hatte auch bei Lotus gearbeitet und war der zweite Teil bei Marcos. Etwa 40 Exemplare des TMC Costin wurden mit groben Verlusten gebaut, eigentlich war seine Karriere damit schon zu Ende (was durchaus an der furchtbaren Optik gelegen haben dürfte), doch dann kam der Amerikaner Don Panoz und kaufte die Konkurs-Masse auf.
Don Panoz (1935 – 2018) war doch eher umtriebig. Er kaufte sich mehrere Getränke-und Pharma-Firmen, investierte in Weinberge – und gründete eine Auto-Firma sowie einen Rennstall. Und ausser mit den eigenen Automobilen verdiente er so richtig viel Geld, er war Besitzer der Rennstrecken von Sebring, Road Atlanta und Mosport in Kanada, er gründete die American-Le-Mans-Series und auch noch Petit Le Mans, die er später an die Nascar/IMSA verkaufte. Mit seinen eigenen Rennfahrzeugen schaffte Panoz auch Klassensiege in bei den 24 Stunden von Le Mans, er achtete dabei streng darauf, dass seine Kunden auch gut bezahlten, damit sie seine durchaus siegfähigen Maschinen bewegen durften.
Doch zurück in die frühen 90er Jahre. 1989 hatten Don Panoz und sein Danny also das TMC-Ding am Bein und wollten daraus einen anständigen offenen Sportwagen machen. Sie engagierten Freeman Thomas als Designer, der ihnen ein nettes Spielzeug entwarf (und dabei das Dach vergass), bei dem sich die Costin-Konstruktion mit amerikanischer Grossserien-Technik verbinden liess, sprich: Ford Mustang. Die Panoz Roadster erhielten ein positives Echo, sie waren knapp über 1100 Kilo schwer und mit den 4,9-Liter-V8 auch anständig motorisiert. Trotzdem entstanden nur 44 Stück – wie viele davon von Frank Rinderknecht für Rinspeed übernommen wurden und zu mindestens 100’000 Franken teuren SC-R (SC für «Super Charged» und R wohl für Retro) umgebaut wurden, ist nicht ganz klar. Die Produkte aus der Schweiz, gerne sowohl innen wie auch aussen komplett in Orange, waren den Panoz aber in Sachen Qualität klar überlegen, das Fahrwerk besser, die Lenkung so, dass man den Kurvenausgang auch tatsächlich fand.
Ab 1994 entwickelte den Panoz aber einen neuen Roadster mit einem Rahmen, der komplett aus Aluminium gefertigt wurde. Das war damals ziemlich sensationell. der AIV Roadster war nicht nur leichter, sondern mit dem fortschrittlicheren 4,6-Liter-SVT-Cobra-Motor und seinen über 300 PS auch deutlich besser motorisiert. Weil Panoz den Fahrspass in den Vordergrund stellte, gab es die Spielzeuge nur mit manuellem 5-Gang-Getriebe, was die Kundschaft in den USA klar einschränkte. Man geht davon aus, dass Panoz vom AIV Roadster 10 Prototypen und 176 Serien-Fahrzeuge produzierte – das gute Stück, das wir hier zeigen, hatte nur nur einen Vorbesitzer und nicht einmal 300 Meilen auf dem Zähler.
Mehr ganz spezielle Fahrzeuge gibt es bei: Die Aussergewöhnlichen. Und sonst ist da immer auch noch unser Archiv.
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