Schönheiten
Top 10: die hübschesten Motoren
Anlass für diese Liste ist der oben abgebildete Motor des BMW M760Li*. 600PS und 800Nm aus 6.6 Litern Hubraum, zwölf Zylindern und zwei Turboladern. Und dann findet man diese Plastikwüste unter der Haube.
Motorräume haben einmal so schön ausgesehen. Man zeigte, was man hatte. Mit echtem Stolz. Heute wird verschalt und zugeschustert – nicht, dass am Ende noch das echte Motorgeräusch den teuer intonierten Synthesizer im Innenraum aus dem Takt bringt…
Deshalb hier nun – als Kur für die Augen, quasi – die zehn schönsten Motoren der Welt. Übrigens: nur die seit den 2000ern. Denn, man mag es kaum glauben, vor ganz kurzem war die Welt noch sehr in Ordnung!
Platz 10: der 4.8 Liter V10 im Lexus LFA
Fast, so scheint es, also wolle der Luftfilterkasten den Motor umarmen. Eh klar, denn der furios auf 9000 Touren drehende V10 (der extra deshalb einen digitalen Drehzahlmesser bekam, weil ein analoger nicht hätte Schritt halten können!) ist ein ganz feines Renntriebwerk. In absoluten Zahlen mit 560PS und 480Nm zwar eher abgeschlagen hinter der Konkurrenz, der Faszination tut das aber keinen Abbruch.
Platz 9: der 3.2 Liter R6 im BMW M3 CSL
Der beste Reihensechszylinder aus München? Ganz klar. Das 360PS starke Triebwerk aus dem besonders leichten M3-Sondermodell. Nicht allein wegen des Klangs des Carbon-Luftsammlers. Kein Motor vor und nach ihm war so nah am Rennsport – wie die Leistungsdaten zeigten. Nicht immer erreichten die Reihensechser ihre angegebenen Nennwerte. Was ein Indiz dafür ist, wie nah BMW an der Grenze des Machbaren war in jenen Tagen. (Und nein, kein S14, weil a) zu alt, b) serienmäßig nicht mit Carbon-Airbox!)
Platz 8: der 3.2 Liter V6 im Alfa 156 GTA
Wer einmal die polierten Ansaugrohre im V des Arese-Sechszylinder gesehenen hat stimmt zu. Selten hat ein Motor schöner ausgesehen, als der V6 von Alfa. Mit bis zu 250PS ließ er dank Geräusch und Ansprechverhalten fast vergessen, das seine Kraft meist nur über die Vorderräder auf die Straße gebracht wurde. Nach ihm kam der GM-Gussklumpen und, irgendwie, das Vergessen. Denn: was ist geworden aus der einst so stolzen Marke?
Platz 7: der 2.0 Liter R4 im Honda S2000
120PS pro Liter Hubraum. Honda legte eine neue Messlatte für den sportlichen Serienmotorenbau. Dabei hatte das S2000-Triebwerk nicht viel mit der Serie zu tun. Titanpleuel, dreistufige Vanos, handpolierte Ansaugkanäle und eben: 9000 Umdrehungen. Ein Wahnsinn. Auch heute noch. Und mit dem roten Ventildeckel in aufwändiger Schrumpflack-Ausführung, ist der Reihenvierer auch ein ausnehmend schönes Triebwerk.
Platz 6: der 13.6 Liter V16 im Cadillac Sixteen
Okay, ein bisschen geschummelt haben wir schon – den Sixteen gab es nie zu kaufen. Aber es gab in den letzten siebzig Jahren auch keinen solch monumentalen Motor mehr. 13.6 Liter Hubraum, aufs glänzendste poliert und mit hinreißender Auspuffanlage. 1000PS und 1350Nm, frei saugend versteht sich. Verwaltet von einer Viergang-Automatik, versteht sich auch. Cadillac wollte mit dem Sixteen übrigens seine Effizienz-Kompetenz zeigen. Denn dank Zylinderabschaltung läuft der Sixteen meist nur als Four, ab und an auch als Eight.
Platz 5: der 6¾ Liter V8 im Bentley Brooklands
Six and three-quarter. Alles andere ist kein Bentley. Der ganze neumodische Zirkus, der unter VW-Ägide in Crewe einzog, lässt einen echten Bentley kalt. Warum? Weil der traditionelle V8 auch nach 50 Jahren Bauzeit noch alles in den Schatten stellt. 530PS und 1050Nm – auf Befehl des Chauffeurs konnte der V8 mit seinem polierten Ansaugschmuckstück ein veritables Erdbeben entfachen. Das dabei bloß zwei Ventile pro Zylinder und eine untenliegende Nockenwelle zum Einsatz kommen? Der Gentleman genießt und schweigt.
Platz 4: der 4.7 Liter V12 im Ferrari F50
Niemand hat den Ferrari F50 auf dem Plan. Ein Auto, das seit seinem Erscheinen im Schatten des Vorgängers steht. Erst der Enzo galt als echter Nachfolger für den F40. Dabei stimmt das alles nicht. Der F50 war ein sensationelles Auto. Mit einem noch sensationelleren Motor. Im Gegensatz zu den blumigen Broschürensprüchen anderer Hersteller, stammte der V12 des Italieners tatsächlich direkt aus der Formel 1. Auch war der 520PS starke Motor eines der ersten Triebwerke, das als tragendes Teil konstruiert wurde und so einen Hilfsrahmen überflüssig machte. Bei soviel Rennsport-Genen ist dann auch egal, dass er auf die legendärere „testa rossa“-Zylinderköpfe verzichten musste. Schwarz steht ihm eh gut.
Platz 3: der 5.3 Liter V8 im Aston Martin Vantage V600
Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Manchmal auch als Dorn. Egal, unter der Haube des barocken Vantage rief Aston Martin zur Materialschlacht. 5.3 Liter V8 – gut. Kompressoraufladung – besser. Noch ein Kompressor – noch besser. Das Ergebnis: 612PS, 814Nm, 322km/h und 3.9 Sekunden auf 100. Zu einer Zeit, in der selbst Ferrari und Lamborghini gerade so auf die 400er kamen. Wahnsinn!
Platz 2: der 6.1 Liter V12 im McLaren F1
Als Gordon Murray die Idee für seinen F1 kam, war ihm auch klar, wer ihm den Motor bauen sollte: Paul Rosche. Mit ihm hatte er nicht nur einen Formel 1-Titel gewonnen, sondern er wusste auch, dass der findige Bayer sicher schon etwas in der Schublade hatte. Hatte er. Im Prinzip zwei zusammengeschraube M3-Reihensechser jener Zeit. Verfeinert mit edlen Motorsportzutaten. Die 627PS des fertigen V12 lagen weit über den Vorgaben Murrays, was dazu führte, dass der McLaren F1 erst sieben Jahre nach seiner Rekordfahrt auf 391km/h vom Bugatti Veyron abgelöst wurde.
Platz 1: der 6.0 Liter V12 im Pagani Huayra
Es war klar, der Pagani musste gewinnen. Einer solchen Orgie aus eloxiertem Aluminium, Magnesium, Titan und Kohlefaser kann kein anderes Triebwerk das Wasser reichen. Auch sonst wird es schwer dem doppelt aufgeladenen Sechsliter von AMG zu folgen. 730PS und 1000Nm (abgeregelt!) sind eine Ansage. Aber wir wollen lieber schweigen. Und den Anblick genießen. Im Huayra BC gibt es das Ganze jetzt übrigens nochs doller.
*zum BMW M760Li haben wir noch eine ausführlichere Meinung, denn die Verschalung unter der Haube ist nicht sein einziges Problem.
fm/Werk
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