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Die blaue Lagune, Fahrbericht Mercedes C-Klasse-Coupé-1767

Published in radical-mag.com

Fahrbericht Mercedes C-Klasse-Coupé

Noch nicht erstellt
Kürzlich besuchten wir das «Museu Nacional dos Coches» in Lissabon; dort geht es nicht um Autos, aber dafür um Kutschen. Und dort lernten wir, dass es schon einst, als noch Kutschen über unsere Strassen fuhren, das Coupé gab. Damals sass der Fahrer noch draussen, die geschlossene Karosse dahinter war «coupé», also abgeschnitten, was bedeutete, dass nur zwei Personen Platz fanden darin. Es gab damals, als vorne noch ein Pferd zog, auch den Break schon, und die Berline, das Cabriolet, den Imperial, den Phaeton, und überhaupt.

Auch bei den Automobilen gehörte das Coupé zu den frühsten Karosserieformen, einst waren damit auch tatsächlich Zweisitzer mit einem stark nach hinten abfallenden Dach gemeint, doch über die Jahre hat sich der Begriff erweitert, auch Vier- oder gar Fünfplätzer dürfen die Bezeichnung tragen. So ein bisschen eleganter, sportlicher als eine klassische Limousine darf so ein Coupé aber schon sein.

Bei Mercedes-Benz haben die Coupé eine lange Tradition (wir haben welche in unserem Archiv auf www.radical-classics.com, schöne Sachen), einst selbstverständlich als ganz klassische Zweisitzer (langlang ists her), doch irgendwann waren es einfach Zweitürer mit 2+2-Sitzen, dann auch mit vier oder gar fünf Plätzen. Das neue Coupé der C-Klasse folgt ganz den jüngeren Traditionen, vier Personen finden bestens darin Platz, auch wenn der Zustieg nach hinten nur Menschen ohne Rückenprobleme zugemutet werden sollte. Und über zu viel Beinfreiheit werden sich die hinten sitzendem Passagiere auch nie lautstark beklagen. Man kann das auch so sehen: die Schwiegermutter muss man da nicht transportieren wollen. Was wiederum auch ziemlich gut erklärt, weshalb der Altersdurchschnitt der Coupé-Kunden bei Mercedes eher im Bereich des gestandener Pensionäre liegt, haben solche doch keine zu transportierenden Schwiegermütter mehr.
Fahrbericht Mercedes C-Klasse-Coupén
Fahrbericht Mercedes C-Klasse-Coupé
Doch die «billigen» Plätze stehen auch nicht im Vordergrund - es geht um die Optik von aussen und das Vergnügen jener, die vorne sitzen dürfen.

Am meisten Freud', optisch und noch mehr in Sachen Geräuschentwicklung, bereitet selbstverständlich das stärkste Modell, das Mercedes-AMG C63S Coupé. Angetrieben wird es vom auch im Sportwagen AMG GT verbauten 4-Liter-V8-BiTurbo, der 510 PS leistet und ein maximales Drehmoment von 700 Nm schon ab 1750/min erreicht. Auf dem Papier rennt der flotte Benz in 3,9 Sekunden auf 100 km/h, ist elektronisch abgeriegelt 250 km/h schnell (290 km/h mit dem optionalen «Driver's Package», Bestell-Code 250, inklusive Fahrkurs) und verbraucht gemäss Norm dennoch im Schnitt nur 8,6 Liter auf 100 Kilometern. Nun, er wiegt massive 1800 Kilo, in Worten: eintausendachthundert, und das ist so ein bisschen gar viel.
Fahrbericht Mercedes C-Klasse-Coupé
Fahrbericht Mercedes C-Klasse-Coupé
Fahrbericht Mercedes C-Klasse-Coupé
Fahrbericht Mercedes C-Klasse-Coupé
Fahrbericht Mercedes C-Klasse-Coupé
Man beachte hierbei unsere Zurückhaltung in der Wortwahl, auch den fehlenden Vergleich mit der Konkurrenz - und deshalb suchen wir jetzt auch nicht weiter nach Sätzen für das Design, sonst werden wir wieder missverstanden.

Gerne würden wir hier auch etwas erzählen, wie sich dieses Gerät so fährt, was es auf der Rennstrecke kann, doch bei einer ersten Versuchsfahrt hatte es ausschliesslich und dafür stark geregnet. Ja, Nebel hatte es auch noch, dichten. Das macht mit einem derart starken Fahrzeug etwa gleich viel Freude wie die Lektüre der aktuellen Presse-Mittelungen des Volkswagen-Konzerns. Oder ein Reifenwechsel mitten auf der Nordschleife. Oder der Besuch eines veganischen Restaurants. Oder Filterkaffee. Wahrscheinlich hätten wir einen Dacia Düster schneller über die so wunderbare Ascari-Rennstrecke in Südspanien bewegen können, bei diesen Witterungsbedingungen. Denn wenn 1,8 Tonnen mal ins Rutschen kommen, dann. Für Fahreindrücke mit dem groben Teil müssen auf andere Websites verweisen, die bei schönem Wetter antreten durften, etwa www.bigblogg.com, autophorie.de und (mit Video) passion:driving.de (es folgen dann noch mehr, sobald wir was finden).

Dass aber das C-Coupé ein erfreulich fahraktives Fahrzeug ist, konnten wir schon in den gemässigteren Versionen feststellen. Es gibt die sportliche C-Klasse vorerst auch noch mit zwei Diesel-Motoren (170 und 204 PS) sowie vier weiteren Benzinern (156, 184, 211 und 245 PS, als AMG C63 auch noch mit 476 Pferden, aber von dem wird in der Schweiz wohl kein Stück verkauft, im Gegensatz zum S), geschaltet entweder manuell über 6 Gänge oder dann automatisch mit 7 oder gar 9 Stufen. Auch mit den schwächeren Motorsierungen kann das Coupé, dessen Karosse im Vergleich zur Limousine dem Boden 15 Millimeter näher ist, mit einer sehr ausgewogenen Fahrwerksabstimmung gefallen. So richtig gut ist es dann mit dem optional erhältlichen Airmatic-Fahrdynamik-System, das inklusive einer Luftfederung geliefert wird.
Fahrbericht Mercedes C-Klasse-Coupé
a ist der Daimler dann auf Knopfdruck entweder Sänfte - oder so ein bisschen Rennwagen. Auf öffentlichen Strassen ist man mit der Komfort-Stellung am besten bedient, dann geht es so, wie wir es mögen: fast'n'smooth. Eine Revolution darf man nicht erwarten, alles fein, alles gut, aber halt auch alles wie gehabt.

Zu gefallen wissen zudem die sehr saubere Verarbeitung und die vorbildliche Ergonomie im Innenraum. Die Liste an Assistenz-, Sicherheits- und Infortainment-System ist von einer Ausführlichkeit, dass wir uns die Lektüre sowie die Wiedergabe sparen wollen: Man darf davon ausgehen, dass es alles gibt, was heute technisch machbar ist - wenn halt auch oft nur gegen Aufpreis. Aber irgendwo muss der Stern ja Geld verdienen, denn die Preisskala für das neue Coupé beginnt mit dem C180 schon bei 41'800 Franken. Nach oben wird sie vom AMG C63S Coupé begrenzt, der mit mindestens 105'800 Franken aufs Portemonnaie schlägt.

Mehr Mercedes gibt es in unserem Archiv.