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In bester Tradition, Fahrbericht Peugeot 308 GTi 2285

Published in radical-mag.com

Fahrbericht Peugeot 308 GTi

Noch nicht erstellt
Peugeot geht bei den kompakten Sportlern weiter. Nach dem 208 GTi, kommt nun der 308er. Gemacht nach dem selben Rezept wie der kleine Löwe bietet der 308 viel Sport fürs Geld. 270 PS werden aus dem kleinen Turbobenziner generiert. Dazu gibts 330 Nm an maximalem Drehmoment und ein manuelles Sechsganggetriebe. Betrachtet man nur die Zahlen, ist er einem Golf GTI überlegen und auf Augenhöhe mit Ford Focus ST. Nur zum Seat Leon Cupra felt ihm etwas die Leistung. Doch, der Vergleich mit den erwähnten Autos hinkt. Nein, wir wollen damit nicht sagen, dass der 308 GTi unvergleichlich ist. Aber, er ist halt ein wenig anders. Er ist kein knallhartes Rennstrecken-Heizgerät wie zum Beispiel ein Opel Astra OPC, aber es gibt ihn auch nicht als Kombi wie den Ford. Er ist - irgendwie - Französisch...

Klar, mit einem Leergewicht (DIN) ab 1205 kg ist der Franzose erst mal ein Leichtgewicht. Und das spürt man sofort, der 308 ist als Gti enorm agil. Egal ob auf der Landstrasse oder - erst recht - auf der Rennstrecke, der Löwe macht das richtig gut. Und dank der mechanischen Quersperre bringt man die Leistung des Benziners auch sehr gut auf den Asphalt. Beibehalten wurde das für einige sehr gewöhnungsbedürftige Cockpit-Layout mit dem kleinen Lenkrad, über das hinweg man auf die Armaturen schaut. Wir haben uns längst daran gewöhnt, zumindest auf der Strasse. Auf der Rennstrecke werden wir uns wohl nie an das kleine Lenkrad gewöhnen, aber wir sind ja auch alt und mögen lieber grosse und dünne Lenkräder.

Egal, wir fahren erst einmal etwas auf der Strasse. Und da macht der Franzose seine Sache wirklich gut. Obwohl von Peugeot Sport massgeblich mitentwickelt rollt der 308 GTi wie seine konventionellen Brüder in Sochaux vom normalen Produktionsband. Das merkt man bei der Verarbeitung, das Auto ist innen wirklich gut gemacht. Der Innenraum ist mit dem der normalen Modelle fast identisch. Nur so ein paar Sport-Applikationen und so unnütze Dinge wie mit Metall beschlagene Pedale hätte man sich auch sparen können. Gar nicht verzichten würden wir aber auf die wunderbaren Leder-Sportsitze. Unglaublich bequem und dennoch auch für die Rennstreckenhatz geeignet - Chapeau.


Genauso so bequem zu bedienen ist das Getriebe. Relativ kurze Schaltwege, exakt genug geführter Schalthebel - das passt. Klar, es gibt knackigere Schaltboxen, aber es gibt eben auch - viele - üblere. Wenn man mit dem scharfen 308 einfach so ein bisschen rumfährt fühlt er sich an wie eine ganz normale Limousine. Für einen Sportler guter Federungskomfort, genügend Dampf in allen Lebenslagen und das bekannte Bediensystem der PSA-Gruppe mit dem zentralen Tochscreen. An den gewöhnt man sich sehr schnell, auch an die «Satelliten» am Lenkstock und die Tasten auf dem Lenkrad. Aber da gibt es noch einen ominösen Sport-Knopf beim Schalter der elektrischen Handbremse. Drückt man den, macht der GTi einen Sport-Löwe. Also optisch, die Zifferblätter werden rot hinterleuchtet, im Zentraldisplay sieht man dann Anzeigen für Ladedruck, Leistung- und Drehmomentabgabe oder die anstehenden G-Kräfte. Alles nett, aber irgendwie auch - ach lassen wir dass. Klar, auch die Kennlinie des Gaspedals wird geschärft, immerhin. Und, das Soundmodul nimmt seine Arbeit auf. Immerhin, der 308 GTi klingt nicht künstlich. Sondern: richtig gut, wie auch im Video zu hören ist.





In nur sechs Sekunden soll der Franzose aus dem Stand auf 100 km/h beschleunigen. Ein Wert, den wir gerne glauben wollen, der GTi zieht richtig gut. Aber auf der Rennstrecke zählen andere Werte. Ein messerscharfes Fahrwerk zum Beispiel. Doch so ein Nordschleifen-Setup hat auch einige Nachteile. Es ist meist enorm unbequem, nicht ganz einfach zu Fahren und auf der Strasse eine Qual. Hier ist der Peugeot ganz anders. Er ist eigentlich zu weich abgestimmt, ganz in alter Tradition der Peugeot-Sportmodelle. Und dennoch ist die Rennstrecke mit dem GTi eine Freude. Weil er wunderbar einfach zu beherrschen ist. Weil er lebendig wirkt, auch mal wilder nachwippt, dank des geringen Gewichts macht es einfach Spass den Pöscho um die Kurven zu hetzen. Und dank der Sperre ist auch Traktion nur ganz selten ein Thema. Doch wer schnell ist, muss ab und zu auch mal Bremsen. Das klappt ganz wunderbar, die etwas eigenartig geschlitzten Bremsscheinen (Durchmesser vorne satte 38 cm) werden von Vierkolbenzangen in die Mangel genommen. Und diese Anlage scheint sehr standfest, denn der Racetrack in Braga nahe Porto geht doch ziemlich auf die Bremse. Doch das hat die Stopper in keinster Weise beeindruckt.

Unser Fazit: der 308 GTi ist wie sein kleinerer Bruder ein tolles Sportgerät. Das sind viele andere auch, aber wohl ganz selten wurden erhöhte Sportlichkeit und voller Alltagsnutzen so fein verbunden. Uns jedenfalls hat der Löwe sehr gut gefallen. Der 308 GTi wäre ein wunderbares Redaktionsauto, wenn wir denn einen Neuwagen als Dienstfahrzeug haben möchten. Natürlich hat der Spass auch seinen Preis. Mindestens 42'000 Franken (ohne iregndwelche Boni) muss man für einen 308 GTi hinlegen. Nicht wenig Geld, aber wie wir finden, eine durchaus gute Investition.

Mehr Peugeot gibts im Archiv.
 



Text: Cha, Fotos: Werk