Nippon meets Europe, Fahrbericht Subaru Levorg 2283
Fahrbericht Subaru Levorg
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Levorg statt Legacy heisst es nun bei Subaru. Aber nicht nur der Name hat sich geändert, sondern auch der Ansatz. Denn der Levorg ersetzt den Legacy, der in seiner Version (5. Generation) von Design, Abmessungen und Anspruch ganz klar auf die USA zugeschnitten war. Entsprechend bescheiden war der Erfolg der letzten Legacy-Generation in der Schweiz und in Europa. Nun hat man mit dem Levorg wieder die Europäer im Fokus. Der Levorg entspricht in seinen Abmessungen beinahe exakt dem Legacy der vierten Generation, ist ein klassischer Kombi und hat vor allem: einen richtig gut gemachten Innenraum.
Die Optik aussen ist bei Subaru ja immer so eine Sache. Vor allem die grosse Lufthutze auf der Motorhaube gibt immer wieder Anlass zu Diskussionen. Doch bei Subaru erfüllt sie - im Gegensatz zu einigen anderen Herstellern, die so eine Hutze auch verbaut haben - einen Zweck. Sie leitet Kühlluft zu dem liegend auf dem Boxermotor montierten Ladeluftkühler. Deshalb lassen wir die Kunden entscheiden, ob der Levorg gefällt. Wir finden, es ist einer der hübschesten Subaru so far. Und wenn wir schon beim Motor sind: Subaru hat sich beim Levorg auch für das Downsizing-Prinzip entschieden. Zwar sind es immer noch vier Zylinder, aber der Hubraum beträgt nur 1,6 Liter. Wir erinnern uns nur ungern an die kleinen Boxer, der freisaugende 1500er zum Beispiel war in etwa so emotional wie Günter Netzer beim Kommentieren eines Fussballspiels von Togo gegen die Virgin Islands. Kein Dampf, egal welche Drehzahl ansteht und Drehmoment war dem 1,5 Liter in etwa so fremd wie dem deutschen Mallorca-Touristen die spanische Küche. Beim Levorg ist alles anders. der 1600er wird von einem Turbolader unter Druck gesetzt, dazu gibts Benzindirekteinspritzung und ein Stopp-Start-System. 170 PS leistet der Vierventiler und bietet ein maximales Drehmoment von 250 Nm. Klar, dass sind keine berauschenden Zahlen, zumindest auf dem Papier nicht. Aber, im Vergleich mit den grossen Vierzylindern der Marke (ohne Aufladung) wird klar, dass der neue Motor ziemlich gut ist. So bietet er mehr Drehmoment als der Boxer mit 2,5 Litern Hubraum.
Uns als Petrolheads hat allerdings etwas gefehlt. Der Motor klingt nicht mehr wie ein Boxer, er ist eigentlich fast gar nicht zu hören. Klar, die akustische Dämmung des Antriebsstrangs ist absichtlich so konsequent umgesetzt worden. Doch uns fehlte das typische, metallische Knurren des Boxers etwas. Andere wirds freuen, ein derart leises Auto zu fahren. Gekoppelt ist der Motor an ein CVT-Getriebe mit virtuellen Gangstufen. Und nein, wir schimpfen nicht über das stufenlose Teil. Denn Subaru hat es geschafft, das Lineartronic genannte Getriebe zum besten CVT auf dem Markt aufzurüsten. Klar hätten wir lieber ein manuelles Getriebe gehabt, aber man hat keine Wahl. Den Levorg gibt es nur mit einem Motor und einem Getriebe. Also ist es sinnlos darüber zu lamentieren, dass eine Automatik besser wäre, eine Handschaltung sexyier. Das CVT macht seine Sache gut, braucht beim Anfahren aus dem Stand vielleicht etwas Zeit, aber im Grossen und Ganzen ist es okay. Genauso okay wie die Fahrwerksabstimmung. Etwas sportlich, aber weit entfernt von einem harten Sportfahrwerk.
Dabei hätte der Levorg die Anlagen dazu, schliesslich entstammt der ganze Vorderwagen eigentlich dem des scharfen STI-Impreza aus den USA. Der Wagen federt kommod, lässt aber locker eine etwas schärfere Gangart zu. Ein sehr gelungener Kompromiss. Traktion ist natürlich nie ein Thema, wie es sich für einen Subaru gehört ist auch der Levorg ein Allradler.
Innen ist der neue Japaner wirklich sehr gelungen. Dort hat sich in unseren Augen absolut am meisten getan. Prima Verarbeitung, schön integriertes, leicht bedienbaren Navisystem (Touchscreen) mit allen nötigen Konnektivitätsmöglichkeiten, ein grosse Anzahl an USB-Buchsen im ganzen Auto. Und dazu gut Sitze, ein schönes Lenkrad welches mit Leder bezogen als Handschmeichler durchgeht und viel Platz. Und zwar nicht nur im Kofferraum (522 bis 1446 Liter) sondern auch für die Fondpassagiere. Im 469 cm langen Wagen fühlt man sich also nicht nur wohl, man kann auch viel mitnehmen. Was hat uns denn gestört? Eigentlich fast nix, sogar beim Verbrauch scheinen die Japaner die ehrliche Schiene zu fahren. Man könnte mit einem solchen Antrieb sicher etwas von 5,9 Liter pro 100 Kilometer schreiben. Aber Subaru nennt einen Verbrauch von - je nach Ausstattung - 6,9 bis 7,1 Liter pro 100 Kilometer. Und das scheint uns sehr realistisch. Jedenfalls wenn wir uns den Durchschnittsverbrauch bei den ersten Testfahrten ansehen. Das die Werte etwas höher sind mag auch am Gewicht liegen. Denn nicht zuletzt wegen der Allradtechnik wiegt der Levorg mindestens 1665 kg - ist als kein Leichtgewicht.
Die Preise beginnen bei 27'900 Franken, für das in der Schweiz wohl gefragteste Modell «Swiss S» müssen 34'400 Franken auf den Tisch gelegt werden. Dafür gibts dann eine hervorragende Ausstattung, nur wer unbedingt Ledersitze und ein Schiebedach braucht, muss noch etwas tiefer in die Tasche greifen. Wir jedenfalls mögen den Levorg - auch mit Stoffsitzen. Nur der Name geht uns noch nicht so leicht über die Lippen.
Mehr Subaru gibts im Archiv.
Text: Cha, Fotos: Werk.