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Sonnenbaden im Schlamm: Wird der Evoque als Cabrio schon wieder zum Trendsetter?

Published in motosound.de

Er ist der Bestseller aus Great Britain und hat Land Rover quasi im Alleingang aus der Krise gezogen. Aber vor allem hat der Range Rover Evoque mit seinem polarisierenden Design eine Stilrevolte bei den SUV ausgelöst und die kompakten Matschmobile gar vollends zu Modestatements der Großstadt-Singles gemacht. Aber auf diesen Lorbeeren will sich Lad Rover nicht ausruhen. Deshalb soll der Trendsetter nun den nächsten Trend setzen und startet auch als Cabrio. Als erster Geländewagen der Neuzeit lockt er deshalb im Frühjahr zum Sonnenbaden in den Schlamm.

Dabei haben die Briten dabei der Versuchung eines versenkbaren Blechdachs widerstanden und dem Evoque eine schmucke Stoffmütze geschneidert. Weil sich bis auf den hinter zur Gürtellinie gerutschten Heckspoiler dabei an der Grundkarosserie nicht viel ändert, steht das Cabrio anders als der glücklose und deshalb schnell wieder eingestellte Nissan Murano ähnlich schick und stramm da, wie das Coupé, das ihm als Basis dient. Offen ist der Open-Air-Geländewagen eine Augenweide und auch geschlossen so gelungen, dass man nicht wie bei vielen anderen Cabrios instinktiv den Blick abwenden möchte.

Die Wahrung der charakteristischen Silhouette war allerdings nur eine Herausforderung für die Entwickler. Die andere liegt eher in den Wurzeln der Marke begründet. Denn nur weil das Cabrio ein Schicki-Micki-Auto ist, darf es sich im Schlamm nicht schlechter schlagen als jeder andere Evoque. „Mit oder ohne Dach: Ein Land Rover bleibt ein Land Rover“, sagt Projektleiter Michelle O’Conner und erzählt von massiven Karosserieversteifungen und marternden Testfahrten in allen Klimazonen und auf allen Untergründen. Und er erzählt davon, wie schwierig es war, die automatischen Überrollbügel so zu programmieren, dass sie in einer Notsituation zwar in wenigen Sekundenbruchteilen aus der Trennwand hinter der Rückbank schießen, dass sie aber auch beim härtesten Geländeritt nicht versehentlich ausgelöst werden. Aber die Mühe hat sich gelohnt: „Egal ob Wattiefe oder Böschungswinkel, Traktion oder Steigfähigkeit – in allen Offroad-Disziplinen erzielt das Cabrio die gleichen Ergebnisse wie das Coupé“, sagt O’Conner. Und zwar ohne Biegen und Brechen und ohne Knistern und Knarzen, wie er stolz bei einer Testfahrt im angeklebten Prototypen demonstriert.

Der Rest war dagegen eine leichte Übung. Das Verdeck selbst läuft zwar ungewöhnlich leise, ist aber ansonsten der übliche Standard: Es faltet sich binnen 18 Sekunden wie ein „Z“ hinter die Rückbank, und obwohl es sich so dünn macht, dass der Kofferraum von soliden 251 Litern nicht geschmälter wird, haben die Englänger sogar eine Heckscheibe aus Glas untergebracht. Die Rücksitze wanden ein wenig nach innen, der mittlere Platz entfällt und die Lehne steht etwas steiler. Aber wenn man sich erst einmal mit der für ein Cabrio ungewöhnlich hohen Gürtellinie angefreundet hat, kann man es im Fond schon aushalten  zur Not sogar, wenn das Dach geschlossen ist.

Weil das Cabrio die Spitze in der Palette markiert, spart Land Rover nicht bei Antrieb und Ausstattung: Es gibt das Open-Air-Modell deshalb nur in der höchsten Modelllinie und mit den stärksten Motoren: Dem 180 PS-Diesel oder dem 240 PS-Benziner. Und weil Projektleiter O’Conner in der Pampa keine Kompromisse machen will, sind neben der Neungang-Automatik auch der Allradantrieb und alle elektronischen Fahrhilfen vom Terrain-Response-System bis hin zum neuen Offroad-Tempomaten „Progress Control“ an Bord.

Dass mit der Extravaganz auch der Preis steigt und das Cabrio erst ab 51 200 Euro zu haben ist, wird die vor allem in England, in Amerika und in Deutschland vermuteten Kunden kaum stören. Denn erstens wissen Trendsetter in der Regel selbst, dass man sich die Pole-Position in der Stilwertung etwas kosten lassen muss. Und zweitens sind Evoque-Kunden stattliche Aufpreise gewöhnt. Wer bei einem Grundpreis von 34 500 Euro für seinen Wagen in Deutschland im Schnitt 55 000 Euro ausgibt, der wird sich auch an einem Open-Air-Aufschlag von 4 000 Euro nicht stören.