Businessflug von Freiburg nach Frankfurt
Am Mittwochabend, 20 Uhr war es so weit: Flugnummer WDB211 steht im Hangar des Abflughafens Lörrach bei Freiburg zum Boarding bereit. Inlandsflug, daher nicht First Class (wie im W126), aber doch mindestens Business Class mit allen Annehmlichkeiten der heutigen Zeit. Destination: Rhein-Main-Airport Frankfurt - und dann noch 20km weiter östlich nach Hanau, der künftigen Dauerstationierung meines „Jungen Sterns“ der Baureihe 211.
Eine kleine Vorgeschichte
Dem großen Moment war eine etwa sechsmonatige Recherche nach dem perfekten Alltagswagen vorausgegangen. Der Smart Roadster war einfach zu schade für einen dritten Winter, und er würde dieses Jahr noch einen annehmbaren Preis erzielen. Vom Verkaufserlös „plus X“ sollte ein alltags- und wintertaugliches Auto her. Die Suchkriterien waren:
• Stern auf der Motorhaube oder im Grill (heißt: kein Landrover oder Lotus, wie auch schonmal angedacht)
• unbedingte Zuverlässigkeit und/oder bestehende Anschlußgarantie (heißt: vom Mercedes-Partner und nicht älter als 6 Jahre, bestehende „Junge Sterne“ Garantie)
• problemloser Wintereinsatz ohne schlechtes Gewissen (also kein SL/K-Roadster oder sonstiges Cabrio)
Und irgendwie sollte es auch wieder etwas besonderes sein! Ein Auto mit Alleinstellungsmerkmal, vielleicht auch ein „junger Klassiker“, wobei ich mir nicht so recht vorstellen konnte, wie genau der auszusehen hätte. Umgekehrt könnte es aber auch ruhig eine „graue Maus“ sein, solange dann der Spaßfaktor durch besondere innere Werte sichergestellt wäre.
So wurde zunächst der E55 AMG zu meinem Objekt der Begierde, ein Supersportwagen mit Taxi-Karosserie, der Wolf im Schafspelz also, wenn nicht die optische Islamisierung per Vierfach-Endrohr und zweckfreien Lüftungsschlitzen wäre. Und doch war für mich die seinerzeit schnellste Straßenlimousine der Welt (über 320km/h dank 476 Kompressor-PS) für deutlich unter 30 Kilo-Euronen in verlockend greifbarer Nähe, und das nicht selten mit bestehender MB-Anschlußgarantie und vertretbarem Tachostand. Die Träumerei vom Ferrari-Killer endete dann aber abrupt, als ich einem E55 samt Fahrer auf dem Parkplatz begegnete und beschloß, mit diesem Menschen niemals auch nur irgend etwas gemein haben zu wollen – schon gar nicht das Auto.
Weitere Recherche zum W211 „VorMoPf“ (vor der Modellpflege 2006), zu der auch der E55 zählte, brachten mich dann aufgrund all der technischen Mängel dieser Modelle ohnehin davon ab. Ene genaue Kalkulation – zugeschnitten auf den steuerlichen Aspekt dieser Anschaffung – erlaubte es mir schließlich, den Investitionsbetrag sogar noch etwas nach oben zu korrigieren. Dem Zweitserien-Zwo-Elfer neueren Datums stand also nichts mehr im Wege, und es durfte ruhig auch ein besseres Modell (E350 CGI und höher) sein. Der E63 AMG schied aus – hauptsächlich aus denselben Gründen wie der E55 zuvor.
Wochenlang also kreiste mein Mauspfeil um die Modelle E500 der Baureihe 211 oder S320 der Baureihe 221. Mehr durch Zufall hatte ich nämlich entdeckt, daß die aktuelle S-Klasse längst auch im finanzierbaren Gebrauchtwagenbereich lag, mit kleiner Motorisierung bereits auf dem relativ niedrigen Niveau der E-Klasse. Ein faszinierender Gedanke, auch den Urenkel meines S-Klassikers zu besitzen, denn für mich war die Baureihe 221 ohnehin die schönste S-Klasse seit dem 126er. Der S320 CDI hatte neben all seinem Luxus und Platzangebot auch noch einen weiteren Vorteil: sein Verbrauch bewegte sich nahezu im Kompaktwagenbereich. Mit realistisch gerechneten 7-8 Litern Diesel auf 100km war die große Luxuslimousine ein grüner Musterknabe – aber eben noch lange kein etablierter Gebrauchtwagen.
Zwar fiel mir die Überwindung zum Dieselantrieb angesichts des damit erkauften Prestiges leicht, nicht aber der Gedanke, künftig in einer für den Laien aktuellen S-Klasse mit eben diesem Prestige vor Nachbarn oder Arbeitskollegen vorzufahren. Der „S“ war einfach „too much“, auch wenn er ohne weiteres in Anschaffung und Unterhalt zu finanzieren gewesen wäre.
So fiel mein Augenmerk also fortan ausschließlich auf den „Taxi-Benz“: die E-Klasse-Baureihe 211 der zweiten Serie, 2007-2009 und mit mindestens 272PS (E350). Da das Angebot selbst beim E500 recht groß war, durfte ich wählerisch sein: indiumgrau, Soundsystem, 4MATIC, Panoramadach, COMAND APS und dergleichen wurden neben einigen weiteren Ausstattungswünschen zu meinen Standard-Suchkriterien – und sprengten in ihrer Kombination letztlich doch den finanziellen Rahmen. Das sehr seltene, aber am 211er bildschöne „indiumgrau“ war ohnehin schon illusorisch als Kriterium, und bald gab ich die Lackfarbe als Bedingung ganz auf.
So geriet auch immer wieder ein einzelner E500 aus Lörrach in meine Suchliste, dessen Farbkombination gelinde gesagt „gewöhnungsbedürftig“ war und meiner Freundin und mir geradezu als Inbegriff für verirrten Geschmack erschien. Außen knallrot, innen scheinbar blütenweißes Leder – was für ein Ludenauto! Trotz einer riesigen Ausstattungsliste: klick und weg!
Doch Rotkäppchen (und sein böser Wolf unter der Haube) blieb hartnäckig in jeder Suchanfrage, wochenlang, monatelang. Steter Tropfen höhlt den Stein. Unter dem Einheitsbrei aus iridiumsilber und flintgrau war das knallrote Frauenauto mit Herrenausstattung irgendwie doch ein echter Hingucker, und leider auch ein Ladenhüter. Deshalb schmolz der Preis sukzessive dahin.
Irgendwann war der Smart verkauft, der rote E500 auf unter 37.000 Euro brutto gefallen (wo vergleichbare Exemplare noch eher richtung 45.000 Euro kosteten), eine Probefahrt vereinbart und die Farbkombination von uns in natura als “gar nicht mal sooo häßlich” empfunden worden. In der Not hätte ich mir ja ohnehin mit einer günstigen Folienbeklebung helfen können, sodaß die Farbe kein Ausschlußkriterium mehr war. Sie hatte den Wagen augenscheinlich ja erst zu seinem enormen Wertverlust verholfen und aus ihm ein echtes Schnäppchen gemacht. Nach Aussage des Verkäufers waren aber auch der “für die heutige Nachfrage und allgemeine Wirtschaftslage überdimensionierte Motor” und - kaum zu glauben - das Fehlen eines Schiebedachs mitverantwortlich für einen Preisverfall von 54.000 Euro (!!!) Leasing-Restwert im März zum endgültigen Verkaufspreis von 36.880 Euro Ende Juli. “Wir haben noch nie so viel Geld an einem Wagen verloren wie an diesem” kommentierte der Verkäufer die Unterschrift unter den Kaufvertrag. Das war sicher kaum übertrieben, denn gerade einmal zweieinhalb Jahre zuvor hatte der Designo-E500 noch kaum vorstellbare 87.000 Euro gekostet und war seitdem gerade einmal 34tkm von Frauenhand bewegt worden!
Die Jungfernfahrt
Kurz vorm Start wird noch Cargo hinzugeladen, das wir beim Kauf der Allradlimousine extra mitbestellt haben. Das Gewicht der vier Winter-Alu-Kompletträder mit nagelneuen Contis, die dank der Durchladefunktion des W211 allesamt problemlos im Gepäckabteil unterkommen, werden sofort von der Niveauregulierung kompensiert. Der Heckdeckel schließt auf Knopfdruck selbsttätig… oder doch nicht? Ein Widerstand durch blockierende Ladung wird erkannt und der Deckel geht sofort wieder in die Höhe. Wir drücken das überstehende Winterrad ein wenig tiefer in den Laderaum und schließen erneut. Der Heckdeckel geht selbsttätig zu - und WIEDER auf. Ursache diesmal: KEYLESS-GO hat wie bei jeder Schließung über Funk den Innenraum abgefragt, einen Zugangsschlüssel innerhalb der Fahrgastzelle entdeckt und verweigert daher die Verriegelung von außen. Der Heckdeckel öffnet wieder. Kein Problem - anderer Knopf (der für einfache Schließung ohne Verriegelung) und der Heckdeckel bleibt diesmal zu. Segensreiche Technik!
Heckdeckel und -schürze sind frei von jeglichen Insignien einer Motorisierung oberhalb des 200er Diesels. Wo eigentlich links ein “E500″ (in den USA gar ein “E550″), rechts ein “4MATIC” und unten zwei gewaltige Chrom-Endrohre prangen müßten, ist weit und breit nur tiefrote Metallicfläche mit dezenter Chromeinfassung zu sehen. Ich gestehe: für mich als Tuning-Skeptiker war das ein weiterer Kaufanreiz.
Meine Freundin und ich nehmen im Cockpit Platz. Triebwerksstart über Startknopf, nachdem KEYLESS-GO sich abermals über Funk von der Rechtmäßigkeit unseres Vorhabens überzeugt hat. Ist er überhaupt angesprungen? Ein perfekt gekapselter und gelagerter V8 aus der S-Klasse, 187kg Ultraleichtbau durch modernste Legierungen, Verzicht auf jegliche “Sportauspuff”-Modifikationen, kurzum: weder Vibration noch Geräusch zeugen von der Aktivität eines 5,5-Liter-V8-Triebwerks mit 388PS Nennleistung und 530Nm Schub nur wenige Zentimeter vor uns im Bug.
Durch die Thermotronic rauscht sanft die gekühlte, getrocknete und via Aktivkohlefilter gereinigte Außenluft in die vier Klimazonen des Innenraums, die zudem mit einem Sonnenstandsensor auf der Motorhaube gekoppelt sind. Der Mercedes-Benz-Schriftzug auf dem COMAND-Display untermalt den kompletten Check-Up der Bordsysteme. Nach Schließen der Fahrertür fährt das elektrisch verstell- und beheizbare Lenkrad blitzschnell in die zuletzt memorierte Position. “Fasten your seatbelts!” – eine Anzeige im Kombi-Instrument und ein Piepton ermahnen uns zum Angurten.
Kurze Verabschiedung vom sichtlich entlasteten Verkäufer, dann gleitet die elegante Limousine mit dem amtlichen Kennzeichen “HU-DB 211″ nahezu lautlos aus dem Tor des Showrooms ins Freie. Das warme Abendlicht fällt auf den tiefrot glänzenden Metallic-Lack in “red blaze crystal” und bringt ihn zum Leuchten. Ein wenig davon strahlt im Vorbeifahren auf die nahegelegenen Gebäudeteile ab. Erster Halt innerorts an der Ampel. Unser andächtiger Blick schweift über das uns umgebende Ensemble aus südbadischem Nappaleder in der Farbe “Kiesel”, das wunderbar strukturierte Pappelholz in kaffeebraun (mit einem Schuß Milch, aber ohne Umrühren) und die daran anschließenden hauchfeinen Chrombordüren, die auch einige der Schalter umfassen. Alles oberhalb des feinen Chromäquators um uns herum ist überspannt von einem Firmament aus tiefschwarzem Stoff, ebenfalls ein echtes “Designo“-Austattungselement, das auf Kundenwunsch und gegen angemessenen Aufpreis diesen W211 höchstwahrscheinlich zu einem Unikat machen. Hoch oben thront der ovale Plexiglas-Baldachin der Innenraumbeleuchtung mit seinen vielfältigen Lichtfunktionen einschließlich einer subtilen Ambientebeleuchtung für die Nacht.
Der nahezu obszöne Neupreis von 87.000 Euro vor gerade einmal zwei Jahren erscheint nach kurzer Fahrt nicht mehr übertrieben. Mit jedem Kilometer werden die Qualitäten des Wagens eindrücklicher. Ein bißchen fühle ich mich schuldig, dieses Luxusgefährt für einen Bruchteil seines Zeitwerts erworben zu haben. Wo ist der Haken? Wann wache ich auf und fahre wieder Golf?
Die Ampel wird grün. Das bläuliche Bi-Xenonlicht unserer Doppelaugenfront spiegelt sich im Lack des Toyota vor uns und mahnt ihn offenbar zu beherztem Anfahren. Wir aber gleiten sachte hinterher richtung Autobahn. Außerorts hat man tatsächlich das Gefühl, hoch über den Wolken zu schweben. Ich, der Pilot, entscheide mich dazu, auf dem dicht befahrenen Zubringer den “Autopiloten” DISTRONIC einzuschalten. Das Radar im Bug unterhalb des Mercedessterns tastet den Luftraum… pardon… die Straße vor uns ab und regelt selbsttätig unsere Reisegeschwindigkeit. Befinden sich andere Fahrzeuge im Korridor vor uns, hält der an das Radar gekoppelte Tempomat präzise den gewünschten Sekundenabstand zum Vordermann, nötigenfalls auch durch Bremsen mit maximal 20% der zur Verfügung stehenden Bremskraft. Reicht diese nicht aus, ertönt ein Warnton und der Bremsassistent hält das Pedal vorgespannt bereit, sodaß selbst ein schwacher Druck darauf gleich eine optimale, elektronisch verteilte Bremswirkung erzielt.
Im direkten Vergleich zum 126er trägt der 211er viele tradierte Tugenden in sich, kann auch einiges besser und ist doch insgesamt nicht das große, souveräne Sternenschiff wie die alte S-Klasse. Das liegt vor allem daran, daß man dem Veteranen viele seiner Unzulänglichkeiten nicht nur verzeiht, sondern sie zu Stärken verklärt, während man den vielen technischen Schnickschnack im modernen Achtzylinder-Taxi in neumodischen Unsinn umzudeuten versucht. Die Wahrheit liegt wahrscheinlich irgendwo in der Mitte. Das Konzept der modernen E-Klasse ist nur die konsequente Fortsetzung dessen, was die Mercedes-Ingenieure Dekaden zuvor begonnen und zur Leitlinie der Marke erhoben haben: die größtmögliche Sicherheit und Entlastung des Fahrers mit Priorität der Funktion über den Selbstzweck der Form. Kurzum: der 211er MoPf ist ein würdiger Großneffe des Sacco’schen Sternenschiffs und ohne Zweifel ein echter Mercedes. Der E500 steht zudem in direkter Ahnenfolge zum legendären 500E, dem einzigen Mercedes, der zum Teil bei Porsche gebaut wurde und den Sportwagenhersteller damals schon vor dem wahrscheinlichen Aus rettete.
Wir gleiten inzwischen auf die Autobahn. Die fahrdynamischen Sitze reagieren blitzschnell auf die Fliehkräfte in der Auffahrt, die Sitzwangen pumpen sich variabel auf und stützen so den Oberkörper. Der E500 gewinnt nahezu geräusch- und mühelos an Geschwindigkeit. Ich lasse es zunächst sachte angehen, da ich noch nicht sehr vertraut mit dem Wagen bin. Aber auch bei nur leicht gedrücktem Pedal ist die Beschleunigungsleistung vergleichbar mit dem 560er bei Kickdown. Den leite ich schließlich einige Kilometer später bei freier Bahn ein - und was folgt ist brachial. Der M273 ist erstmals deutlich hörbar und gibt sein gewaltiges Drehmoment von 530Nm an das Fünfgang-Allradgebtriebe weiter, das blitzschnell hochschaltet und den Wagen vorne zu 40% zieht und hinten zu 60% schiebt. Die Airmatic hält souverän die Fahrbahnhaftung, bügelt jede Unebenheit glatt und erstickt Wankbewegungen der Karosserie schon im Ansatz. Wie bei der Hydropneumatik des 126ers senkt auch die Airmatic des 211ers das Auto bei schneller Fahrt ab und härtet bei starker Querbeschleunigung zusätzlich die Dämpfer. Das alles erfolgt aber weitaus schneller und präziser.
Auf Wunsch läßt sich die Luftfederung auch manuell in zwei härtere Dämpfungsstufen schalten, doch selbst die Einstellung “Sport 2″ ist noch immer komfortabel und weich im Vergleich etwa zu einem Sportwagen.
Verehrte Fluggäste, ich darf sie an Bord unseres Fluges WDB211 der STERNEN-Alliance recht herzlich begrüßen. Wir haben soeben unsere Reiseflughöhe von minus 15mm erreicht und fliegen derzeit mit einer Geschwindigkeit von 220 Stundenkilometern entlang des südlichen Schwarzwalds.
Nach nur etwa 50km steht schon der erste Tankstopp an, da mir der Wagen wohl aus Kostengründen mit fast leerem Tank übergeben wurde. Der Rote Baron rollt auf einem Autohof vor einer freien Zapfsäule aus - und zieht tatsächlich Blicke auf sich. Ich lege “P” ein, drücke die Stoptaste auf dem Wählhebel - und scheinbar nichts passiert. COMAND und Thermotronic laufen weiter, obwohl der unhörbare Motor gerade ausgeschaltet wurde. Erst als ich die Fahrertür öffne, schalten sich die Instrumente aus, die Innen- und Ausstiegsbeleuchtung glimmt auf, das “Coming Home”-Licht der Nebelscheinwerfer wird aktiviert und das Lenkrad fährt in seine Nullposition zurück, um den oft ja etwas beleibteren Mercedes-Fahrern das Aussteigen zu erleichtern.
Theoretisch hätten wir noch bis zu dreißig Minuten nach Ausschalten des Motors über die “REST”-Funktion der Thermotronic die Restwärme des Motors oder -kälte der Klimatisierung ausnutzen können.
Der Tank ist voll, die Neugier des Tankwarts nach “dera schpezielle Foarb” befriedigt und die Reise geht nach einem kurzen Imbiß weiter durch die Abenddämmerung. Das COMAND-Display hat sich in den invertierten Nachtmodus geschaltet, um nicht zu blenden. Das Xenonlicht der Hauptscheinwerfer wird nun auch auf der Fahrbahn vor uns deutlicher sichtbar und strahlt ungewöhnlich weit, obwohl kein Fernlicht aktiv ist. Verantwortlich ist das Intelligent Light System, das die Scheinwerfer dynamisch steuert. Im Moment fahren wir mit dem sogenannten Autobahnlicht, weil das System nach 1km Fahrt bei erhöhtem Tempo und ohne enge Kurvenradien davon ausgeht, das wir uns auf einer Autobahn befinden und Leuchtweite samt Leuchtkraft der Geschwindigkeit entsprechend erhöht.
Die Scheinwerfer können außerdem dynamisch in die Kurven mitschwenken, und im Stadtverkehr steht das standardmäßige Abbiegelicht zur Verfügung. Alles zusammengenommen eine große Erleichterung bei Fahrten in der Dunkelheit. Gewöhnungsbedürftig sind hingegen die automatisch abblendenden Spiegel. Die Reflexionskraft des Glases wird per Fotozelle gedimmt und schluckt so jegliche Blendung durch den Hintermann. Der Nachteil ist, daß der Blick viel seltener in den Rückspiegel wandert als bei herkömmlichen Gläsern, wenn ein sich näherndes Fahrzeug von hinten auch für einen helleren Schein im Spiegel sorgt. Auch die Entfernung des hinterher fahrenden Autos ist schlechter abzuschätzen. Vielleicht eine Erklärung für die Beharrlichkeit mancher “Linksfahrer” auf der Autobahn?
Das Dahingleiten im knallroten Business-Jet wird bald zur Routine, aber ohne je langweilig zu sein. Ich erhole mich allmählich von der Hinfahrt im Mietwagen und merke mir selbst die jetzt schon gut 600km des Nachmittags und Abends nicht an. Das Ambiente im E500 mit seiner dezenten Ambientebeleuchtung von oben und in den Fußräumen trägt subtil zur Entspannung bei, und die perfekt gefilterte, klimatisierte Frischluft plus Sitzbelüftung halten auf angenehme Weise frisch. Ein wenig Musik dazu macht die Fahrgastzelle endgültig zum Wohnzimmer, das dem “Willkommen zu Hause” Gefühl der 126er S-Klasse in nichts nachsteht. Im Verborgenen sorgen die 12 Lautsprecher mit Logic7-Surround-Funktion des harman/kardon-Soundsystems für ein perfektes Klangerlebnis. So kommt der hinter der Schalterblende der Mittelkonsole verborgene Sechsfach-CD-Wechsler zu Ehren. Da die Navigations-DVD in einem extra Laufwerk im Kofferraum installiert ist und das COMAND-System über sein eigenes Disklaufwerk verfügt, kann darin zusätzlich eine Video-DVD eingelegt werden, um bei stehendem Fahrzeug (bspw. im Stau) für Unterhaltung zu sorgen. Natürlich mit perfektem Kinosound, versteht sich.
Stau hatten wir jedoch keinen. Die Fahrt endet dadurch viel zu früh am späten Mittwochabend, doch die Schilderung der Annehmlichkeiten und wunderbaren Fahrerlebnisse könnte noch weiter fortgesetzt werden. Hätte es die letzten Tage geschneit, hätte mich auch das gefreut, denn ich könnte wohl vom Einsteigen in die per Fernbedienung allmorgentlich vorgeheizte Allradlimousine und von der sicheren Fahrt bei erhöhtem Fahrzeugniveau schwärmen… Ach, wäre doch schon Winter!
Auch am gerade vergangenen Wochenende waren wir gut 700km mit dem Roten Baron auf Langstrecke unterwegs, diesmal über die A1 nach Niedersachsen. Gerade das äußerliche Understatement der 388PS starken Allradlimousine in Verbindung mit meiner grundsätzlich eher zurückhaltenden Fahrweise sorgte da immer wieder für große Überraschungen - besonders aus Sicht des jeweils mit Lichthupe drängelnden Hintermanns :-)
Mehr dazu und natürlich Fotos ohne Ende demnächst in diesem Blog!
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