Fabulous Five-Sixties [UPDATED]
Die sehr geschätzten Kollegen von Automobiles De Luxe haben in kurzer Folge gleich zweien der begehrenswertesten Fortbewegungsmittel des 20. Jahrhunderts einen Beitrag gewidmet: dem uns hier sehr vertrauten 560 SEL, der auch und gerade in seiner US-Ausführung eine Augenweide ist, und dem in Europa eher selten anzutreffenden 560 SL-Roadster der Baureihe 107, der hauptsächlich für den nordamerikanischen Markt produziert wurde und in dessen vermeintlich kleinerer Brust doch dasselbe großvolumige Herz schlägt wie im Spitzenmodell der großen 126er-S-Klasse.
Besonderes Augenmerk legt Herausgeber Gunnar Heinrich auf die Ästhetik in der Fotografie dieser Pretiosen, die aus zeitgenössischen Broschüren stammen. Seine Begeisterung hat auch einen sehr persönlich nachvollziehbaren Grund: er selbst besitzt einen nautikblauen 560SEL aus 1986.
Haarspray im Abendlicht der kalifornischen (?) Wüste Mitte der Achtziger Jahre - und der feine Herr fährt selbst.
Statt als Beifahrerin im 560SEL oben durfte die scheinbar identische Dame den handlicheren 560SL unten auch selbst ausreiten, was der Gleichberechtigungsbewegung der 80er Jahre mehr als genüge getan haben dürfte. Denn auch wenn der 560SL trotz seines mit dem 560SEL nahezu baugleichen Motors zunächst deutlich weniger Pferdestärken besaß, so bot er doch das bessere Leistungsgewicht. Zumal wenn die Dame allein fahren durfte.
Die M117-Motoren waren in den USA aufgrund unzureichender Benzinqualität zunächst niederverdichtet und leisteten selten mehr als rund 240PS. Bis heute gibt es widersprüchliche Angaben darüber, ob und wann die in Deutschland serienmäßig möglichen 300PS des 560ers auch in Nordamerika das Speed Limit vergessen machten. Dem Fahrspaß dürften die bescheidenen 238PS des oben abgebildeten 560SL-Roadsters jedoch keinen Abbruch getan haben.
Lesenswert:
Danke, Gunnar, für die Lyrik und diese hierzulande weitgehend unbekannten Katalogfotos mit ungewohnter Optik. Fünfkommasechs.de wird sich revanchieren und in der nächsten Zeit einige Stuttgarter Originalbroschüren ausstellen, die für die US-Fans dieser Flaggschiffe mindestens genauso interessant sein dürften.
[UPDATE] Soeben ist von Autor Christopher P. Davis eine Betrachtung des 126er-Coupé-Flaggschiffs hinzugekommen, nämlich des grandiosen 560 SEC. Hierzulande leider allzu oft (aber inzwischen ganz sicher zu unrecht) als “Sinti-Express” wahrgenommen, war das S-Klasse-Coupé der Achtziger nicht nur elegant und - bis auf die Türgriffe - von makelloser Schönheit, es war auch ein Statement der wirklich Bedeutenden über die Bedeutungslosigkeit finanzieller Zwänge. Unbedingt lesenswert: Automobiles De Luxe über den 560 SEC
Und bei dieser Gelegenheit soll auch die schön bebilderte Retrospektive zur ”kleinen” Dieselvariante des W126, des seinerzeit in Europa nicht erhältlichen 300 SDL, noch lobende Erwähnung finden: ADL über den SDL
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