Die Weltpremiere des neuen Stars aus Affalterbach – AMG GT (C190)
Affalterbach – die Weltpremiere des neuesten Spross aus dem Hause Mercedes AMG fand am Dienstag Abend im schwäbischen Idyll statt. Zeitgleich mit der weltbekannten Keynote des kalifornischen Unterhaltungselektronik Herstellers Apple.
Ein Coup? Oder einfach nur purer Zufall? Leider bekam ich hierzu keine wirklich weiterführende Antwort. Interessanter Aspekt am Rande: auch Jaguar hatte eine Premiere parallel zu diesen Ereignissen, die neue Kompakt-Limousine XE wurde in London präsentiert.
Doch kommen wir zum eigentlichen Star des Abends, bzw. den Stars – denn es gab gleich zwei an der Zahl. Nein, es sind nicht iPhone6 und apple watch gemeint, sondern keine geringeren als die AMG Gründer selbst. Urplötzlich tauchten sie in einem der fünf Ausstellungsräume auf und liessen sich in aller Ruhe die Vorteile und Kniffe bei der Konstruktion des Aluminium Space-Frames erklären. Die Rede ist von Hans-Werner Aufrecht und Eduard Melcher.
Aufrecht, Melcher, Grossaspach – dafür steht AMG seit mehr als 46 Jahren!
Journalisten und Meinungsmacher aus der ganzen Welt wurden nach Affalterbach geladen, zu jenem mittelständischen Unternehmen die aus einem Mercedes einen nochmals besondereren Mercedes werden lassen. Man sah viele Chinesen, Japaner, Russen und Amerikaner, aber auch ziemlich viele aus good old Europe.
Man musste also nicht lange nachdenken um festzustellen, dass AMG die Welt mit dem neuen Zweisitzer erobern möchte.
Hat der Wagen denn das Zeug dazu? Auf diese Frage gehen wir zu einem späteren Zeitpunkt bei uns ein. Heute soll es sich einfach nur um den Abend der Weltpremiere drehen.
Pünktlich um 19 Uhr Ortszeit begann die “Schwäbische Keynote” in dem mehrfacher DTM-Sieger und AMG-Markenbotschafter Bernd Schneider im SLS SafetyCar vorgefahren kam und die Bühne betrat. Daraufhin folgten diverse Meilensteine der AMG Geschichte, wie z.B. die Rote Sau, jener legendäre 300SEL 6.8 mit dem man u.a. in Francorchamps-Spa siegte, aber auch dem “Hammer“, einer besonders in den USA sehr beliebten Sonderversion des Typ 300E der BR 124 mit V8-Motor und 6.0 Liter Hubraum. Gefolgt vom ersten Gemeinschaftsprodukt zwischen Mercedes und AMG, dem C36 der BR 202 bis hin zum SL65 BlackSeries.
Daraufhin übernahm AMG-Chef Tobias Moers das Mikro und erzählte von den weiteren Highlights aus der AMG Vergangenheit und vom Erfolg in der jüngsten Zeit.
Doch kommen wir zum Highlight des Abends… plötzlich setzten am Ende der Daimlerstraße in Affalterbach Nebelmaschinen ein – es war ja bereits relativ dunkel geworden – ein Feuerfontänen Sprühregen in goldener Farbgebung setze ein und man hörte einen V8 Motor aufheulen. Plötzlich düste ein knallgelber AMG GT durch die Nebel- und Feuerwerkswand auf die Zuschauer zu um direkt auf der großen Bühne, auf der auch der AMG-Chef stand, zu stehen zu kommen.
Die Fahrertüre ging auf und niemand geringeres als der Mercedes-Formel1 Fahrer Nico Rosberg höchstpersönlich fuhr den Star des Abends. Praktisch ein Star im Star!
Doch von Star-Allüren keine Spur, nicht bei Rosberg und auch nicht beim neuen GT. Nicht ganz uneigennützig fragte der Formel1 Fahrer vor versammelter Mannschaft den AMG-Chef wann er denn den neuen Flitzer als Dienstwagen erwarten könne.
Wunderbar!
Aber jetzt erst einmal auf die Bühne und den neuen Star sichten – leider einfacher gesagt als getan. Alle Geladenen stürzen sich auf die Bühne auf der nun Nico Rosberg, Tobias Moers, Dieter Zetsche, Thomas Weber und Bernd Schneider stehen.. natürlich auch noch der knallgelbe GT.
Exakt gegenüber haben zwei ältere Semester – genau, jene vorhin bereits erwähnte – sichtlich Spaß. Man weiß leider nicht ob sich die beiden zum ersten Mal seit langer Zeit wiedergetroffen haben oder ob sie immer mal wieder ein paar Gedanken zusammen austauschen. Eines ist jedenfalls mehr als offensichtlich, die Harmonie die in der Luft liegt.
Irgendwie merkt man auch etwas von jenem Spirit mit dem die beiden Herren seinerzeit diese Firma praktisch aus dem Nichts aufgebaut haben und nun betrachten sie die Früchte ihrer Idee.
Ziemlich beeindruckend.
Was haben wir denn da jetzt vor uns? Einen zu 99% aus Aluminium gefertigten Zweisitzer der praktisch das Beste aus zwei Welten in sich vereint. Mercedes und AMG liefern hier etwas ab was es so noch nie gegeben hat, jedenfalls nicht von einer dieser Firmen.
Etwas ähnliches gab es vor über 25 Jahren schon einmal, allerdings aus Zuffenhausen und nicht aus Untertürkheim oder Affalterbach.
Die Porsche 928 Gene müssen sich irgendwo auf dem fruchtbaren Boden niedergelassen haben, denn der AMG GT wirkt ein wenig wie eine Hommage. Und das soll jetzt keinesfalls als Abwertung verstanden werden, von wegen Kopie und so, im Gegenteil. Der 928 kam in einer Zeit zur Welt in der sein Konzept noch nicht ganzheitlich verstanden werden konnte, das ist heute anders.
Ein aufgeladener V8, verbunden mittels Kohlefaser torque-tube mit einem Sieben-Gang Doppelkupplungsgetriebe klingt schon einmal spannend. Hinterradantrieb und vorne wie hinten Doppelquerlenker-Achsen famos. Die beiden Turbolader innerhalb des V des Achtzylinders untergebracht klingt genauso wie die Trockensumpfschmierung oder das AMG Ride Control Fahrwerk – nach Technik pur.
Als Automobil-Affiocionado wird man auf seine Kosten kommen, da bin ich mir ziemlich sicher. Auch wenn man nicht unbedingt groß gewachsen sein sollte – mit meinen 1,90m passte ich zwar bestens hinter das Lenkrad und fand auch recht schnell eine angenehme Sitzposition, jedoch war der Ein- und Ausstieg nicht wirklich schön. Gefühlt ging das im SLS (mit Flügeltüren) besser. Kann aber auch Einbildung sein, einen SLS AMG konnte ich leider nie pilotieren.
Gespannt bin ich eigentlich darauf wie sich der GT in der freien Wildbahn anhören wird, wie sich sein downsizing V8 Motor anfühlen wird und vor allem aber wie sich die verschiedenen Fahrwerkskennfelder und die nahezu perfekte Gewichtsverteilung (47 zu 53) des Front-Mittelmotor Konzepts fahren lassen.
Die Form jedenfalls ist so aufregend das man eigentlich gar nicht weiß welchem Fixpunkt man sich hingeben sollte.
Klar gibt es hier und dort auch einen kleinen Wermutstropfen, doch dazu an anderer Stelle mehr… es ist bereits spät und die Gäste verlassen langsam die Veranstaltung. Es handelte sich ja nur um den Auftakt, ab 06. Oktober wird man den AMG GT in Normalausführung und als S-Modell konfigurieren und ordern können. Beim Händler bzw. in der heimischen Garage kann bzw. soll er ab März 2015 stehen.
Ich für meinen Teil sage willkommen und bin froh das Mercedes AMG so viel Mut bewiesen hat. Der GT ist mehr als bloss eine 911 Kopie, vielmehr ist er eine sehr interessante Fahrmaschine die hier und dort auch ein wenig kompromisslos daherkommt und genau das fehlt heute ja vielen Menschen bei modernen Autos, Charakter. Wenn der GT eines hat, dann ist es Charakter, doch den zeigt er nicht jedem auf dem ersten Blick!
Wer es absolut nicht mehr aushalten kann, für den wurde der neue AMG GT in das Sony Playstation Spiel “DRIVECLUB” integriert, exklusiv und von wirklich bestechender Grafik – Gentlemen, start your engines!
Original: fünfkommasechs.de