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Nochmal die Kurve gekriegt

Published in fünfkommasechs.de
Der S-Klasse-Fahrer steht im Beruf wohl an exponierterer Stelle als der Golf-Fahrer. Das mag auch einer der Gründe sein, warum er S-Klasse fährt und nicht Golf: das Autofahren sieht er als seine spärliche Freizeit an und stattet es entsprechend luxuriös aus, was er sich wiederum erst durch seinen Beruf überhaupt in dieser Form leisten kann, so meine einfache Formel. Nun könnte man meinen, daß diese Korrelation Beruf zu Auto nicht für Youngtimerfahrer gilt. Doch genau das mußte ich selbst am...

Der S-Klasse-Fahrer steht im Beruf wohl an exponierterer Stelle als der Golf-Fahrer. Das mag auch einer der Gründe sein, warum er S-Klasse fährt und nicht Golf: das Autofahren sieht er als seine spärliche Freizeit an und stattet es entsprechend luxuriös aus, was er sich wiederum erst durch seinen Beruf überhaupt in dieser Form leisten kann, so meine einfache Formel.

Nun könnte man meinen, daß diese Korrelation Beruf zu Auto nicht für Youngtimerfahrer gilt. Doch genau das mußte ich selbst am eigenen Leibe die letzten Monate über erleben. Bei mir war's halt nur umgekehrt: erst war die (Alt)S-Klasse da, dann die erhöhte berufliche Verantwortung. Nein, ich bin nicht Vorstandsmitglied der Deutschen Bank geworden. Wohl aber hat sich mein Arbeitspensum von 50 auf teils 70-80 Wochenstunden gesteigert, ich hatte zuletzt fünfmal hintereinander die Wochenenden ausfallen lassen müssen und wußte am Ende nichtmal mehr, ob ich mir überhaupt noch ein Hobby neben der Arbeit zeitlich würde leisten können. Das schlimme ist ja, daß der Job mir durchaus (noch) Spaß macht, sogar mehr als das alte Auto in der Garage, so dachte ich.

Den 560er hatte ich übrigens kurz nach dem glorreichen Berlin-Wochenende im Mai wieder in die Garage gestellt und seitdem nicht mehr bewegt, obwohl der Mai auch der Verfallsmonat seiner HU/AU-Plakette war. Letzte Woche noch hatte ich daher aus lauter Frust sogar den Entschluß gefaßt, das Auto und damit zwangsläufig auch diese Website hier auf- bzw. abzugeben. Herr Christiansen, der während meiner Abwesenheit dankenswerterweise für neuen Inhalt hier gesorgt hat, war natürlich schockiert und hat mich von meinem verzweifelten Plan unbedingt abbringen wollen. Zwischenzeitlich gingen dann auch wieder unterstützende Spenden von treuen Lesern dieser Website ein (Danke!!!), was mich sehr zum Nachdenken gebracht hat. Als schließlich auch meine Freundin mir klarmachte, daß es völlig ausgeschlossen sei, den nautikblauen Sternenkreuzer zu veräußern ("nach all dem, was wir mit und durch ihn erlebt haben"), bin ich schließlich aufgewacht.

Fazit: der 560 SEL steht just in diesem Moment unten im Regen bereit für die gemeinsame Fahrt zu Mercedes-Messerschmidt nach Frankfurt, wo er (noch immer mit "Sternfahrt Berlin"-Logo der auto, motor und sport beklebt) heute oder in den nächsten Tagen seine HU/AU für die nächsten 2 Jahre erhalten wird. Und das Auto ist übrigens nach wie vor unverkäuflich (auch wenn er mir gestern das Garagentor vor der Nase zuschlagen wollte, dann auch erst wieder nicht angesprungen ist und irgendeinen ominösen Ölverlust hat).


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