Facebook Flüchtling fragt: Nix mehr los in deutschen Autoforen?
Normalerweise geht es in diesem Blog ausnahmslos IMMER um unsere vierrädrigen Freunde. Dieses eine Mal möchte ich aber ein, sagen wir mal weitestgehend, artverwandtes Thema ansprechen:
Ungefähr drei Jahre war ich auf den Tipp eines sehr guten Kollegen auf Facebook aktiv. Und es funktionierte gut. Ich nannte mich anfangs “Christian Koch”, später nannte ich mich um in “Christian Oldtimer-NRW Koch” und zuletzt in “Redaktion Oldtimer-NRW”.
Den letzten Namen fand ich am passendsten. So sagte er doch aus, was ein jeder, der sich mit mir verbindet, von mir zu erwarten hatte. Ich hielt per Facebook Kontakt zu den Veranstaltern, zu den Lesern meines Blogs, zeigte Fotos und machte Werbung für die aktuellen Neuigkeiten rund um www.oldtimer-nrw.net.
In der Zeit sammelte ich etwa 1.100 Kontakte, die allesamt irgendwie was mit dem Thema Auto zu tun hatten. Dummerweise kamen damit aber auch unerwünschte Nachrichten in die Chronik. So wurde ich darüber informiert, dass es sich bei der BRD um eine GmbH handelt, man zeigte mir brennende Hundewelpen, ließ mich an blutigen Unfällen teilhaben und informierte mich darüber, wie eine Exekution abzulaufen hat. Alles Dinge, von denen ein normal denkender Mensch durchaus weiß, dass es sie gibt – aber nichts, was man abends nach einem langen Arbeitstag lesen will.
Auch in den zahlreichen Gruppen in denen ich mich als Liebhaber von Oldies mit breiten Reifen und anständiger Karrosseriehöhe outete, nahmen die Trolls immer mehr zu. Gerne machten mich renditeverwöhnte Besitzer von wahrscheinlich bis zum Erbrechen restaurierter Spekulationsobjekte darauf aufmerksam, dass ich da ein Auto fotografiert hatte, dass in dem Zustand wohl als unwiderruflich zerstört gilt. Aber da muss ich allen Ernstes mal fragen, wer Spaß an einer Veranstaltung hat, auf der 60 mal das gleiche Auto nebeneinander steht und sich nur an der Farbe voneinander unterscheidet?
Die Trolle arbeiteten übrigens sehr verlässlich: Immer, wenn ich so ein Bild zeigte, waren sie da. Übrigens umgekehrt habe ich es niemals erlebt, dass jemals einer ein original aufgebautes Auto kritisieren würde.
Also eine absolut engstirnige Einstellung, da JEDES Auto, egal ob restaurierter Originalzustand oder zeitgenössisch modifiziert, immer noch besser ist, als gar kein Auto. Oder etwa eines, das in einer geheimen, dunklen Tiefgarage auf die nächste renditeversprechende Auktion wartet. Übrigens eine Entwicklung, die viele Autos der 60er Jahre derzeit durchmachen.
Diese Umstände und der Zwang zum Realname überwogen schließlich und ich entschied mich, die nächste AGB-Änderung Facebooks dazu zu nutzen, Mark Zuckerberg “Lebe wohl” zu sagen.
Aber was nun?
Ich muß zugeben, es ist ruhig geworden. Keine Benachrichtigungen mehr in den Mails von irgendwelchen Gruppen und Seiten, keine Chat-Nachrichten und keine dreistündige Suche nach neuen Terminen, interessanten Themen in den Neuigkeiten. Also suche ich derzeit nach Ersatz. Den habe in Google+ gefunden. Eine Community, ähnlich Facebook, die ich aber bis jetzt noch nicht so ganz verstanden habe. Augenblicklich ist es mir noch rätselhaft, ob ich damit je die Reichweite von Facebook erreichen werde.
Vor drei Jahren, bevor ich mich bei Facebook anmeldete, gab es zu jedem Thema ein entsprechendes Forum. Auch hier habe ich versucht, etwas halbwegs Brauchbares mit entsprechender Verbreitung zu finden. Aber da scheint auch nicht mehr wirklich viel los zu sein. Ich fürchte, Facebook hat alle ehemaligen, aktiven Foren-User in seinen eigenen Gruppen kanalisiert.
Sollte es wirklich so sein, dass man ohne das weisse F auf blauen Grund nicht mehr auskommt? Nutzt jemand von Euch noch Foren? Wenn ja welche?
Ich habe ab Freitag noch genau 7 Tage, um die Löschung meines Profils nochmal zu überdenken. Dann ist alles weg, was auf meine Existenz auf FB hindeutete. Meine Bilder, meine Kontakte und alles andere.
Original: Oldtimer-NRW