Fahrbericht Mercedes CLA 45 AMG Shooting Brake-1622
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Und das mag der kleine AMG gar nicht. Plötzlich fängt er unvermittelt an zu rutschen, rollt über die Vorderachse wie auf hoher See und jammert dem Kurvenausgang entgegen.
Natürlich macht das auch Spaß, denn aus der relativ gnadenlosen Feile im Sommer wird ein etwas indifferentes Ding den Rest des Jahres. Wenn man sich darauf eingestellt hat und den eigenen Querbeschleunigungskompass neu geeicht hat, dann geht sich das schon aus. Aber: in der ersten voll angefahrenen Ecke, da reißt es dich schon ein bisserl. Augen groß und Achselschweiß. Eingeworfen haben wir ihn natürlich nicht, aber es war schon eher: eng.
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Warum den CLA 45 AMG Shooting Brake noch einmal fahren, wo wir doch schon A45 AMG, CLA 45 AMG und GLA 45 AMG gefahren sind? Ganz einfach: das Ding ist tatsächlich schön. Auch wenn der Daimler es beim Shooting Brake wieder mal nicht ganz so genau nimmt, mit dem flach auslaufenden Kombiheck ist das Teil wirklich: schick. (Zum Thema Shooting Brake: lesen Sie doch hier.)
Und (wichtiger!) wir sind diesmal nicht irgendwo in der ausländischen Pampa, wo du jedes Mal zittern musst, ob sie dich noch ausreisen lassen, oder direkt an Ort und Stelle verhaften. Stattdessen stehen wir ganz normal am Main im schönen Frankfurt. Keine Viertelstunde von den heimischsten aller Hausstrecken. Da, wo Mechthild jeden Kiesel kennt und wo der Schutzmann nur böse wird, wenn du nicht Tagesschnellster gewesen bist.
Ja, wird sind geballert. Nicht einmal im Automatik-Modus gefahren und auch die Comfort-Schalter blieben unangetastet. Stattdessen wurde gerotzt, gerudert, geschossen. Der Zweiliter-Turbo macht immer wieder großen Spaß. 360 PS in einem Kompakten sind und bleiben grob. Wirklich! 450 Nm, die dich mit Macht durch die Drehzahlmitte reißen und ein Doppelkuppler, der im red-hot-Modus genau weiß, dass er keine Zehntel verschenken darf.
Überhaupt schenken die 45er AMGs wenig her. Die Traktion ist gnadenlos, das Fahrwerk auf den Punkt und selbst die elektrische Lenkung ist feines Material. Allerdings gilt das mit einer Einschränkung: es braucht einen guten Reifen. Im Sommer hat es mittlerweile genug performantes Material. Griffige Mischungen und steife Flanken. Im Winter ist das eher Mist. Weil wenn das durch den Schnee muss und bei Glätte trotzdem in der Spur, dann muss da etwas Flexibilität sein.
Im Folgenden wurde es dann wieder fröhlicher. Die klickst dich spielerisch durch die Übersetzungen, lässt den Auspuff rotzen und den fetten Turbo zwitschern. Beim Spätbremsen fahren vier mächtige Kolben zischend gegen die große Scheibe und im Scheitel bläst der 45er dann wieder mit Macht aus der Kehre.
Es ist schon fein, was heutzutage in dieser Klasse alles geht. Du bist so irrsinnig schnell, dass du dich in ernsthafterem Hecktriebmaterial wirklich anstrengen müsstest um wegzufahren. Im Benz geht das alles ganz leicht, er macht einfach alles, was du von ihm willst. Vielleicht liegt hier auch sein größtes Problem. Überfahren, du weißt. Keinen Hasen und auch keinen Fuchs, sondern das Auto. Er schenkt dir locker sein letztes Hemd, weil er dir nicht sagen will, dass es eigentlich viel zu viel ist, was du hier verlangst. Und so riecht er am Gipfel auch. Nach Bremse, nach Reifen, nach heißem Öl. Aber er jammert auch nicht. Er ist ein AMG und ein AMG kann sowas.
Bleibt der Preis. 90'000 Franken gehen sich ganz leicht aus, da hast du noch nicht einmal alle Kreuze im Buch der Aufpreise gesetzt. Doch auch hier: er ist ein AMG. Ein paar Franken spart der, der sich diese merkwürdige Neon Art Edition spart. Denn wer will in einem an sich schönen Kompaktknaller mit komischen orangenen Kringeln um die Lampen und gleichfarbigen Bremsstreifen auf den Sitzen umherfahren? Eben, wir auch nicht.
Dunkelgrau, schwarze Felgen, rote Bremsen und pickende Reifen. Der Schutzmann wird es danken und dir die Krone aufsetzen. Tagesschnellster, eh klar!
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Original: radical