Backflash, Fahrbericht Mazda MX-5 2111
Fahrbericht Mazda MX-5
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Ach, wir erinnern uns gerne an die kleinen, wendigen Zweisitzer, die es mal gab. Leicht, mit kleinen und teils richtig giftigen Motoren. Es gab mal ganz viele davon, der grösste Teil stammte aus Grossbritannien, einige kamen aus Italien. Doch, sie verschwanden, genauso wie ein grosser Teil der britischen Automobilindustrie. Zuletzt versuchte neben Mazda und Lotus noch Fiat die Roadster-Fahne hochzuhalten. Aber, die Fiat Barchetta hatte einen grossen Schwachpunkt - es wurden die vorderen (und damit in unseren Augen falschen) Räder angetrieben. Lotus produziert noch, auch Morgan stellt noch ein paar Autos her, aber sonst ist da nicht mehr viel was den Namen Roadster verdient. Auser eben der Mazda MX-5. Doch die dritte Generation ist doch etwas in die Jahre gekommen. Seit genau 10 Jahren läuft diese Generation vom Band und der nachlassenden Nachfrage begegnete man vor allem mit einer Vielzahl an Sondermodellen. Nun aber ist die vierte Generation am Start. Und, bei den ersten - relativ exklusiven Testfahrten rund um Barcelona - hatten wir ein massives Backflash. Denn der neue Miata, wie er in den USA heisst, ist genau wie der erste MX-5 - nur besser! Wir hatten also Gelegenheit, dem neuen MX-5 auf den Zahn zu fühlen lange bevor er bei uns auf die Strassen kommt. Denn, lieferbar wird der neue MX-5 wohl erst im Oktober dieses Jahres sein. Entsprechend gibts auch noch keine Preise für den Japaner. Eines ist nach den rund zwei Stunden im offenen Zweisitzer allerdings klar: der neuste MX-5 ist erneut ein grosser Wurf. Obwohl man bei Mazda etwas anders tickt als in der restlichen Automobilbranche haben sie ein hervorragendes Spassmobil auf die Räder gestellt. Und, vor allem die alten Tugenden erhalten. Das fängt beim Leergewicht an. Mit 1000 kg ist er beinahe 100 kg leichter als das Vorgängermodell und nur geringfügig schwerer als das Urmodell. Natürlich blieb der Hinterradantrieb erhalten und auch der Motor blieb vorne. Basis ist ein 1500er-Benziner, der 131 PS leistet und ein maximales Drehmoment von 150 Nm liefert. Das ist, in den heutigen Turbolader-Drehmoment-ohne Ende-Zeiten, nicht gerade viel. Aber, mit diesem geringen Fahrzeuggewicht, geht das Ganze wieder auf.
Der quirlige, länge eingebaute Vierzylinder dreht locker auf 7500 Umdrehungen, hat vor allem im mittleren Drehzahlbereich genügend Drehmoment und dürfte ohne Turbolader im echten Leben auch sparsam sein. Dieses Triebwerk ist ein Kleinod, denn die lineare Leistungsentfaltung, die kaum vorhandenen Vibrationen und die Drehfreude sind Dinge, die wir in dieser Form lange nicht mehr geniessen konnten. Zur Markteinführung wird es zudem noch eine stärkere Variante geben - einen Zweiliter mit etwas über 160 PS-, aber um Spass zu haben reicht der 1,5-Liter allemal. Ach ja, zu den technischen Besonderheiten gibts einen zweiten Artikel, den man hier findet. Also beschränken wir uns hier aufs Fahrerlebnis.Klar, der MX-5 ist kein Vernunftsauto. Und dennoch ist er vernünftig. Das fängt schon bei der Bereifung an. Statt enorm teurer Walzen kommen verhältnismässig schmale Gummis im Format 195/50 R 16 zum Einsatz. Das schont den Geldbeutel und reicht aus, um die Kraft zu übertragen.
Und, es reicht auch in Kurven aus, um genügend Grip zu haben. Das feine Fahrwerk mit doppelten Querlenkern vorne wie hinten ist – für einen kleinen Roadster – richtig bequem. Klar, bei scharfer Gangart wäre eine etwas schärfere Abstimmung der Federelemente durchaus wünschenswert. Aber der Mazda ist ja ein Genussauto. Und zum Genuss gehört das man so oft wie möglich offen fahren kann. Zwar kann man das Verdeck nicht elektrisch öffnen, aber weil die Kapuze derart klein ist, lässt sich der MX-5 innert ein paar Sekunden vom Sitz aus in ein Cabrio verwandeln. Um dies zu ermöglichen, wurden die Sportsitze im Schulterbereich etwas offener gestaltet, um mehr Bewegungsfreiheit zu haben. Wichtige bei einem kleinen Zweiplätze: Dich richtige Sitzposition. Auch hier haben die Ingenieure ganze Arbeit geleistet. Obwohl die zwei Sitzplätze gegenüber dem Vorgänger näher zur Fahrzeugmitte plaziert wurden und der Motor um satte 25 in Richtung der Insassen rutschte, passt die Sitzposition perfekt, das Lenkrad liegt gut zu Hand (nur eine Längsverstellung der Lenksäule fehlt) und der kleine Schalthebel ist dort positioniert, wo er hingehört. Den Schalthebel fasst man aber nicht nur gerne an, weil er an der richtigen Stelle ist, sondern weil sich das neuentwickelte Sechsganggetriebe so einfach bedienen lässt. Sehr präzise Führung, kurze Schaltwege und wenig Kraftaufwand – das Getriebe erinnert uns an die genialen Schaltboxen, die Honda einst beim S 2000 verbaute. Das Gesamtpaket des neuen MX-5 ist mehr als stimmig und dürfte alle Fans des Modells faszinieren. Aber, das nun richtig modern gestylte Wagen dürfte auch neue Kunden anziehen. Zumal er doch noch ein Weilchen der einzige seiner Art sein wird. Fiat wird auf Basis des MX-5 ein eigenes Modell bringen, vor 2016 ist mit dem italo-japanischen Roadster allerdings nicht zu rechnen.
Kommen wir noch einmal zurück zum Fahrererlebnis. Zu dem gehört bei einem Cabrio natürlich auch der Wind um die Nase, wenn man offen fährt. Der hält sich einiger massen in Grenzen, denn schliesslich ist die Fahrgastzelle relativ klein. In unseren Augen haben die Japaner einen guten Mix gefunden. Es zieht nicht richtig heftig an Bord des MX-5, die Frisur sieht nach zwei Stunden im offenen Auto also nicht aus eine eine explodierte Rosshaar-Matraze. Und dennoch hat man das Gefühl in einem echten Cabrio zu sitzen. Den Super-Puristen wird das nicht reichen, aber die werden sich wohl auch keinen Mazda kaufen. Als extrem angenehm empfanden wir - wie bereits erwähnt, die sehr angenehme Leistungsentfaltung des 1,5-Liter-Triebwerks. Genügend Drehmoment um im normalen Verkehr mit schwimmen zu können. Und wegen der enormen Drehfreude kann man sich den einen oder anderen Gangwechsel am Berg einfach sparen. Wir freuen und zwar auf den deutlich stärkeren Zweiliter-Motor, aber der kleine Vierzylinder ist eigentlich das einzig richtige für dieses Auto, ist genau das, was ein kleiner Roadster braucht.
Und natürlich gab es auch Dinge, die uns gestört haben. Zum Beispiel und unsäglich hässliche Stabantenne am Heck. Hey, wir sind nicht mehr in der Achtzigerjahren - so etwas gehört verboten. Klar, so eine Haufischlosse auf dem Heckdeckel ist vielleicht auch nicht der Weisheit letzter Schluss. Aber wäre doch deutlich schöner als dieses schwarze Gummiteil! Klar, mazda sagt dass eine Stabantenne keinen Verstärker braucht und so Gewicht gespart werden kann. Aber die vielleicht 1500 Gramm könnte sich ja der Fahrer auch beim morgendlichen Joggen abtrainieren. Und wenn wir schon beim Fahrergewicht sind. Die Radicals leiden ja beide etwas an Alzheimer-Bulimie, und trotzdem hat man im neuen Mazda MX-5 auch als Nicht-Supermodell genügend Platz, eine wunderbare Sitzposition und auch genügend Kopffreiheit. Es ist also wirklich alles da, um viel, sehr viel Spass zu haben. Und trotzdem sind es nur 130 PS, man ist nicht ständig im einem Geschwindigkeitsbereich jenseits der legalen Grenzen. Auch das kann in der heutigen Radarfallen-Zeit ein grosser Vorteil sein.
Hier gibts noch einen kleinen Blick hinter die Kulissen.
Mehr Mazda gibts im Archiv.
Original: radical