Üble Sache, Kia K900 High Performance-1611
Kia K900 High Performance
Zugegeben, ich bin heimlicher Kia-Fan. Das, was die Koreaner in den letzten, sagen wir mal, sieben Jahren an Entwicklung hinter sich haben, macht sprachlos. War das früher alles ein bisschen lustig und hat Dir nur ein Schmunzeln abgerungen, so ist das heute voll bei der Musik.
In Sachen Styling, klar, vielmehr aber noch in Sachen Verarbeitung. Auf den ewigen Garantie wollen wir da gar nicht rumreiten, vielmehr ist es die Haptik im Innenraum und besonders: der Geruch. Gerade in der unter-15.000-EUR/CHF-Klasse steigst Du schon nach fünf Minuten gerne mit einer Aromatenvergiftung aus, so stinkt Dir das Hartplastik entgegen. Nicht so im Kia.
Deshalb war klar, dass all GT, Raptor, Mustang, Z28, Hellcat, GLE, Mettwurst, Q7, CTS-V, 4C Spider den Kias ein Besuch abgestattet werden musste. Und da stand er dann. Einfach so, in der Ecke geparkt: das coolste Ding aus Detroit: Kia K900 High Performance.
Mausgrau, so wie damals der erste Audi TT mit dem Indianerleder. Dazu: feine Carbonteile, Klavierlackgrill, bös-schwarze LED-Lampen und mächtigste schwarze Kreuzspeichen. In 21-Zoll. Innen dann ein Traum in Karamell. Handschuhweiches Leder, dazu echte Kohlefaser. Der Dachhimmel: Wildleder, vernäht mit Karamell-Kontrastnaht. Dazu natürlich alles elektrisch. Die Sitze, vorn wie hinten, beheiz-, belüft- und verschiebbar. Head-Up-Display, volles Assistenzornat mit ACC, 360-Grad-Kamera und überhaupt. Ein Infotainment, das Android Auto, Apple CarPlay und natürlich die Kia-eigene Navi anzeigt. Massives Soundsystem mit Subwoofer.
Das Beste aber (und der Grund, warum das Stühlchen so etwas Feines ist, eh klar): der 5-Liter-V8 unter der Haube ist ein Biturbo. Nur dass die Turbos nicht unter der Haube sitzen. Sondern unter der Stoßstange. Hinten!
Vorne sei sonst alles zu heiß geworden. Und Platz hätte es keinen gehabt. Deshalb.
Es hat schon eine gewisse Lässigkeit, wenn Du unter dem Carbonsplitter hinten die K&N-Luftfilter blitzen siehst. Dazu offene Wastegate-Ventile, die den Abgasstrom ohne Filter und Dämpfer einfach so rausrotzen, wenn der volle Druck erreicht ist. Klar, fünf Meter Abgasrohr nach hinten, da braucht es ein bisserl, bis da was an der Turbine ankommt, der K900 wird also kein Ausbund an Reaktionsfreude sein. Doch das ist egal: 650 PS! In einem Kia. Mit elektrischer Rückbank.
Damit man die Turbos aber nicht nur als Kanalarbeiter gut sehen kann, hat man in Korea gleich noch ein Schaufenster in den Kofferraum eingearbeitet. Wunderbar, größtes Kino, wie wir finden. Dazu gibt es im (lederausgeschlagenen) Heckabteil übrigens noch ein Fach für den Rennoverall und einen integrierten Helmtrockner.
Der Grund dafür: Kia hat das wahnsinnige Gerät nicht erst in Detroit gezeigt, nein, er stand schon 2014 auf der SEMA in Las Vegas. Da haben wir aber nichts von mitbekommen und auch nicht, dass sich da alles um «One day at the races» gedreht hat. Aber auch wenn wir ein paar Monate hinterherhinken: das Teil hat nichts von seiner Faszination eingebüsst.
Wenn es nach uns ginge: schifft den K900 zu uns, das absurde Turbokit gerne als Nachrüstzubehör. Irgendwie wird man das schon zugelassen bekommen. Falls nicht, auch egal. Merkt ja eh keiner – schließlich schaut keiner hinter die Stoßstange, um dort Turbolader zu suchen!
Mehr Kia: im Archiv.
Grossartig: Turbo-Guckloch im Kofferraum.
Text/Fotos: Fabian Mechtel
Original: radical