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Zu früh, VW Cross Coupé GTE-1602

Published in radical-mag.com

VW Cross Coupé GTE

Noch nicht erstellt
Wenn Volkswagen heute seine Studie Cross Coupé GTE auf die Motorshow in Detroit rollt, dann ist es ganz einfach noch ein Jahr zu früh. Das Problem ist: VW geht es in den USA gar nicht gut. Und dagegen muss dringend etwas unternommen werden. Denn ohne eine einigermassen akzeptable Performance in Nordamerika kann sich das Unternehmen sein erklärtes Ziel, bis 2018 die Nummer 1 der Auto-Industrie zu werden, definitiv ans Bein streichen. Doch ein neues Auto ist nicht vor 2016 zu erwarten - und deshalb muss jetzt das Cross Coupé GTE herhalten.

Doch zuerst ein Blick auf den US-Markt. Dies am besten mit einem kleinen Vergleich. 2013 verkaufte VW in den USA 407'000 Autos - nicht grossartig, auch darum nicht, weil Subaru 424'000 Fahrzeuge schaffte. Subaru gilt nun in den USA als jene Marke, die vor allem Rednecks bedient, also Menschen aus Vermont, die auch im Winter kurze Hose tragen und mit Flipflops durch den Schnee laufen. VW dagegen ist - aber wir kennen die Ansprüche der Deutschen an sich selber ja mehr als zur Genüge. 2014 dann sah es so aus: VW rutschte noch tiefer in die Krise, es wurden noch 366'970 Fahrzeuge verkauft, ein Rückgang um gut 10 Prozent auf einem weiterhin wachsenden Markt. Zum Vergleich: Subaru kam auf 513'693 verkaufte Autos. Mit drei Baureihen (VW bietet in den USA deren acht an). Noch ein Problem von VW: in den USA heisst es, die Volkswagen haben schon eine hohe Präsenz auf der Strasse - weil sie dauernd auf dem Pannenstreifen stehen...

Als Hauptproblem hat der neue VW-Chef in den USA, Michael Horn, das Fehlen eines Midsize-SUV und das Design ausgemacht. Midsize-SUV heisst in den USA: Ford Explorer, mindestens. Solch ein Teil will man bis 2016 auf der Strasse haben, entwickelt und designt und gebaut in den USA - und deshalb jetzt die Studie Cross Coupé GTE.
VW Cross Coupé GTE
VW Cross Coupé GTE
Nein, das ist nicht das Teil, das dann 2016 kommen wird, es hat nur fünf Plätze (in der Serie müssen es sieben sein), es ist wohl noch zu klein (nur gerade 4,85 Meter lang), aber es soll einmal aufzeigen, in welche Richtung es gehen könnte. «Das Cross Coupé GTE ist der Botschafter einer neu entwickelten US-Designsprache von Volkswagen», sagt Klaus Bischoff, der Chefdesiger von VW.

Was sehen wir nun? Ja, das ist schon neu, das ist schon anders, das Design des Cross Coupé. Sicher moderner, gewagter, futuristischer als die Sprache der alten Welt. Böse Zungen könnten ja jetzt auch sagen: endlich. In einer VW-Welt, in der sich der Polo kaum mehr vom Touareg unterscheiden lässt, steht das Cross Coupé GTE absolut alleine da. Man muss das deswegen nicht als Bankrott-Erklärung für die aktuellen VW-Designsprache sehen, die funktioniert ja weiterhin prächtig und mächtig, fast überall auf der Welt.
VW Cross Coupé GTE
VW Cross Coupé GTE
VW Cross Coupé GTE
VW Cross Coupé GTE
VW Cross Coupé GTE
Aber dass es für die USA einen ganz anderen Weg braucht, ein vollkommen neues Image, ganz andere Automobile, das ist irgendwie schon ein Eingeständnis aus Wolfsburg, dass nicht alles Gold ist, was derzeit noch glänzt. Das gleiche Spiel erleben wir ja derzeit auch bei Audi...

Ansonsten hat Volkswagen in die Cross-Coupé-GTE-Studie alles gepackt, was man derzeit so hat im Regal. Plug-in-Hybrid, also ein 3,6-Liter-Benziner, dazu vorne ein Elektromotor und hinten ein Elektromotor (Allrad muss ja sein, auch in den USA), Systemleistung 360 PS, alles schön verbunden mit einer elektrischen Kardanwelle. Rund 30 Kilometer weit kommt das mächtige Trumm, 2,03 Meter breit, rein elektrisch. Und Elektronik hat es auch ohne Ende, alles ist da, was grad hip ist, die Steuerung des Infotainment, zum Beispiel, erfolgt über Gesten.

Das wird es dann in der Serie alles nicht geben. Denn so ein Midsize-SUV, wie es VW in den USA dringend zu brauchen glaubt, muss in erster Linie zwei Dinge sein: geräumig und günstig. Und da haben die Deutschen dann aber wieder ein Problem, denn das - also: günstig - haben sie nicht in ihrem Baukasten. Auf jeden Fall nicht in der Form, die es in den USA brauchen wird, denn Diesel findet weiterhin nur in Apotheken statt, mit 300 PS starken 2-Liter-Turbos können die Amerikaner gar nichts anfangen - und einen fundamentalistischen V8 mit billiger Wandlerautomatik hat VW halt nicht im Angebot. Aber das ist eine andere Baustelle.

Klar ist auch: so ein Midsize-SUV wird nicht ausreichen, um die Situation in den USA langfristig zu verbessern. Eine Million Fahrzeuge pro Jahr müssen es werden in den USA (ok, da kann man dann Audi mit einrechnen, und Bentley und Lamborghini und Bugatti und Ducati), sonst wird das nichts, sonst ist die Infrastruktur zu teuer, sind die Händler unzufrieden, ist das Image dort, wo es seit längerem schon ist.
VW Cross Coupé GTE
Da braucht es unbedingt ein richtiges US-Programm, unbedingt auch die gehobene Mittelklasse - Toyota verkauft allein von seinem Camry in den USA so viele Exemplare wie Volkswagen von seinem ganzen Angebot. Einfach wird das nicht, denn die Konkurrenz schläft ja auch nicht. Siehe zum Beispiel: Subaru.

Mehr Volkswagen gibt es in unserem Archiv.


Original: radical

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