25 Billionen, Fahrbericht Mercedes-Maybach-1601
Fahrbericht Mercedes-Maybach
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Man kann davon halten was man will: er wird funktionieren. Den grossen Maybach als kleine Untermarke unter das Dach von Mercedes-Benz zu holen, es macht Sinn. Weil es mit Mercedes-AMG begonnen wurde und eben nun mit Mercedes-Maybach weitergeht.
Es ist vor allem logisch, denn wie es auch mehrere Baureihen von AMG gibt, so werden weitere von Maybach kommen. Man hatte also gar keine andere Wahl in Stuttgart, als der (bislang) grössten S-Klasse den historisch wertvollen Namen bloss als Präfix zu geben.
Überhaupt sollte man die Diskussion um den Namen nicht zu hoch hängen. Natürlich - besonders der Teppichetage des Sterns - ist jedem das Desaster der alten Maybach-Reanimierung noch sehr präsent. Gerade deshalb ist es gut, dass sie das fett verchromte MM-Signet wieder aus dem Schrank holen.
Denn der neue Maybach ist ein gutes Auto.
Weil Du keine fünf Kilometer nach dem Losfahren schläfst. Auf Knopfdruck faltet sich der Beifahrersitz vor Dir kunstvoll zusammen, der eigene Fauteuil fährt zu voller Spannweite aus und Du liegst lässig inmitten dieses Meers aus edelstem Nappaleder, Lammfell, Chrom und Gehölz. Massiert, belüftet und wohlig sitzbeheizt.
Die normale S-Klasse kann das auch? Falsch. Es sind allein die zusätzlichen zwanzig Zentimeter, die den Maybach zum Maybach machen. Fährst Du im profanen S-Mercedes zwar auf ähnlichen Stühlen mit identer Massage und ebengleichem Leder, so fehlt doch vor allem: Raum. Denn Du kannst dich zwar zurücklehnen und die Füsse hochstellen, aber es dürfen dann bloss Füsschen sein und die Beine müssen kurze sein. Nicht so im Maybach. Selbst Grosse kommen locker unter ohne irgendwo in der Auslegeware anzustossen.
Doch neben dem Raum ist es vielleicht die Ruhe, die noch tiefer beeindruckt. Denn: es herrscht wirklich Ruhe im Fond des Über-S. Wir haben natürlich nicht nachgemessen, auch kennen wir die Dezibelzahlen der Konkurrenz nicht auswendig, aus Erfahrung können wir aber sagen: so leise wie im Maybach wird es so schnell nirgends.
Kein Murmeln des Sechsliters ist zu hören, selbst bei grober Beschleunigung. Und grob kann er: 530 PS und 830 Nm reissen selbst 5.45 Meter schwäbischen Schwermetalls tüchtig nach vorne. Fünf Sekunden, sagen die Schwaben, reichen für den Sprint auf 100, selbstredend wird später bei Zweifünfzig elektronisch der Hahn abgedreht. Aber so schnell will sowieso niemand fahren, denn die Sänftenfunktion (im Mercedes-Sprech: Magic Body Control mit Road Surface Scan) kommt nur etwa bis 130 km/h mit dem Ausbügeln der Fahrbahnunebenheiten hinterher.
Und die will man auf keinen Fall vermissen. Denn: so ein digital vorgeladenes Fahrwerk, das die Höhen und Tiefen der Strecken kennt und Dich so wie in Abrahams Schoss gebettet durch das Land trägt, ist wirklich gross. Im Maybach übrigens noch einmal besser als in der Standard-S-Klasse. Radstand und Gewicht spielen hier ausnahmsweise mal eine positive Rolle.
Ansonsten gibt es alles, was man braucht (oder auch nicht): Burmester-Sound in High-End-3D mit 24 Lautsprechern und 1,5 Kilowatt, Parfümspender mit Luftreinigung in spezieller Maybach-Aromanote, versilberte Champagnerkelche, First-Class-Fond, Ledertapezierung am Dachhimmel, verdunkelbare Panoramadächer, einen Kühlschrank, zwei Bildschirme im Fond, Klapptische, Kühlboxen, 230V-Steckdosen, Wärme-Komfort für die Armlehnen, einen extra Telefonhörer im Fond, mit dem sich das halbe Auto steuern lässt und (ganz wichtig!) den Michelin Restaurantführer als Festinstallation am Navirechner.
Die Preisliste kommt insgesamt auf 88 Seiten, weshalb auch der Preis von gut 134'000 € für den V8-Maybach und knapp 188'000 für die V12-Variante eher als Richtwerte zu verstehen sind. Unter 200'000 € werden sicher die Wenigsten ausgeliefert, weiss man beim Daimler. Doch selbst das ist immer noch weit unter dem Niveau der Konkurrenz – bloss, dass eben das Auto nun in seinen Qualitäten darüberliegt.
Und das wird die 211'000 «ultra rich people» (also die, die gemeinsam über 25 Billionen Dollar gehortet haben) freuen. Denn vom Geld ausgeben ist noch niemand reich geworden.
Mehr Mercedes gibt es in unserem Archiv.
Original: radical