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easy, Dauertest Citroën C4 Cactus (3)-1598

Published in radical-mag.com

Dauertest Citroën C4 Cactus (3)

Noch nicht erstellt
Es gibt ja auch gute Gründe, weshalb die modernen Autos so schwer geworden sind. Sicherheit ist da ein wichtiges Thema, viel Elektronik, aber auch die Qualität. Und so kann man sich durchaus fragen, ob denn ein Automobil, das deutlich leichter ist als seine Konkurrenten, gerade in Sachen Qualität nicht vielleicht ein Problem haben könnte. Zumal es ja auch noch ein Citroën ist, eine Marke, die in der Vergangenheit nicht nur durch besonders saubere Verarbeitung überzeugen konnte. Nach knapp einem halben Jahr und 15 000 Kilometern sei vermeldet: keinerlei Probleme bisher. Nichts klappert, nichts scheppert, technisch ist alles in bester Ordnung. Und wir haben den Citroën wirklich nicht geschont, er war schon ganz im Norden von Dänemark, musste stundenlang unter Volllast über deutsche Autobahnen rennen, sich in engen italienischen Städten bewähren, an kalten Morgen früh aufstehen und sich an heissen Tagen durch lange Staus plagen. Er stand schon bei Lamborghini in Sant'Agata vor der Tür - und in diesen Tagen tief im Schnee. Und das bisher alles: mit Bravour.

Citroën hat beim C4 Cactus vieles weggelassen, es gibt kaum Assistenz-Systeme und eigentlich keinen Luxus. Und doch: es fehlt uns nichts. Das Bediensystem, das fast vollständig auf Schalter und Hebel verzichtet und stattdessen über einen grossen, zentralen Touchscreen funktioniert, kann man nur loben. Es ist einfach, es ist logisch, und man fragt sich, weshalb es in anderen Automobilen so viel komplizierter sein muss. Die Sitze sind zwar weich, doch gerade auf langen Strecken ausgesprochen komfortabel. Die Platzverhältnisse sind zwar nicht üppig, doch vier Personen samt Gepäck können bestens in die Ferien verreisen mit dem Franzosen.Dauertest Citroën C4 Cactus
Dauertest Citroën C4 Cactus
Und was richtig gut ist: der Antrieb. Der Dauertestwagen verfügt über den bekannten und bewährten 1,6-Liter-Diesel, 100 PS, als e-HDi bezeichnet. Der Selbstzünder versieht seinen Dienst ausgesprochen ruhig, auch ist der knapp 900 Kilo schwere Citroën mit dieser Maschine alles andere als untermotorisiert. Auch deshalb nicht, weil das manuelle 5-Gang-Getriebe bestens auf den Motor abgestimmt ist, sein Drehmoment gut nützt. Doch die positivste Überraschung erlebt man an der Tankstelle: im Schnitt verbrauchte der C4 Cactus bisher 4,3 Liter auf 100 Kilometer. Einen solch tiefen Wert haben wir bisher mit noch keinen konventionell angetriebenen Testwagen geschafft, und im Frühling dann, ohne Winterreifen und gut eingefahren, wird der Verbrauch wohl gar unter 4 Liter sinken.

Zu Besuch in Sant'Agata.

Dauertest Citroën C4 Cactus

Sorry, wir haben das Fotografieren ein bisserl vergessen...

Dauertest Citroën C4 Cactus
Dauertest Citroën C4 Cactus
Dauertest Citroën C4 Cactus
Inbegriffen in diesem Gesamtverbrauch ist unter anderem eine sehr flotte Fahrt aus der Lüneburger Heide in die Schweiz, ziemlich genau 800 Kilometer in weniger als 6 Stunden - mit einem Verbrauch von 7,8 Litern. Das darf man getrost als hervorragend bezeichnen – und ist der endgültige Beweis dafür, dass sich das Gewicht sehr entscheidend auf den Verbrauch auswirkt.

Ausserdem: der Citroën wird von der Umwelt sehr positiv aufgenommen. Nicht bloss, dass sich Cactus-Fahrer (wie einst die 2CV-Piloten) auf der Strasse grüssen – Kinder lieben ihn, Fussgänger winken ihm zu, auch anderen Verkehrsteilnehmern huscht ein Lächeln übers Gesicht. Ja, optisch mag der Franzose durchaus gewöhnungsbedürftig sein, oft wird man auch gefragt, was die Plastikteile an der Seite sollen, doch die Unaufgeregtheit des Designs kommt gut an. Er ist kein Selbstdarsteller, der C4 Cactus, und ein bestimmtes Publikum schätzt genau das.

Mit einem Basispreis von 16150 Franken ist der innovative Citroën auch preislich eine Alternative. Mit dem starken Diesel kostet der Franzose dann zwar stolze 10000 Franken mehr – ein Aufpreis, den man trotz sehr geringem Verbrauch wohl kaum je wieder einfahren kann. Doch mit dem Selbstzünder kommt halt auch so etwas wie Fahrfreude auf: der Cactus sieht zwar nicht so aus, doch er ist auch einer flotten Passfahrt nicht abgeneigt. Und auf der deutschen Autobahn bei Bedarf weit schneller unterwegs, als man ihm auf den ersten Blick zutrauen würde.

Es seien hier nun auch noch einige Fragen beantwortet, die uns von Lesern des sehr geschätzten «André Citroën Club Forum» gestellt wurden:
1) Wie gut ist der Rundumblick? Rückwärts ausparken z.B., sieht man kleine Kinder, die sich hinterm Auto rumtreiben?
Unser Dauertestwagen ist mit Park-Sensoren hinten ausgestattet, damit hat sich das Problem eigentlich schon erledigt. Es ist aber auch zu sagen, dass die Rückspiegel von einer angenehmen Grösse sind, das Blickfeld nach hinten erfreulich weit. Ja, die Heckscheibe ist klein (und noch kleiner der Heckscheibenwischer), doch das hat uns bisher nicht wirklich gestört.Dauertest Citroën C4 Cactus

Zu Besuch in Sant'Agata.

2) Seht Ihr das auch so, dass der Cactus eher für die Stadt konzipiert ist und (Zitat) «weniger für die Landstraße und nicht für die Autobahn...»?
Das ist kompletter Unsinn. Wir fuhren, wie erwähnt, zu viert mit Gepäck für zwei Wochen aus der Schweiz ganz in den Norden Dänemarks, auf der deutschen Autobahn immer so mit Tacho 160, 170 - und das ging bestens. Auch deshalb, weil der Cactus schön ruhig bleibt auch bei diesen Geschwindigkeiten. Irgendwann machte die Lüftung zwar kurz komische Geräusche, doch das legte sich nach einigen Kilometern wieder.
3) Ist die Lenkung wirklich unpräzise?
Auch das ist Quatsch. Sicher ist der Cactus kein Ferrari 458 Speciale, kann er nicht sein, muss er auch nicht. Es ist auch keine teure Progressiv-Lenkung, doch weil der Cactus so leicht ist, lässt er sich ausgesprochen präzis bewegen. Wir empfinden die Lenkung auch nicht als zu leichtgängig, da sind (deutsche) Fahrzeuge, die hauptsächlich eine chinesische Kundschaft bedienen sollen, teilweise bedeutend schlimmer.
4) Ist die Verarbeitungsqualität wirklich optimierungsfähig?
Das können und wollen wir so noch nicht beantworten. Bisher hatten wir, wie erwähnt, keinerlei Probleme. Und geschont wird er beim besten Willen nicht, unser Testwagen.
5) Sind die Motoren wirklich müde?
Unser Testwagen verfügt über den stärksten Diesel. Und der ist nun wirklich nicht müde. Er hat zwar diese kleine Anfahrschwäche, wie alle Turbo-Diesel, doch damit lernt man schnell umzugehen, wenn man den Wagen häufig bewegt. Wir können zu den anderen Motorisierungen nichts vermelden, doch noch einmal: weil der Cactus so leicht ist, dürften auch die schwächeren Maschinen keine Probleme haben.
6) Hat der Cactus Komfortmängel? (Auf 17 Zöller rollt er wohl poltriger als auf 16 Zöller. Das wurde an anderer Stelle hier im Forum schon berichtet.)
Wir hatten die Sommerreifen als 17-Zöller, die Winterreifen jetzt als 16-Zöller. Wir haben uns im Sommer nicht beklagt - und empfinden die 16-Zöller jetzt nicht als besser. Poltrig ist der Cactus nach unserem Empfinden nie, ganz im Gegenteil, wir schätzen seinen Komfort sehr. Diese oft unnötige Härte mancher deutscher Produkte, diese falsch verstandene Sportlichkeit, die anscheinend auch ein Kleinwagen mit 60 müden Pferden ausdrücken soll, haben wir nie verstanden. Unter den Fahrzeugen in diesem Segment, in dieser Preisklasse gehört der Citroën sicher zu den angenehmsten, die wir kennen.

Es ist aber in erster Linie erfreulich, dass Citroën den Mut hat, endlich wieder ein wirklich aussergewöhnliches Fahrzeug auf die vier (schmalen) Räder zu stellen. Dass sich dieses Konzept im Dauertest bisher so gut bewährt hat, zeigt auf, dass sich die Franzosen auf dem genau richtigen Weg befinden.

Weitere Fragen oder Kommentare zum Cactus? Jederzeit gerne: hier. Mehr Citroën gibt es in unserem Archiv. Und einige schöne ältere Exemplare auf www.radical-classics.com.


Original: radical

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