Glänzend, Test Mercedes-Benz S500 Coupé 4matic 2065
Test Mercedes-Benz
S500 Coupé 4matic
Noch nicht erstellt
Ab und zu hauen wir die Marke mit dem Stern ja ganz schön in die Pfanne. Dazu stehen wir auch. Aber, die Stuttgarter haben nicht verlernt, wie man Autos baut. Nach dem Test des S500 4matic Coupé ist eines klar: die beste S-Klasse hat nur zwei Türen. Ja klar, es gäbe einiges zu kritisieren am grossen Stern. Schliesslich waren wir von der S-Klasse-Limousine einiges auszusetzen. Und jetzt? Auf einmal alles anders, nur weil zwei Türen weniger verbaut wurden? Nein, alles ist nicht anders, aber vieles. Für uns ist das Coupé ein richtig eigenständiges Modell, dass mit der Limousine irgendwie nicht viel zu tun hat. Und, das ist gut so. Klar, auch beim Coupé kann man für den kleinen Obulus von über 5000 Franken LED-Scheinwerfer mit Glas-Kristallen eines namhaften Herstellers erstehen. Jene Scheinwerfer, von denen eine Daimler-Marketingstratege behauptete das sie so schön seinen, dass man sie als Ersatzteil bestellen und sie dann ins Schlafzimmer zu stellen würde. Wir wissen nicht was der durchgestylte Herr genau genommen hat - wir raten aber dazu die Dosis zu reduzieren.
Doch zurück zum Auto. So einen Wagen wie das S 500 4Matic Coupé legt man sich nicht einfach so zu. Das liegt nicht nur am stolzen Preis (ab 167'500 Franken, Testwagen 236'000 Franken), sondern sicher auch am Nutzwert. Ein Coupè ist per se kein Lastesel, kein Supersportwagen und auch kein Familientransporter. Für ein Coupé dieser Grösse muss man sich ganz bewusst entscheiden. Und das Segment der Luxuscoupés ist jetzt nicht der Ort, wo man die grossen Stückzahlen bolzt. Aber, diese Kategorie bietet auch Möglichkeiten. Möglichkeiten zu zeigen, was man kann. Allein der – wir nennen ihn mal Schallkomfort – erinnert an einen Rolls-Royce. Der Wagen rollt über Strassen jeder Kategorie ohne dass irgendwelche störende Geräusche ans Ohr des Fahrers dringen. Es ist ihm überlassen den perfekten Ton aus dem Soundsystem zu genießen oder doch lieber dem gepflegten V8-Ton zu lauschen.
Innen gibt’s vor allem für Fahrer und Beifahrer Platz im Überfluss. So viel, dass es Beifahrer gab die sich ob so viel Raum etwas verloren vorkamen. Die Sitze sind ein Gedicht, vor allem wenn man die nicht ganz billigen Aktivsitze geordert hat. Aktiv bedeutet, dass sich die Seitenwangen der Vordersitze jeweils auf der Kurvenaussenseite aufblähen, wenn man in eine Kurve fährt. Das ist zwar am Anfang gewöhnungsbedürftig, aber im Laufe der Zeit schätzt man den daraus resultierenden Seitenhalt. Das Feature ist alles andere als neu, wird aber von Daimler nahe an die Perfektion geführt. Und da sind da noch die anderen Individualisierungsmöglichkeiten. Zum einen die ab Werk, welche so zahlreich sind, dass man als normaler Verbraucher die Übersicht komplett verliert. Und dann die im Fahrzeug. Man kann im Daimler so ziemlich alles nach seinem eigenen Gusto einstellen – von der Farbe der Ambientebeleuchtung bis hin zur Frequenz des Garagentoröffners.
Gut, dass sich im riesigen Zentraldisplay auch die komplette Bedienungsanleitung aufrufen lässt. Ob es tatsächlich Swarovski-Steine in den Frontscheinwerfern braucht, wagen wir nicht zu beurteilen. Sie kosten die Kleinigkeit von 4295 Franken zusätzlich. Sicher ist, dass diese Voll-LED-Leuchten die Fahrt in der Nacht sehr angenehm machen. Und, wem das nicht reicht kann für 3130 Franken ja noch das Nachtsichtgerät mit automatischer Fussgängererkennung einbauen lassen.
Natürlich ist so ein S-Klasse-Coupé kein Spritsparauto. Mercedes nennt einen Wert von 9,9 Liter pro 100 Kilometer. Diesen Wert verpasste der Wagen im Test klar, im Alltagsbetrieb waren es 11,2 L/100 km. Kein Wunder, schliesslich wird ein gerüttelt Mass an Treibstoff dazu verwendet um mittels Alternator genügend Strom für all die elektronischen Systeme bereit zu stellen. Das Paket beim großen Daimler-Coupé ist stimmig, aber teuer. Wem das keine Rolle spielt, dürfte mit dem Benz glücklich werden. Und, irgendwie erinnert uns das Coupé an vergangene Zeiten. Das Auto wirkt extrem robust und langlebig, so wie viele der grossen Stuttgarter in der Vergangenheit. Ach ja, zum aktiven Wanksystem des Benz können wir nichts sagen. Dies gibts nur bei den Modellen mit Hinterradantrieb, und die haben einen schweren Stand in der Schweiz.
Mehr Mercedes gibts im Archiv.
Text: Cha, Fotos: Werk.
Original: radical