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#radical14 (15), #radical14 - Corvette C7 Stingray 2054

Published in radical-mag.com

Corvette C7 Stingray

Noch nicht erstellt
Eigentlich hatte die Corvette bei #radical14 ja keine Chance. Zu wenig Leistung, zu wenig echter Sportwagen, Zuhälter-Gurke. Ach, was muss man über die Corvette nicht alles hören und lesen. Klar, von nichts kommt so ein Ruf nicht. Aber, spätestens seit der sechsten Generation der Vette (C6) stimmt das alles einfach nicht mehr. Naja, fast alles. Auch die C6 hatte ein Interieur das man selbst bei Tonnen von Goodwill nicht als hochwertig bezeichnen konnte. Aber, bereits die C6 zeigte, wohin die Reise gehen könnte. Deutlich kompakter als die C5, mit mehr sehr hochwertigen Komponenten an Bremse und Fahrwerk. Und nun also die C7, die zudem noch den Zusatz Stingray tragen darf. Und wieder ein Chevrolet-Modell ist. Ein Weile hatte man ja in der GM-Zentrale das Gefühl, die Vette sei kein Chevy, vielmehr müsse Corvette jetzt als Markennamen herhalten. Irrtum sprach der Igel und stieg von vom Reisbesen - immerhin hat man das bei General Motors eingesehen. Man scheint in Detroit also doch in einem gewissen Mass lernfähig.

Kern einer jeden Corvette ist der Motor. Punkt. Ein V8 muss es sein, absolut zwingend. 5,7 Liter Hubraum waren mal gesetzt, mittlerweile sind es 6,2 Liter (Motorcode LT1). Daraus generiert man derzeit 466 PS und ein Drehmomentmaximum von 630 Nm. Dieser Motor ist ein Monument, ein mächtiger Klotz im Bug der Vette. Und er schüttelt sich nach dem Anwerfen erst Mal, er sprotzt und spuckt etwas - einfach schön. Weit weg von der Perfektion anderer Hersteller - und genau deshalb umso faszinierender. Klar, der BMW generiert fast ebenso viel Leistung aus sechs Zylindern und nicht mal dem halben Hubraum. Klar fährt der McLaren Kreise um die Vette wenns auf die Rennstrecke geht. Aber, und das wollen wir hier ein für alle mal festschreiben - der Abstand wird immer kleiner. Die Vette mit dem manuellen Siebenganggetriebe ist ein echter Sportwagen, nicht vom Schlage eines Ferrari 458 aber auf Augenhöhe mit einigen hochkarätigen Sportwagen aus Europa und Asien.


Über 450 PS, von Hand gerissen, das macht zwar keinen Sinn - aber verdammt viel Spass. Für etwas unerfahrene gibt es zudem noch die Rev-Control, ein System welches die Drehzahl beim Runterschalten automatisch anpasst, ohne dass der Fahrer das Gaspedal berühren muss. Funktioniert ganz ordentlich, genau wie im Nissan 370Z, der ein ähnliches System an Bord hat. Aber wirklich brauchen tut das niemand, auch wenn es auf der nassen Piste von Ligniéres vielleicht den einen oder anderen Fahrer vor einem Dreher gerettet hat. Denn das Schleppmoment des V8 sollte man nicht unterschätzen.

Ja, die Vette geht gut (0-100 km/h im 4,2 Sekunden. Und ja, die Vette geht gut ums Eck, verzögert hervorragend, lässt sich spielerisch dirigieren (auch wenn die Lenkung etwas gewöhnungsbedürftig ist). Sie hat alles, was ein Sportwagen braucht. Dazu dieser unnachahmliche Sound, wenn man die Drosselklappe aufreisst und man das Gefühl hat, dass der Ansaugschlund der Vette auch noch Nachbars Katze einsaugt. Herrlich.

Ganz hinten auf dem Platz, weit vorne in den Herzen.


Ja, auch die Corvette bot viel Gesprächsstoff.




Kommen wir trotz all des Lobes zurück zur Frage, wieso die C7 Stingray dann doch nicht mit den ganz Grossen mithalten kann. Erst einmal, weil sie: zu billig ist. Gut 80'000 Franken kostet der amerikanische Sportwagen, unglaublich wenig für ein Auto mit solchen Qualitäten. Aber, es macht die Vette natürlich alles andere als Exklusiv. Und die Exklusivität ist schon ein wichtiger Punkt in der Topliga. Und, es liegt auch an den: Reifen. Denn bei den Amerikanern setzt man nach wie vor auf diese Runflat-Gurken obwohl mittlerweile die ganze Welt weiss, dass Runfat und echter Sport in etwa so vereinbar sind wie gebratener Schweinebauch und veganer Lebensstil. Die Pneus brauchen ewig um auf Temperatur zu kommen, verfügen über viel zu steife Flanken und bieten einfach nicht genug Grip. Gegen die Konkurrenz, allesamt auf Hochleistungs-Supersportpneus, hat man: keine Chance. Man muss also noch einen Satz anständiger Reifen zum Kaufpreis hinzurechnen, doch man hat bei diesem Basispreis ja auch etwas Luft. Kurt Huber weiss da sicher Rat.

Weitere Punkte sind das Getriebe (zu lang übersetzt, knochig), der mässige Seitenhalt der Sitze und der etwas diffuse Druckpunkt der Bremse. Aber eben, die Vette ist auch über 200'000 Franken billiger als ein McLaren 650S. Aus dieser Sicht ist die Vette ganz klar die Gewinnerin dieses Vergleichs. Auch wenn wir zwar an den Ansauggeräuschen erfreut haben, der Auspuffsound dürfte satter sein. Aber wir kennen da eine gute Adresse, dort wird ihnen geholfen... Und: wer mit dem bei gewissen Personenkreisen immer noch zweifelhafte Image der Corvette nicht umgehen kann, sollte die Finger von diesem wunderbaren Gerät lassen. Wer über diesen Dingen steht bekommt ein feines Gerät, mit dem man nach einem Reifenwechsel, etwas Übung und genügend grossen Cojones in der Hose so manchen Herrenfahrer nass macht. Ohne den Motor je über 3000 Umdrehungen zu scheuchen...

Ganz hinten auf dem Platz, weit vorne in den Herzen.

Noch ein Wort zum Innenraum. Klar ist er viel besser als bisher. Klar ist die Verarbeitung jetzt auch so, wie man das für diesen Preis erwarten kann. Wer aber die Perfektion eines BMW M4 oder die Detailverliebtheit eines Ferrari 458 Speciale erwartet, der wird enttäuscht. Über das Navigationssystem haben wir uns ja schon ausgelassen. Neben diesem - sagen wir suboptimalen - Gerät ist die Bedienung und vor allem die Multimediafähigkeit der Vette aber tadellos. Die Corvette C7 Stingray ist ein Auto, auf das man sich einlassen muss. Und ja, Spaltmass-Fetischisten werden mit der C7 nach wie vor nicht glücklich. Auch wenn da und dort eine kleine Lücke klafft, wird man den - für ein Sportgerät - enormen Kofferraum schätzen. Und das serienmässig herausnehmbare Dachteil. Wir raten allerdings zur Version aus Metall, das optionale, halbtransparente Kunststoffteil (1100 Franken) wirkt irgendwie: billig! So richtig viel mehr Licht lässt es auch nicht Innenraum. Und die Schallisolation ist doch deutlich schlechter als beim massiven Dachteil. Wie gesagt, die Corvette C7 Stingray ist nicht perfekt. Wenn sie aber das Herz einmal erobert hat, bringt man sie auch kaum mehr aus dem Kopf.

Mehr Chevrolet gibts im Archiv.

Alle Stories von #radical14 gibt es: hier.


Original: radical

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