radical14 (9), radical14 (9) Volvo V60 Polestar 2035
Volvo V60 Polestar
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Nein, hört auf. Kein Wort mehr. Volvo hat Rennsport-Geschichte. Eine ganz tolle sogar. Schon klar, es ist eine Weile her, aber immerhin waren die Schweden so verwegen, einen Kombi in der Tourenwagen-Weltmeisterschaft einzusetzen. Ein 850 Kombi, unter anderem pilotiert von Jan Lammers (einstiger Formel-1-Pilot, aber 1988 auch mit Johnny Dumfries und Andy Wallace, Sieger der 24-Stunden von Le Mans auf dem legendären Silk-Cut-Jaguar). Also, Volvo und Racing gehören zusammen, auch wenn man in der Schweiz nichts unversucht liess, diese Tatsache totzuschweigen...
Nun wagt man bei den Schweden also ein Comeback. Zum einen auf der Rennstrecke im Rahmen der Skandinavischen Tourenwagen Meisterschaft (STCC) und mit dem Polestar-V60 auch ein wenig auf der Strasse. Das Rennteam von Polestar ist überaus erfolgreiche und hat mit Fahrer Thed Björk (ein ganz cooler Hund) vor kurzen die Meisterschaft gewonnen. Und die Mannen von Polestar, welche ganz eng mit Volvo zusammenarbeiten, sind auch für den schärfsten Schweden seit langem verantwortlich.
Auf den ersten Blick mag der Testwagenpreis von 85'000 Franken für einen V60 schon etwas abschrecken. Klar, der Wagen basiert auf der teuersten Ausführung des grossen Schweden-Kombis, dem T6 R-Design. Der steht derzeit mit einem Basispreis von 66'700 Franken in der Preisliste. Was haben die Veredler von Polestar also für knapp 20 grosse Scheine gemacht? Sehr, sehr viel. So verfügt der schöne, blaue Kombi (Rebel-Blue ist eine Polestar-Exklusivfarbe) über ein komplettes Fahrwerk von Oehlins. Und diese Federungsbuben sind dafür bekannt, dass sie zwar tolle Sachen bauen, aber auch Preisschilder wie Telefonnummern haben. Oder die mächtige Bremse von Brembo, zu deren Aktivierung extra ein anderer Hauptbremszylinder montiert wurde. Weitere Nettigkeiten? Zum Beispiel die überarbeitete Elektronik. Und zwar nicht einfach etwas mehr Ladedruck einprogrammiert, nein. Die Regelsysteme von ABS und ESP wurden der gesteigerten Leistung, aber auch der besseren Traktion durch die 20-Breitreifen angeglichen. Und auch die Automatik schaltet nun zügiger und erhielt eine Art Launch-Control für den perfekten Start von der Ampel.
Der Polestar basiert auf dem V60 T6 R-Design.
Power-Meter statt Drehzahlmesser: mässig knusprig!
Eine wunderbar gefertigte Domstrebe gibts auch noch, eine Edelstahl-Abgasanlage - ja, bei Polestar hat man richtig gearbeitet. Doch nun genug von all den technischchen Details, viel wichtiger ist ja, ob sich all der Aufwand gelohnt hat. Hat er sich, zumindest für all jene, die nach dem Umbau des in Würde ergrauten V60 T6 (Lancierung war 2010) keinen Supersportwagen erwarten. Nein, der Schwede ist kein ultimativer Kurvenräuber, kein Kleinwagen fressendes Drehmoment-Monster und auch kein wieselflinker Kurvensauger. Der Volvo ist schlicht und einfach: souverän. Ich kann mit gut an die Kommentare einiger Leute zu Beginn von #radical14 erinnern. Schöne Autos habt ihr hier, aber was macht der Volvo hier? Ganz einfach: die Herzen nicht im Sturm erobern, sondern ganz subtil, nach und nach. Das Fahrwerk ist schlicht genial, das ansonsten massive Untersteuern des Allradlers hat man fast völlig beseitigt. Ihm ein komplett neutrales oder gar übersteuerndes Fahrverhalten anzuerziehen ist schlicht: unmöglich.Der Polestar basiert auf dem V60 T6 R-Design.
Power-Meter statt Drehzahlmesser: mässig knusprig!
Zu schwer wiegt der vorne quer montierte Reihensechszylinder. Dieser wird von einem mächtigen Turbolader unter Druck gesetzt, drückt 350 PS und 500 Nm ab. Und er ist: durstig. Unter zehn Liter pro 100 Kilometer geht: gar nicht. Und wenn man über die Pässe brennt, dürfen es auch mal nette 17 Literchen sein. Ja, das ist zuviel und zeigt, dass das Motorenkonzept heute nicht mehr zeitgemäss ist. Wobei, wem es die paar Liter wert, ist der erntet ein paar ganz nette Sachen. Ein wunderbaren, nicht zu lauten aber sehr präsenten Sound zum Beispiel. Und viel Druck im mittleren Drehzahlbereich. Klar, der Volvo war nicht der Hürdensprinter im Testwagenpark von #radical14. Aber, er hat Freunde gewonnen, viel mehr Freunde als wir dachten. Selbst so hartgesottene Drehzahl-Junkies wie Mechthild mussten dem Schweden attestieren: da geht was. Und das Fahrwerk ist wirklich top, nicht zu hart, aber auch weit von weich entfernt. Die Seitenneigung der Karosserie in Kurven zwar spürbar – aber nicht störend. Klar, einen besser definierten Druckpunkt an der Bremse wäre nett, noch mehr Schub ist nie falsch - aber dafür ist der V60 völlig alltags- und dank Allrad zu 100% schweiz-tauglich.
Wenn sich ein Subaru WRX STI und ein Mitsubishi Lancer Evo (also die echten bis zur Nummer 9) treffen, ist nicht klar, welcher das Duell gewinnt. Klar ist, dass sich der Volvo das Spektakel nicht aus der Ferne, sondern von ganz nah ansehen wird. Der Polestar ist viel schneller als er vorgibt zu sein. Und genau diese optische wie akustische Zurückhaltung, gepaart mit dem nordisch-kühlen Charme des Innenraums, machen den V60 durchaus begehrenswert. Klar, fürs selbe Geld gibts auch eine Corvette C7 Stingray. Aber das ist ein komplett anderer Ansatz. Den Volvo kauft man nicht, um schnell auszusehen. Und vielleicht auch nicht, um wirklich schnell zu sein. Sondern, weil man schwedische Ingenieurskunst mag, weil einem Understatement näher liegt als das offene Zur-Schau-Stellen. Und mit dem man - so man es denn will, so manchen sogenannten Sportwagen ganz einfach durch den grossen Luftfilter in die sechs Brennräume saugt. Aber eben, nur wenn man will.
Der Polestar basiert auf dem V60 T6 R-Design.
Im Vergleich ist der Volvo sicher ein gutes, wenn auch nicht billiges Auto. Ein gepimpter Golf GTI geht sicher ähnlich gut, kostet 30 Scheine weniger, aber ist halt: nur ein Golf GTI. Einen Polestar-Volvo zu fahren wird dagegen ein ziemlich exklusives Vergnügen bleiben. Nicht nur wegen des Preises, sondern auch, weil Polestar nicht so viele Autos bauen kann, dass sie auf Schweizer Strassen auffallen würden. Der Gentlemen-Kombi wird seine Käufer finden und wir freuen uns ganz extrem auf das nächste Auto der Schweden, dessen Basis sicher deutlich moderner sein wird als die des V60. Und wenn sie auch dort in der Konsequenz Hand anlegen wie beim V60 (den Polestar gibts in einigen Ländern wie den USA auch als Limousine mit dem Kürzel S60), stellen wir ihm gerne einen Parkplatz vor der Redaktion zur Verfügung.#radical14, was es schon zu lesen gab:
- radical14 - warum?
- Mechtel is back.
- Der Sound-Check.
- Die Navis .
- Die Anhörung.
- Chalis Jaguar F-Type Coupé R.
- Peter's BMW M4
Was andere über #radical14 und die entsprechenden Autos denken, kann man über die folgende Linkliste verfolgen:
Asphaltfrage
Chromjuwelen
Mein Auto Blog
Motorkultur
Passiondriving
V12media.
Original: radical