Alles neu?, New Opel Corsa-1530
New Opel Corsa
Noch nicht erstellt
Früher, einst, damals, da waren die so genannten Abnahmefahrten noch etwas ganz Spezielles. Mit den Opels durfte ich schon öfter, es ging dann jeweils tief in der Nacht in den Odenwald oder durch den Taunus, verklebte Autos, sehr flotte Fahrt durch Gassen, vor denen sich Fux und Has fürchteten. Und danach sass man nächtlich noch beim Getränk, diskutierte das Schieben über die Vorderachs', das man gerade erfahren hatte, die Spreizung des Getriebes, die besser hätte sein können, die Gasannahme oder das Einlenkverhalten oder den Seitenhalt. Das war jeweils gut, sehr ergiebig auch für den Schreiberling, man verstand nachher mehr, oder auch weniger, vor allem aber hatte der Teilnehmer das Gefühl, es sei den Ingenieuren und Entwicklungshelfern tatsächlich etwas gelegen an einer Meinung.
Zum neuen Corsa hat Opel auch einen «validation drive» veranstaltet. Für die so genannten «lead media». Und genau da beginnt die Problematik: wenn es nur um die geladenen Medien geht, nicht aber die Person, dann ist schon etwas falsch. Mitglied einer «lead media» zu sein, heisst ja noch lange nicht, etwas vom Automobil zu verstehen. Oder es mal nett durch ein paar Kurven fliegen lassen zu können. Es gab dann da während der Abnahmefahrt auch Tippser, die sahen den Drehzahlmesser nicht, obwohl er auch im neuen Corsa da ist, wo er schon immer war. Andererseits: der Drehzahlmesser wird überschätzt. Auf einen totalextremfundierten Kommentar zum Fahrverhalten von einem Butterfahrtausflügler, der erst nach dem Studium der eh nicht vorhandenen Gebrauchsanweisung den 2. Gang findet, darauf haben die Opel-Ingenieure sicher gewartet. Aber so isses halt, die einen fahren wie der Teufel. Und andere.
Es ist ganz einfach so: der «validation drive» war ganz klar eine PR-Aktion. Neuer Corsa, der braucht jedes Bild, jede Zeile, denn der Corsa ist das wichtigste Auto im Opel-Programm, zumindest quantitativ, rund ein Viertel aller Opel sind Corsa.
Und weil alle Hersteller sind unterdessen gegenseitig überbieten, was sie im Vorfeld eines Modellwechsels schon zu erzählen haben, zweitägige Workshops zum linken hinteren Sitz, 34 Seiten Text zu den neuen Lampen, statische Vorpräsentation der ersten Zeichnungen, statische Vorpräsentation des Innenraums gefolgt von einer statischen Vorpräsentation des Kofferraums, dann endlich, ein halbes Jahr später, die statische Vorpräsentation des ganzen Autos, irgendwann, ebenfalls statisch, die Weltpremiere, ach, die Aufzählung könnt noch fortgeführt werden; deshalb also hat sich die Opel-PR-Truppe was Neues einfallen lassen, besagten «validation drive». Der gar keiner war. Sondern eben, ganz schlicht und einfach: PR.
Zwischen die Grenzen von Deutschland und Frankreich sind wir dann geschlichen, getarnte Corsae und grosse Gruppen von «lead media» (wir sind nix «lead», aber halt «Car of the Year»), der Entwicklungschef gelangweilt, weil am Auto eh nix mehr geändert wird, doch es ist halt: Showtime.
Und ja, wir machen da selbstverständlich auch mit. Zum Fahrverhalten des neuen Corsa können wir nicht viel erzählen, einen grossartigen Untersched zum bisherigen Modell (das zum Vergleich ebenfalls zur Verfügung stand) konnten wir nicht erkennen, was aber an den gefahrenen Kurvengeschwindigkeiten und Strecken lag; mit 40 km/h liegt auch der Bedford-Transporter aus den 60er Jahren noch ganz anständig auf der Strasse. Es ist ein deutlicher Unterschied zu erkennen zwischen der Komfort- und der Sport-Abstimmung; wir werden dann beim Serienmodell eindeutig in Richtung Sport tendieren, das ist komfortabel genug. Nicht überzeugt hat uns die Lenkung, der irgendwie eine Art «torque vectoring» mit auf den Weg gegeben wird: da Ding zieht zu sehr nach innen. Hatten wir das Gefühl. Bremsen gut, brauchten wir aber auch nicht wirklich.
Die grössten Neuerungen beim neuen Corsa, fünfte Generation, übrigens, also E: der Antrieb. Es gibt einen komplett neuen 1-Liter-Dreizylinder mit 90 oder 115 PS, mit einem maximalen Drehmoment von 170 Nm. Geschaltet wird über ein ebenfalls neues manuelles 6-Gang-Getriebe (an dem wir den Übergang zwischen dem 2. und 3. Gang bemängeln wollen, da hat es einen Haken, aber den kennen wird schon vom Rührwerk im Astra/Meriva). Das Downsizing-Maschinchen (mit Ausgleichswelle) macht aber Freude, hat erstaunlich Dampf, macht auch keine komischen Geräusche, obwohl es seinen Dienst schon ziemlich vernehmlich versieht (trotz massiver Dämmung). Die Diskussion, wie weit der Normverbrauch sich bei solch kleinen Motoren vom Alltagsdurst entfernt, wollten die Rüsselsheimer dann aber nicht führen. Egal: der Dreizylinder wird eines der feineren Aggregate in dieser Bauweise werden.
Das Innenleben können wir nicht beurteilen, es war ebenfalls getarnt, zumindest teilweise. Vom Adam stammt das Bediensystem samt Touchscreen und dem IntelliLInk-System, über das man das Navi als App herunterladen kann. Aber Opel erzählt auch noch, dass alles hochwertiger wird, Klavierlack und Zierleisten und hochwertig wirkende Kunststoffe und so; man will, muss näher ran den erst vor kurzem aufgefrischten Polo. Und weil der ja auch nicht so ganzganz neu ist, schreiben wir es vom Corsa E ebenfalls: als ganz neues Modell darf den Opel eigentlich nicht bezeichnen, das ist mehr ein etwas intensiviertes Facelift. Das sieht man da, wo man eigentlich nicht hinsehen dürfte bei den getarnten Wagen: der Radstand ist genau gleich, der Kofferraum ist genau gleich (gleiche Plastikteile), die Heckklappe ist genau gleich, die hinteren Türausschnitte sind genau gleich. Natürlich wird es ein aufegfrischtes Design geben, das wird sich am Adam orientieren, aber ganz neu wäre ganz anders. Was daran liegen dürfte, dass das Geld halt weiterhin knapp ist in Rüsselsheim.
Bald einmal wird es erste offizielle Bilder geben; wir zeigen sie dann. Auf dem Salon von Paris feiert der Corsa E dann seine Weltpremiere.
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Original: radical