Rotznase, Test Citroën DS3 Racing Cabrio-1530
Test Citroën DS3 Racing Cabrio
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Beim ersten Tanken stand da auf der Uhr: 694,2 Kilometer. Und richtig voll war bei: 44,06 Liter. Macht einen Schnitt von, aufgerundet: 6,35 Liter. Nein, wir sind nicht geschlichen, gar nicht. Denn mit dem Citroën DS3 Racing Cabrio geht das gar nicht, da biste immer ein bisschen: over the edge. Und dann: 6,35 Liter. Manchmal versteh ich die Welt nicht mehr.
Keine Ahnung, woran es liegt, aber der Citroën DS3 Racing vergiftet seine Umgebung. All die Mini, Audi, BMW, die kleineren Benzen und die angestrengten Jaguar, sogar ein paar Porsche fühlen sich vom winzigen Franzosen in den Arsch getreten. Da kommst Du von hinten angezuckelt, dann machen sie keinen Platz, dann wollen sie Rennen fahren, dann hupen sie Dich an und zeigen stinkende Finger. Weil er ein Franzos' ist, und Franzosen sind gefälligst Kutschen, Sänften? Vielleicht liegt es auch an der aggressiven Beleuchtung, an diesen lustigen, vertikalen Tagfahrlichtern?
Ok, es könnte auch an meiner Fahrweise gelegen haben. Ist ja Premium, der DS3 von Citroën, also darf man audi-nah damit auffahren. Ahja, bisserl dränglig war ich schon, ich musste ja an die Kitzbüheler Alpenrallye. Aber diese offensichtliche Feindseligkeit ist mir schon beim normalen DS3 Racing aufgefallen, der war knallrot, und jetzt wieder, beim DS3 Racing Cabrio, der gar kein echtes Cabrio ist, aber dafür mattschwarz. Und den Piloten, in diesem Fall mich, halt schon so ein ganz kleinklein wenig dazu animiert, den Hammer ein bisserl höher hängen zu wollen.
Er hat je nach Land und Lesweise 207 PS, oder 211 PS, oder auch nur exakt 200, oder sowas. Gleichviel wie ein JCW von Mini oder ein paar Dingers weniger. Das Gewicht ist irgendwo um 1250 Kilo, auch da gibt es allerlei Angaben. Er soll in 6,9 Sekunden auf 100 rennen, oder in sogar in 6,5, das ist wohl etwas optimistisch, aber auch nicht weiter wichtig.
Denn was wirklich fröhlich, lustig, geil ist: die Agilität. Mit 3,96 Metern ist der Franzose zwar nur unwesentlich kürzer als der neue Fünftürer von Mini, aber auf der Gasse fühlt er sich an wie: ein Teufelchen. Er rennt jeder Spur nach, obwohl es bei weitem keine fetten 20-Zöller sind, die da aufgezogen werden, er hüpft über jedes Kiesel-Steinchen, weil das alles ein bisserl gar hart ist, er hat dann schon eine grobe Tendenz zum Untersteuern, wenn man ihn zu flott in die Kurve haut. Doch, hey, wir sind alles Kidz des Frontantriebs, wir wissen damit umzugehen spätestens seit der ersten Generation Golf GTI, und wenn Du rasen, knallen willst, dann sind das grossartige Spielzeuge, weil so wunderbar berechenbar, so klar definiert - soll er doch schieben, wohin er will, man weiss ja jederzeit, wohin die Reise geht. Und das macht Dich schneller als sämtliche Über-Power, von der Du keine Ahnung hast, wie sie sich verhalten will, wird.
Und die halt dann von der Elektronik zusammengestaucht wird, meistens im dümmsten Moment. (Hab ich eigentlich schon mal geschrieben, dass ich all diesen too-much-Elektronik-Scheiss, allen voran «torque vectoring», hasse? Ich hasse all diesen too-much-Elektronik-Scheiss, ganz besonders «torque vectoring» - jetzt isses raus.)
Natürlich wird da händisch gerissen, 6 Gänge, ziemlich eng die ersten 4, gute Übergänge. Auch das macht Dich schneller, da kommste angeflogen auf die Kurve (oder den Gegner), schnellschnell mit Zwischengas vom 3. in den 2., zack wieder hoch, und schon bist Du durch (oder vorbei). Er könnte mehr röhren, der Citroën, aber er ist halt ein Franzos', die machen den Lärm lieber sprachlich. Die Lenkung ist, wie erwähnt, alles andere als frei von Krafteinflüssen, aber doch präzis, die Wege kurz, man dreht nicht einen halben Öltanker, bis das Ding dann endlich mal in Bewegung kommt. Rückmeldung von der Strasse? Wird überschätzt. Wieselflink ist er, der DS3 Racing, alleweil, und das ist die wahre Freud'. Ein paar Pferdchen mehr könnt er schon gebrauchen, allerdings, aber vielleicht haut der PSA-Konzern dem DS3 auch noch die 270-PS-Maschine aus dem Peugeot RCZ-R rein, das wäre dann herrlich. Und die Mini-Buben würden aber sowas von ins Lenkrad beissen. Machen sie ja jetzt schon. Was nicht so doll ist: der Citroën verlangt nach 98er-Saft, den gibt es halt nicht überall.
Es ist kein echtes Cabrio, das DS3 Cabrio, auch wenn es als solches bezeichnet wird, B- und C-Säule bleiben stehen, wenn man aufs Knöpfchen drückt. Doch das ist ganz ok so, das Frischluftvergnügen ist auch so vorhanden, einen Sonnenbrand kann man sich auch ohne die totale Offenbarung holen. Gut ist halt an der Citroën-Lösung, dass die Karre steif bleibt, ohne sich grobes Mehrgewicht anzufuttern - und dass man auch 200 brausen kann, ohne sich gleich eine Lungenentzündung zu holen.
Vielleicht hat das die Kontrahenten auch sauer gemacht: sie sassen alle in geschlossenen Büchsen oder hatten das Dach nicht offen (Porsche, SLK...), weil es ja in den nächsten 14 Tagen durchaus wieder mal hätte regnen können. Beim DS3 Cabrio kann man ein bisschen öffnen, oder auch mehr, oder dann auch noch ganz, und das in Fahrt, also: bis 120 km/h. Das ist eine feine Show, damit lässt sich hervorragend spielen.
Ich mag halt auch die Bedienung. Da gibt es einen Satelliten rechts, damit lässt sich das Musik-Programm steuern, vor, repeat, lauter, lauter, lauter. Auch der Tempomat ist intuitiv, manchmal braucht man(n) ja ein Päuschen. Am Lenkrad selber hat es nix ausser die Hupe: so soll es sein. Der Touchscreen ist riesig, und die Navi-Ansagen haben französisches Flair (sprich: man darf durchaus auch einmal raten...). Gelochte Pedale, sieht gut aus, und wer die Bremse zu sehr tritt, der fliegt fast aus dem Wagen. Mit dem Wissen darum lässt sich auf der Bremse quasi jeder Herrenfahrer brüskieren.
Natürlich ist das alles Blasphemie mit der DS-Linie von Citroën, das hat mit der Göttin, der so wunderbaren «déesse» von einst, gar nix zu tun. Aber es funktioniert halt bestens, nicht überall, in Deutschland halt nicht so besonders. Deshalb wird das Citroën vorne in Zukunft wegfallen, die DS-Linie wird zu einer alleinstehenden Untermarke, die dann das Premium-Feld beackern soll. Alles nur Marketing-Gewäsch, schon klar, aber in China, wo sich eh keiner für die Historie interessiert, wird das wohl funktionieren. Und in Deutschland vielleicht auch, denn viele potenzielle DS-Kunden kriegen ja Hautausschlag, wenn sie Citroën nur schon hören. (Viel interessanter wird aber die Frage, ob PSA auch wirklich eine Strategie in Sachen «Billigmarke» hat - und wie die dann heissen wird; aber dieses Problem haben ja noch andere Hersteller. Eine Ausnahme ist Renault, die schaffen mit Dacia, Datsun und Lada unterdessen fast mehr Gewinn als das alte Mütterchen...)
Nur gerade 100 Stück baut Citroën vom DS3 Racing Cabrio. Erkennbar sind sie am roten Streifen, der auch im Innenraum wieder auftritt; naja. In der Schweiz werden dafür 36'800 Franken fällig, das kann man nicht als Schnäppchen bezeichen, auch wenn da jede Menge Karbon drangebastelt ist. Andererseits darf es ja auch gerne mit Mastercard halten: offener Mund und starrer Blick des Cooper-S-JCW-Treters, den Du vor der Kurve abgewatscht hast - unbezahlbar. Lächeln der Beifahrerin des Mini-Schleichers: indecent proposal...
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Original: radical