Olé!, Seat Leon Cup Racer 1969
Seat Leon Cup Racer
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In unserem Fahrbericht haben wir dem Seat Leon Cupra durchaus sportliche Attribute verliehen. Kein Wunder, in der schärfsten Version liefert der Zweilitermotor des Spaniers 280 PS. Er liegt also irgendwo zwischen Golf GTI und dem Golf R. Er hat zwar keinen 4x4, dafür aber dasselbe, prima funktionierende Vorderachs-Sperrdifferenzial aus dem GTI Performance. Und, wir haben ihn zum Aufwärmen vor dem Cup Racer über unsere Hausrennstrecke im Elsass geprügelt. Fazit: Das Ding ist wirklich Rennstrecken-tauglich. Zumindest für 5 bis 10 Runden. Dann scheitert das Auto - an den Reifen. Dafür kann der Spanier nix. Mit einem Satz Semi-Slicks dürfte der Leon Cupra aber für mächtig Wirbel sorgen.
Dann stiegen wir in den Cup Racer um. Und der ist ein richtiger Leon. Derselbe Motor, dasselbe DSG-Getriebe, dieselbe Sperre an der Vorderachse. Aber, alles natürlich ein wenig schärfer. 330 statt 280 PS, 400 statt 320 Nm, Rennslicks statt Strassenreifen und vor allem: 1150 statt 1350 kg. Und, wir staunten nicht schlecht: das Cup-Auto basiert nicht etwa auf dem Dreitürer sondern auf der fünftürigen Version. Innen gibts: nichts. Weder Dämm-Material noch ein Armaturenbrett im eigentlich Sinn. Ein abnehmbares Multifunktionslenkrad mit zahllosen Knöpfen muss reichen, alles ist in dieses Lenkrad integriert. Natürlich auch Schaltwippen fürs DSG-Getriebe, welches mächtig verschärft wurde. Davon später mehr. Ebenfalls mit an Bord: der integrierte, pneumatische Wagenheber, Rennsportsitze und Sechspunktgurte. Natürlich hat der Cup Racer keine Strassenzulassung - wozu auch. Denn er fühlt sich nur wohl wenn er richtig, aber so richtig getreten wird.
Dabei fängt alles so harmlos an. Kippschalter für Zündung und Benzinpumpe umlegen, das kleine rote Knöpfchen auf dem Lenkrad drücken u schon brabbelt der Vierzylinder im Bug sauber vor sich hin. Klar laut, klar mit einem Unterton der Erahnen lässt, dass Standgas nicht sein Metier ist. Aber durchaus gesittet. Dann ziehen die Mechaniker den Stecker - besser gesagt den Luftschlauch ab und der Wagen sinkt mit einem Ruck auf die Räder. Bremse treten, mit dem Wählhebel den ersten Gang einlegen und losrollen. Das Doppelkupplungsgetriebe würde auch ohne Input des Fahrer schalten - genau wie im Serienauto. Aber wir hatten keine Lust das auszuprobieren. Viel lieber haben wir die Gänge mit einen kleinen Zug an den Schaltpaddeln selber sortiert. Raus auf die Piste, die kleinen Steinchen schlagen wie Meteoriten in den Radläufen ein, der Vierzylinder atmet ein, und verdammt laut wieder aus. Bereits das Ausfahren aus den Boxen erzeugt Hühnerhaut (ja liebe Leser aus Deutschland, wir sagen Hühner- und nicht Gänsehaut, meinen aber dasselbe).
Dann erst mal die Slicks auf Temperatur bringen. Klappt an der Vorderachse ganz prima, Etwas wedeln, die Sechskolbenzangen ein paar mal heftig in die 36 cm grossen Scheiben beissen lassen und schon hat man Grip ohne Ende. Aber eben nur vorne, bis die hinteren 18-Zöller auf Temperatur sind dauerts etwas länger. Und so lange ist der Spanier ziemlich zickig. Lastwechsel: kein Problem, wenn man das Gegenlenken beherrscht. Auch die Bremsanlage will warm gehalten werden. Nach zwei Runden ist das Gripniveau wunderbar, der Seat folgt jeder kleinsten Bewegung am Lenkrad wie ein Karnickel seinen Instinkten. Klar, 330 PS erschrecken uns nicht mehr gross, wir taxieren sie als ausreichend. Aber, der mögliche Kurvenspeed ist sehr, sehr imposant. Wir waren bisher auf dem Anneau du Rhin noch mit keinem Auto so schnell unterwegs wie mit dem Cup Racer. Den Slicks seis gedankt aber auch dem Getriebe. Das DSG mit sechs Gängen wechselt die Gänge genau so, wie der Fahrer es wünscht - schnell, hart und ohne Widerrede. Dazu brüllt sich der Turbomotor die Seele aus dem Kurbelgehäuse, sobald die 4000er-Marke überschritten ist. So muss das sein, so will man es haben. Schnell, laut, hart - und bezahlbar. Klar, der Cup Racer kostet 70'000 Euro - rennfertig. Das ist nicht wenig, schaut man sich aber andere Motorsportklasse an - auch nicht viel. Zusammen mit dem Nenngeld für den Seat Leon Eurocup und en jeweiligen Startgebühren kommt man mit 100'000 Euro pro Saison aus. Dafür gibts Rennsport auf Topniveau, auf wirklich tollen Rennstrecken und vor allem: ein Auto, dass süchtig macht - ohne eine Diva zu sein. Endlich darf Seat zeigen, dass sie die wirklich sportlichen Autos im VW-Konzern bauen. Und wir würden gerne den alten Werbespruch von Seat wieder ausgraben. Denn statt Enjoneering (was für ein mieser Ausdruck) gilt beim Cup Racer: Auto Emocion!
Mehr Seat gibts im Archiv.
Text: Cha, Fotos: Werk.
Original: radical