Machenschaften, Mini Superleggera «Vision»-1527
Mini Superleggera «Vision»
Wer nun erwartet, dass wir mit dem Zweihänder auf den Mini Superleggera Vision einprügeln, der an diesem Wochenende am Concorso d'Eleganza in Villa d'Este vorgestellt wird, den werden wir nicht enttäuschen.
Doch es geht dabei weniger um das Konzeptchen, das einfach nur belanglos, unverständlich ist, dafür mehr um Machenschaften, die wir als erschreckend empfinden. Die uns auch traurig stimmen.
Es würde viel zu erzählen geben über Touring Superleggera. Auch über das Original, die 1926 in Mailand gegründete Carrozzeria Touring, doch das haben wir schon verschiedentlich getan. Die Nachfolgerin wurde 2006 gegründet, exakt 50 Jahre, nachdem die originale Carrozzeria Touring ihre Tore hatte schliessen müssen - und es war eine üble Schlammschlacht um die Namensrechte. Aber lassen wir das, wir haben auch darüber schon berichtet, zum Beispiel in unserer Story über den Disco Volante auf Basis des Alfa Romeo 8C.
Jetzt also ein Mini von Touring Superleggera. In Villa d'Este. Der dortige Concorso d'Eleganza gehört BMW, jedes Grashalm und jedes Kieselsteinchen. Eingeladen wird nur von BMWs Gnaden, sowohl bei den Oldies wie auch den Concept Cars. Und bei den Gästen sowieso. Im vergangenen Jahr wurde auch noch RM Auctions eingeschoben, damit dann alle eigenartigen Mauschelgeschäfte in dieser Mischel-Branche versammelt waren. So macht man heut' Business, die eine Hand wäscht die andere. Und man lacht sich auch noch gegenseitig ins Fäustchen.
Jetzt muss also auch noch Touring Superleggera ins Körbchen. Mit Zagato haben die Bayern ja schon, auch mit Pininfarina; Touring hat geschichtlichen Hintergrund, der berühmteste aller 328er war einst von jener italienischen Meisterhand. Da kann man dann natürlich die PR-Maschine bestens anwerfen, alles passt für alle. Nur ist leider das Resultat: Mist. Aus der Abteilung Elektroschrott. Da hatten die Engländer wohl noch ein Stück übrig aus dem verunglückten E-Mini-Versuch.
Also, jetzt rein optisch. Da sieht die «Vision» aus wie eine überfahrene Kröte. Die riesigen Glubschaugen passen zur langgestreckten Form wie französische Lingerie zu George W. Bush. Vorne gibt es noch zwei Saugnäpfe, und seitlich wurden wohl Eisenschweller eingesetzt. Mittig eine Finne, grossartige ReMINIszenz an den 328er Touring, aber etwa so nötig wie eine Schlachtplatte für einen Veganer (oder ganz allgemein: wie ein Veganer?). Hinten gibt es einen symbolisierten Union Jack als Lampen - wie lustig ist das denn? Richtig toll ist auch innen, wenn man noch ganz auf die Mittelkonsole und die eine Armatur oben am Lenkrad verzichtet hätte, dann hätten die Designer noch mehr Raum gehabt, ihre Stirn gegen das riesige Alu-Teil zu hauen. Denn Zeit, das Ding zu gestalten, hatten sie ja keine. Oder vielleicht auch kein Geld - im vergangenen Jahr brachte Touring Superleggera kaum genug Bares zusammen, um den Disco für den Schönheitswettbewerb anzumelden.
Wir verstehen es halt nicht. Wir verstehen nicht, weshalb der Concorso, der einst der beste war in Europa, zu einer solchen Inzucht-Veranstaltung verkommen musste. Wir verstehen den Zusammenhang zwischen Touring und Mini nicht, wir verstehen den Zusammenhang zwischen («echtem») Mini und Roadster nicht, wir verstehen den Zusammenhang zwischen Roadster und E-Antrieb nicht, wir verstehen die Optik nicht. Aber wir müssen ja auch nicht alles verstehen.
Frage noch: welcher ist schlimmer, der Mini hier - oder der Seat Cupster? Schreiben Sie uns Ihre Meinung.
Mehr BMW/Mini gibt es im Archiv.
Original: radical