Paris Hilton, Fahrbericht Porsche 911 Targa 1929
Fahrbericht Porsche 911 Targa
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Menschen vom Schlage einer Paris Hilton sehen gut aus und können – meist nichts. Wir hatten Angst, dass der derzeit wohl schönste 911er ebenso mehr Schein als Sein ist. Schliesslich ist der neue Targa der schwerste Elfer mit Saugmotor, der aktuell gebaut wird. Natürlich, es gibt in nur mit Allradantrieb, auf Wunsch als Targa mit 350 PS oder Targa S mit 400 Pferdestärken. Aber eben, das Auto ist 40 kg schwerer als das Cabrio (400 PS, mit PDK-Doppelkupplungsgetriebe), was vor allem an der wunderschönen, aber eben auch nicht gerade leichten Heckscheibe liegt. Und ja, das Schauspiel wenn sich der Hinterwagen öffnet und den Dacheinsatz aus einer Kombination aus Magnesiumgestell und mehrlagigem Stoff aufnimmt, sich sanft wieder schliesst – das hat schon was. Aber eben, leicht ist die ganze Konstruktion nicht. Der Targabügel übrigens, der natürlich gewollt farblich abgesetzt ist wie bei den ersten Targa’s, hat wirklich die Funktion eine Überrollbügels. Und er verleiht dem Auto deutlich mehr Steiffigkeit als dies dem Cabrio zu Eigen ist. Wir sind sogar versucht zu sagen, die Karosserie des Targa ist ähnlich stabil wie des Coupés. Aber eben, das Ding ist mit einem Leergewicht von mindestens 1575 kg auch deutlich schwerer als das Coupé. Im Vergleich zum Carrera S mit Hinterradantrieb sind es satte 160 kg. Man mag nun vermuten, dass ein Nicht-Porsche-Kenner diesen Unterschied nicht spürt. Das glauben wir nicht, denn der Elfer ist als Targa vor allem an der Vorderachse etwas behäbiger als seine leichten Brüder. Aber, jetzt jammern wir auf verdammt hohem Niveau, denn wir haben den neusten und – wir sagen es gerne noch einmal – schönsten Elfer richtig hart rangenommen. In Apulien, wo die Strassen so schlecht sind wie gepanschtes Olivenöl, musste der Targa seine Qualitäten unter Beweis stellen.
Und wir sind nach wie vor begeistert vom neuen Elfer, der Baureihe 991. Auch im Targa konnte er sich alle Qualitäten bewahren. Das enorm verzeihende Fahrwerk zum Beispiel. Er scheint einfach alles mitzumachen, hartes Anbremsen auf Hauptstrassen, die bei uns als Forstwege in die Karten eingezeichnet würden entlockt ihm weder ein Knarren noch irgendwelche Knarzgeräusche. Das Auto wirkt enorm stabil gebaut, verwöhnt wie die anderen Modelle mit hervorragenden Sitzen und lässt sich spielerisch auch im italienischen Verkehrsgewühl dirigieren. Man sitzt einfach in einem tollen Auto. Puristen werden schon merken, dass die Pfunde zwar da sind, aber eigentlich nicht wirklich stören. Klar, beim Einlenken ist er träger als ein C2, die Fahrleistungen sind auch nicht auf dem Niveau des Coupé aber der Wagen ist immer noch so schnell und spurtreu, dass es eigentlich keine Rolle spielt, was er wiegt.
Also, nix Paris Hilton, zumindest was die Performance angeht. Optisch, naja – wir wissen jetzt auch nicht so genau, wie wir den neuen Elfer als Targa einschätzen wollen. Wir finden ihn einfach wunderschön doch es gibt durchaus auch kritische Stimmen. Die mächtige Heckscheibe und der Mechanismus fürs Dach schränken das Platzangebot im Fond doch massiv ein. Platzangebot im Fond? Ja, denn wir möchten daran erinnern, dass die Targa-Version der Modellreihen 996 und 997 die einzigen 911er mit zwei Kofferräumen waren. Diese Modelle verfügten über ein mächtiges Schiebedach aus Glas was es ermöglichte, auch im Fond Stauraum anzubieten. Das ist nun Geschichte. Hinten gibt’s weiterhin die in unseren Augen völlig unnötigen Notsitze. Wir fragen uns, wie lange Porsche diesen Unsinn weiter betreiben will, statt hinter den Vordersitzen anständig nutzbare Ablageflächen zu installieren. Aber wir müssen ja nicht alles verstehen. Der Argumentation, wieso es den Targa ausschliesslich mit Allrad gibt, können wir einigermassen folgen. Porsche glaubt zu wissen, dass der Targa wohl im Gegensatz zum Cabrio als Ganzjahresauto eingesetzt wird. Und darum viele Käufer eh zum Allradmodell greifen würden. Das wird schon stimmen, schliesslich gabs auch die Targa’s der letzten beiden Generationen nur mit 4x4. Wie gesagt, wir müssen nicht alles verstehen und natürlich lässt sich Porsche so auch Luft für das eine oder andere Sondermodell, vielleicht nur mit Hinterradantrieb, einfachem Dachmechanismus und entsprechend sehr tiefem Gewicht. Natürlich gegen einen saftigen Aufpreis, Wir harren der Dinge, die da noch aus Zuffenhausen kommen.
Würden wir uns denn einen Targa kaufen, oder eher ein anderes Modell aus dem 911-Baureihe? Wenn wir uns dazu entscheiden würden mit dem Auto nie auf Zeitenjagd auf einer Rennstrecke zu gehen: sofort! Denn die Summe der Qualitäten, insbesondere die Ruhe im Innenraum bei geschlossenem Dach, machen den 991-Targa zu einem sauschnellen, eleganten und völlig alltagstauglichen Begleiter. Und, wenn man sich die Fertigungsqualität ansieht auch zu einem Begleiter, den man über Jahre an seiner Seite hat. Hier gibt’s also keine Parallelen zu Paris Hilton... Zu der Jetset-Dame passt allerdings der Preis von mindestens 148'200 Franken (350 PS), bzw . 166'500 Franken für die Version mit 400 PS. Der Targa steht ab 10. Mai bei den Händlern.
PS: Ein Teil, dass lediglich zur Zierde dient haben wir dann doch noch gefunden am Porsche. Die hintere «Domstrebe» ist gar keine sondern schlicht und ergreifend ein Sichtschutz, damit der Fahrer das gefaltete Targadach nicht immer im Innenspiegel betrachten muss. Etwas Paris steckt halt doch in jedem...
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Original: radical