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Leichen-Fledderer, Jeep Renegade 1910

Published in radical-mag.com

Jeep Renegade

Man könnte dem neuen Chrysler/Jeep-Besitzer vorwerfen, er sei ein Leichen-Fledderer. Aber das interessiert ihn nicht die Bohne.

Wer, wie derjenige der an den Tasten sitzt, schon einmal selbst einen Jeep Renegade besessen hatte, reibt ich verwundert die Augen. Dieses Plastikteil aus Italien soll ein Jeep mit dem klingenden Namen Renegade sein? Wohl ein übler Scherz, Herr Marchionne. Aber nein, der Italiener, der den Hauptsitz von Fiat bald nach Holland verlegen will und dazu noch in Grossbritannien Steuern spart, ist nicht zu Spässen aufgelegt. Das neueste Jeep ist gar keiner. Zumindest was die Gene betrifft, denn er kommt nicht aus den USA, sondern - noch - aus Italien. Er basiert auf der 500X-Plattform, es wird also im Kompaktbereich alles so ein Bitzeli Punto, also Cinquecento

Und vielleicht hat der Herr mit dem Pullunder sogar recht. Die Generation, welche noch einen «echten» Renegade hatte, ist ja nicht das Zielpublikum des Kompakt-Offroaders. Und die potentiellen Käufer googeln einfach das Wort «Renegade» und sehen, es ist ein: Abtrünniger. Cool, wer will nicht selber gern ein wenig ein Abtrünniger sein. Ein Outlaw in öligen Jeans statt ein Fashion Victim im Strick-Hoodie. Und, das Konzept wird aufgehen. Denn, kompakte SUV boomen gerade wie wild. Und, zur Beruhigung der Gusseisernen, mit dem Trailhawk (22 cm Bodenfreiheit, Untersetzungsgetriebe) soll zudem eine Variante für den harten Geländeeinsatz folgen. Alles bene also? Wir denken: ja. Denn das Allradsystem scheint auch mehr zu vertragen als einen kleinen Feldweg und um Sprit zu sparen koppelt sich die Hinterachse zudem im Normalbetrieb komplett ab. Und natürlich, den Renegade gibt es auch nur mit Vorderradantrieb - für alle, die wirklich nur so tun wollen als ob.

Motoren und Getriebe für den Renegade gibt es wie Sand am Meer. Handschaltung, Doppelkupplungsgetriebe und 9-Stufen-Automatik - man kennt kein Mass bei Fiat/Jeep. Dazu zwei Benziner mit 1,4 L Hubraum (138 PS für 4x2, 168 PS 4x4) sowie zwei Diesel. Der kleine 1600er-Selbstzünder leistet 118 PS, die beiden Zweiliter-Triebwerke 138 und 167 PS. Wie gesagt, das alles lässt sich kombinieren, über 16 Motor- und Getriebevarianten sind möglich. Ob das jemand will? Oder ob die Kundschaft vielleicht etwas überfordert ist? Kümmert den Herrn Marchionne nicht. Ob sich die Autos rechnen? Keine Ahnung, denn wir wissen nicht was der Jeep Renegade kosten wird. Braucht es eine Neunstufenautomatik in einem kleine Geländewagen? Eher nein. Was wir allerdings wissen ist, dass der kleine Jeep sicher seine Anhänger finden wird. Völlig egal, was wir ehemaligen CJ5- und CJ-7-Fahrer darüber schreiben. Und: irgendwie sieht er, wenn man sich von den Gedanken an die CJ-Modelle befreit hat, doch frech aus.

Mehr Jeep gibts im Archiv.



Renegade (links) und Trailhawk mit mehr Bodenfreiheit.


Tect: Cha, Fotos: Werk.

Original: radical

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