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Schlafsack, Audi TT-1496

Published in radical-mag.com

Audi TT

Für den Genfer Auto hatte Audi grossartig den neuen TT angekündigt. Was wir sehen ist, äh, keine Ahnung.

Audi verdient Kohle wie Heu, Audi ist auf der Erfolgsstrasse. Und entsprechend belächelt wurden wir, als wir im vergangenen Sommer die These wagten, dass dies eine Einbahnstrasse sei.

Jetzt kommt der neue TT. Ohja, alles ist neu, MQB vor allem, der TT ist sicher der sportlichste VW Golf ever. Und MQB ist supi; ja, das meinen wir wirklich ernst, der Golf 7 ist wunderbar, der Audi S3 ist eines der schärfsten Geräte, das man derzeit für Geld kaufen kann. MQB wird noch ewig weitergehen, der zukünftige A4 (den man für Paris im kommenden Herbst erwarten darf) wird MGB sein, und eh quasi alles andere aus der Volkswagen-Gruppe auch noch. Dass auch der TT MQB ist, ergibt Sinn - das spart Geld, das ergibt Synergien, das ist der Traum eines jeden Controllers.

Und genau das verstehen wir nicht. Der TT ist ein absolutes Nischenprodukt. Audi braucht den TT für gar nix, die paar Euro, die das Ding einspielt, sind absolut vernachlässigbar, bewegen sich wohl im Promille-Bereich zum Gesamtumsatzvolumen. Doch wir sehen das neue Gerät - und es sieht aus wie das alte Teil. Bei weitem nicht so scharf, so speziell, so image-bildend wie es der erste TT als 8N, gebaut zwischen 1998 und 2006, einst war. (Und by the way: es war nicht Peter Schreyer, dieser komplett überschätzte Designer, der gerne so tut, als ob er die koreanische Autoindustrie neu erfunden hätte, aber eigentlich noch keinen einzigen grossen Wurf gelandet hat, der den Ur-TT entworfen hatte. Sondern ein gewisser Freeman Thomas; aber das ist eine ganz andere Geschichte...)

Der neue TT sieht aus wie der alte TT. Ja, selbstverständlich ein bisschen moderner, andere Laternlein, massiverer Grill, neue Leuchten hinten. Mit 4,18 Metern ist er quasi so lang wie sein Vorgänger, auch die Breite - 1,83 Meter - und die Höhe - 1,35 Meter - stimmen mehr oder weniger überein.
Ja, die erste Generation sehen wir so ein bisserl: der Ur-Vater war rund, die dritte Generation ist es auch. So what - und wo bleibt der Fortschritt? Eine Retro-Karre von 1998? 50 Kilo leichter als der Vorgänger ist der neue TT, 1230 Kilo mit dem 2-Liter-TFSI; die Zahlen im Vergleich zur ersten Generaton haben wir leider nicht zur Hand, doch sie würden sowieso nicht vorteilhaft ausfallen.

Unter der Haube gibt es auch «business as usual», wie erwähnt: 2-Liter-TFSI mit 184 PS, 230 PS und 310 PS. Letztere Maschine ist neuer Spitzenreiter, bisher schaffte sie nur 300 Pferde, die im Golf VII R und im Audi S3 spielen. Poah, hey. Das begeistert mässig, sorry, seen this, done that. Auch wenn der 310 PS starke TTS auf dem Papier in den Bereich der echten Sportwagen vordringt, in 4,7 Sekunden von 0 auf 100 beschleunigen will.

Die Frage ist: wie lange lassen sich die Kunden dieses Spielchen noch gefallen? Unterdessen kommt aus Ingolstadt/Wolfsburg alles aus dem gleichen Regal - bloss eine frische Idee, die kommt nicht. Das Design des TT ist aber sowas von mutlos, das jeder Hyundai aufregend wirkt dagegen; die Gleichmacherei ist nicht bloss langweilig, sie ist komplett ernüchternd. Anscheinend ist die Angst, die bestehende Kundschaft verärgern zu können und die Gebrauchtwagen-Preise für vorhergehende TT bachab zu schicken, derart gross, dass man in Ingolstadt völlig gelähmt vor dem neuen Produkt stand. In München, bei BMW, wird man sich darüber freuen - genau wie im Fussball nehmen sich die Gegner selber aus dem Rennen. Einbahnstrasse, sagten wir doch.

Und freut Euch auf den neuen A4: der hat genau das gleiche Problem. Und fegt sich damit selber vom Tisch.

Mehr Audi gibt es im Archiv.


Audi TT
Audi TT

Original: radical

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