E wie Eloquent?, Test Mercedes-Benz E 400 Coupé 1901
Test Mercedes-Benz
E 400 Coupé
Nein, wir reden bei der E-Klasse nicht von einem Rentnerauto, auch wenn das Zielgruppe sicherlich gut beschreibt. Ganz besonders beim Coupé. Aber, der dicke Benz hat wirklich was zu bieten.
Wir sind ja in letzter Zeit mit den Autos aus Stuttgart nicht gerade warm geworden. Erst recht nicht, als der Testwagen der E-Klasse als Coupé vor uns Stand. Wer kauft denn heute noch so etwas? Ratlos starrten wir Löcher in die Luft, rangen nach Fassung und liessen den Benz mal ein paar Tage stehen. Das muss sich erst setzen... Immerhin, ein E400 ist es, also 333 PS aus einem V6 mit Biturbo. Also setzen wir uns in den signalroten (!) Schwaben und gaben ihm eine Chance. Und, es kam wie es so oft kommt. Wir wurden überrascht - und für einmal positiv. Nein, wir mögen nicht über das Design reden. Erst recht nicht über den Nutzwert. Und schon gar nicht über den Preis den Daimler für die E-Klasse mit zwei Türen aufruft. Aber, wir wollen auch klar sagen, dass wir schon ziemlich lange nicht mehr so souverän unterwegs waren. Es ist ewig her das wir ein Auto hatten, welches so elegant und gleichzeitig satt abrollte. Lange her, dass ein Automatikgetriebe so gut zu einem Turbomotor gepasst hat. Und noch viel länger ist es her, dass ein Klangbild so gut auf ein Auto gepasst hat wie beim E 400.
Nein, beim Bergrennen gewinnt man mit dem 400er-Coupé höchstens einen Landjäger, aber das ist auch okay so. Irgendwie vermittelte uns der E 400 wieder das Gefühl, welches Traditionalisten an Bord eines Benz so schätzen. Er scheint unkaputtbar, für die Ewigkeit gebaut. Und er fährt schlicht souverän. Die 480 Nm Drehmoment stehen schon ganz, ganz früh an, die Automatik ist schlau genug das massive Drehmoment auch auszunutzen und verfällt nicht in sinnlose, hektische Gangwechsel. Und ist der Kurs einmal eingeschlagen, zieht der Benz unbeirrbar seine Bahn. Lange nicht mehr erlebt, ein typischen Schweizer Understatement-Auto. Denn wenns sein muss soll der Daimler in 5,2 Sekunden aus dem Stand auf 100 km beschleunigen.
Kommt hinzu, dass der Stuttgarter auch einigermassen sparsam ist. Im Schnitt verbrauchten wir 8,7 Liter pro 100 Kilometer. In Anbetracht der Fahrleistungen und der Masse des Autos (leer ab 1725 kg) ist das prima. Allerdings ist auch einiges mit an Bord, um den Verbrauch zu senken. Ein perfekt funktionierende Stopp-Start-Automatik zum Beispiel, oder eine Anzeige, die den Fahrer helfen soll, mit möglichst wenig Sprit möglichst weit zu kommen. Ach ja: das Licht am Benz hat uns ganz besonders Gefallen: wunderbare Ausleuchtung und keine harte Hell-Dunkel-Grenze. So muss das sein.
Wer allerdings richtig Sprit sparen will, ist dann wohl mit den Dieselmodellen besser beraten. Wir geben zu, wir würden uns im Leben nie eine E-Klasse als Coupé zulegen. Und erst recht nicht in der Farbe «Feuer-Opal». Aber das Coupé hat uns gezeigt, dass die E-Klasse nach wie vor ein gutes Automobil ist - vor allem mit dem feinen Sechszylinder im Bug. Im Vergleich zu den V8- und AMG-Modellen haben wir nichts vermisst. Aber wir waren damit auch nicht auf der Autobahn in unserem Nachbarland, wo es auf der linken Spur halt nach wie vor auf die grösstmögliche Zahl an Pferdestärken ankommt. Und ja, wir würden uns auch kein E-Klasse-Coupé kaufen, weil es uns schlicht zu teuer ist. Denn der Basispreis von 76'800 Franken nähert sich mit einigen netten Optionen so schnell der 100'00er-Grenze wie die Lawine einem Freestyler abseits der Piste.
Mehr Mercedes-Benz gibts im Archiv.
Original: radical