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Fahrbericht NewNewNew Mini
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Die Klimaanlage taugt. Auch bei tropischen Temperaturen, wie sie auf Puerto Rico Mitte Februar herrschen. Auch wenn sie viel arbeiten muss, bleiben Luftstrom und Geräuschentwicklung zurückhaltend; das ist sehr angenehm. So viel lässt sich nach einer ersten Ausfahrt mit dem neuen neuen neuen Mini - wie sprechen hier von der 3. Generation, R50, R56, jetzt F56 - auf, eben, Puerto Rico berichten. Damit könnte der Bericht eigentlich auch schon zu Ende sein, denn viel mehr haben wir auf etwa 180 Kilometern, die wir das neue Modell bewegen durften, nicht erfahren.
Die absonderliche Idee, den F56 in diesem karibischen US-Bundesstaat vorzustellen, in dem ein Tempolimit von 55 Meilen herrscht und die Arbeitslosenquote bei über 40 Prozent liegt, kann nur dem für Mini so eminent wichtigen amerikanischen Markt geschuldet sein, eine andere Erklärung fällt uns auch nicht ein. Die Strecken, die Mini ausgewählt hatte, waren tatsächlich «anspruchsvoll», wie sie ein Mini-Mitarbeiter beschrieb: sehr schmale Gassen mit kaum Ausweichmöglichkeiten, fast nur durch besiedeltes Gebiet, vorbei an mindestens 30 Schulen. Und eben: 55 Meilen - wer die Gemütslage von lateinamerikanischen Polizisten ein wenig kennt, hielt sich zurück. Und so hätte man auch mit einem Basis-Dacia-Sandero dem Cooper S locker, entspannt folgen können.
Doch wir wollen uns jetzt Mühe geben, doch noch den einen oder auch anderen Eindruck vermitteln, auch wenn wir das von uns so geschätzte Thema Fahrspass hier nicht weiter abhandeln können. Erster Eindruck, beim Reinsetzen: ui, die Sitzposition ist reichlich hoch. Sie ist, sagt der dazu befragte Mini-Experte, nur wenige Millimeter höher als bisher - und dann wagt er die Frage, ob ich das Gestühl wirklich... Mit solchen Bemerkung macht man sich keine Freunde, zumindest bei mir nicht, und deshalb: man sitzt im neuen Mini ein bisserl wie in einem Fiat. Und da schreiben wir jeweils: wie der Papst auf seinem «Thron».
Das Lenkrad lässt sich zwar verstellen, aber weit mehr als von oben nach unten von hinten nach vorn, und so kam es dann, dass wir uns so sportlich fühlten im Cooper S wie Tontaubenschützen. Oder Curlingspieler mit Besen.
Also, die Millimeter. 98 Millimeter länger ist der Neue, das gibt dann 3,82 Meter insgesamt. Breiter ist er auch, um 44 Millimeter, und höher, um 7 Millimeter. Und nein, wir hauen jetzt da auch nicht noch weiter drauf, so von wegen Mini und Maxi und so (das hat «Mister Mini» schon für uns übernommen, siehe: hier). Wir haben uns dafür hinten reingesetzt und tatsächlich mehr Kniefreiheit verspürt (der Radstand wuchs schliesslich um 28 Millimeter) und wir haben in den Kofferraum geschaut und vermeint zu sehen, dass da wirklich mehr Raum ist (offiziell sind es 50 Liter mehr, aber halt immer noch derer 211). Mehr irritiert als die Grösse des F56 hat uns bei genauerer Betrachtung unter karibischer Sonne der lange Frontüberhang: Sicherheit, klar.
Aber: da haben alle (Deutschen) jetzt ein Jahrzehnt über die «Nasenbären» von Peugeot gespottet, und jetzt kommt das ach so kuhle Lifestyle-Produkt Mini und macht einem auf Pinocchio mit Glubschaugen?
Wir loben das Head-up-Display. Aber wir verstehen dann nicht, weshalb es dann so einen riesigen Tacho braucht, während der viel wichtigere Tourenzähler links davon im Schatten liegt? Wir loben auch das jetzt mittig so schön grosse Navi und all das andere Zeugs, das sich über den dortigen Bildschirm bedienen lässt, das erscheint uns tatsächlich als Fortschritt - und eine schöne Lösung, wie man ein traditionelles Instrument umnutzen kann. Wir finden auch den Start/Stop-Schalter in Rot fein und edel, aber die Erklärung, dass er ist, wo er jetzt ist, damit man ihn mit ausgestrecktem Zeigefinger betätigen kann, wenn man den ersten Gang einlegt, das ist Marketing-Warmluft. Warum kann etwas nicht einfach einmal gut sein? Das Licht haben wir im dunklen Innenraum nicht auf Anhieb gefunden, doch das sucht man nur einmal, dann weiss mans. Und ansonsten ist die Ergonomie bestens. Und wenn man sich an Haptischem stört, dann soll man zur Sonderausstattungsliste greifen und den Mini so pimpen, wie es das Portemonnaie halt noch erlaubt; Wünsche bleiben da wohl keine offen. Nicht berichten können wir von all dem Connected-Zeugs und den diversen Assi-System, die eingebaut sind, manche serienmässig, die meisten eher nicht, weil uns das nicht sonderlich interessiert. Oder: gar nicht?
Mehr Interesse hatten wir an den Antrieben. Es gab für uns zuerst den Cooper S, 2-Liter-Vierzylinder, Twinscroll-Turbo (das ist aber nur einer...), Direkteinspritzung, Valvetronic und trotzdem «nur» 192 PS, 6-Gang-Automatik. Und dann den Cooper, 1,5-Liter-3-Zylinder, Twinscroll-Turbo (ebenfalls nur einer), Direkteinspritzung, Valvetronic und trotzdem «nur» 136 PS, manuelles 6-Gang-Getriebe. Er geht gut, der Cooper S, die 280 Nm maximales Drehmoment, die zwischen 1250 und 4750/min anliegen, sind richtig fettes Brot.
Und eigentlich kann man auch nicht jammern über den Automaten, der macht seine Sache gut, am besten in der Stellung «Sport» und dann händisch bedient. Einzig, da bist Du bergab grad so ein bisschen flöttötö unterwegs, beidhändig am Rudern am Lenkrad und mit dem Fuss schon massiv in den Eisen, und dann hättest Du das Teil gerne einen oder gar zwei Gänge tiefer, dann greifst Du halt ins Leere, da macht der Automat aber keinen Wank, dann rollt das Ding mit Gewicht, und: ach, das kennen wir aber auch von den Doppelkupplungsphilosophien anderer Hersteller. Und nein, man muss das DKG nicht vermissen. Aber man kann. Doch dann geht es halt wieder um den Verbrauch und die Kosten und die Normen und dann haben alle, die es gerne sportiver möchten, keine gscheiten Argumente mehr. Zudem: mit dem Automaten marschiert der Cooper S in 6,7 Sekunden auf 100, händisch braucht er einen Zehntel mehr. Was uns auch noch aufgefallen ist: im Sport-Modus ballert er, äh, hübsch, wenn man vom Pinsel geht. Es wird dann zusätzlich Saft eingespritzt, hat man uns erklärt (es ist also keine Sound-Machine, wir sind erleichtert), aber bei den ersten paar Einsätzen glaubten wir, jetzt fällt die Hinterachse ab. Komisches Geräusch, daran könnte man noch arbeiten. Wie überhaupt am Sound des Cooper S, der dürfte unserer bescheidenen Meinung nach schon noch ein bisschen mehr, schmutziger, auch lauter. Aber die Tuning-Industrie braucht ja noch ein bisserl Luft.
Sehr gespannt waren wir dann auf den 3-Zylinder, die haben uns in der Vergangenheit ja nicht immer begeistert (Ford, Daihatsu...). Der 1,5-Liter im Mini ist zuerst einmal: erstaunlich ruhig. Man muss ihn schon fast ein bisschen prügeln, bis er endlich Laut gibt. Und dann tut er das alles andere als unangenehm, man wird sich daran gewöhnen können. Auch ist er, zumindest im Cooper, gut im Saft, 220 Nm maximales Drehmoment zwischen 1250 und 4000/min, das ist ganz anständig, reicht auf jeden Fall für ein flottes Vorwärtskommen. Das 6-Gang-Getriebe, ach - so ein bisserl emhr Präzision, nein, genauere Definition der Schaltebenen wäre noch fein, da willst in den Zweiten, findest den Vierten, und das ist dann ein bisserl eine Spassbremse. Doch auch das ist wohl Gewöhnungssache. Wir sind dann aber gespannt, wie es mit dem Verbrauch aussieht im richtigen Leben. Mini sagt so etwa 4,5 Liter. Wir meinen: mehr. Wahrscheinlich wird der grossvolumige 2-Liter da draussen auf der Strasse nicht mehr brauchen, weil er halt einfach viel souveräner ist, sich entspannter bewegen lässt.
Zum Fahrwerk, eben, da können wir uns nicht grossartig ausbreiten, mangels «Erfahrung». Sicher, das ist alles nicht schlecht, sehr präzise Lenkung, es sind auch im Cooper S kaum Kraftflüsse zu spüren. Es fehlte uns ob der subjektiv als zu hoch empfundenen Sitzposition so ein bisserl das vom Mini so laut einhergerufene Go-Kart-Feeling, doch wir waren ja auch weit weg vom Limit, von etwas, wo es dann langsam weh tut und wo sich der Spreu vom Weizen scheidet. Aber es ist halt auch so, dass die so grossartige Position, die der R50 einst hatte, als er die Fahrwerksabstimmung für frontgetriebene Fahrzeug neu definierte, heute in dieser Form nicht mehr zu erreichen ist, die Konkurrenz hat nicht geschlafen, und so ein böser Clio oder ein DS3 machen sich nicht mehr in die Hosen vor lauter Respekt. Was wir gespürt haben: guten Komfort, da ist es auf jeden Fall vorwärts gegangen, nix mehr ist mit fiesem Hoppeln über schlechte Strassen. Aber: Komfort ist Warmduscher-Zeugs, das mag die Lifestyle-Fuzzis interessieren, also jene, die sich einen grösseren Kofferraum und mehr Kniefreiheit und mehr Kopfraum für ihre aufgeblasenen Frisuren gewünscht haben. Wir hätten lieber...
Achja, Geld: den F56 gibt es ab 23'500 Franken (die günstigsten neuen R56 sind übrigens ab 16'900 Franken zu haben). Der neue Cooper kostet ab 25'900 Franken (plus 1800...), der Cooper S ab 30'700 Franken (plus 400...). Doch man weiss ja, wie das so ist bei den Mini mit den Basis-Modellen.
In der Bildergalerie gibt es ihn auch noch Blau. Und Rot. Und beim Film gibt es so ein paar bewegte Bilder.
Mehr BMW/Mini gibt es im Archiv.
Original: radical