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Bye bye, darling, Lamborghini Gallardo Squadra Corsa (1)-1473

Published in radical-mag.com

Lamborghini Gallardo Squadra Corsa

Noch nicht erstellt
Ein Tränchen vielleicht? Nein, so schlimm ist es dann doch auch wieder nicht. Doch als ich da vor diesem silber-grauen Gallardo stehe, an einigen Accessoires und dem riesigen Heckflügel als Squadra Corsa zu erkennen, da bin ich schon ein wenig gerührt. Darob, dass uns Lamborghini nochmals einen Gallardo gibt für eine Woche, obwohl der offiziell schon für tot erklärt wurde. Und auch deswegen, weil dies wohl meine letzte Ausfahrt wird in einem Auto, das ich und das mich über die vergangenen zehn Jahre begleitet hat. So vergeht die Zeit. Das stimmt nicht immer nur fröhlich.

Nein, wir waren nicht immer nur freundlich zu Lamborghini: ««Natürlich hat so ein Lamborghini auch immer etwas Halbstarkes. So Typus: Lederjacke mit Fransen. Oder eher sogar etwas: Zuhälterhaftes, Sie wissen schon, das Hemd mindestens zwei Knöpfe zu weit offen für diese offensive Menge an Körperbehaarung, die Hose nicht nur am Knöchel zu eng, die dicke Goldkette am fitness-studio-gestählten Arm. Zu laut - vorlaut? - ist so ein Lambo, zu penetrant, zu aufdringlich, fast so ein bisschen: notgeil. Lamborghini-Fahrer werden oft als Lotto-Gewinnler wahrgenommen, oder Midlife-Crisis-Verlierer, oder haben sonst einen nicht nur seriösen Beruf. Es braucht einen ganzen Berg an Selbstvertrauen, um sich gegen solche Klischees behaupten zu können.»

Aber jetzt: Squadra Corsa. Eine der 32 Versionen, die Lamborghini vom Gallardo gebaut hat; gegen Ende der Karriere gab es fast mehr Sondermodelle als Kunden. Mit 570 PS, also dem stärksten Motor, und 1340 Kilo Leergewicht, also der wohl leichtesten Variante, ist dieser Squadra Corsa so etwas wie die Quintessenz aus zehn Jahren Gallardo-Geschichte. Ok, so ganz persönlich: der nur heckgetriebene «Balboni» ist noch so ein bisserl bescheuerter, und auch die offenen Gallardo haben noch dieses zusätzliche gewisse Etwas.
Lamborghini Gallardo Squadra Corsa
Lamborghini Gallardo Squadra Corsa
Und ja, dieser Zehnzylinder, eigentlich eine Fehlkonstruktion, zu teuer in der Produktion, zu schwer, anfangs auch anfällig, doch er machte dann über die Jahre Karriere, bescherte auch ein paar RS-Modellen von Audi ihre besten Momente.

Aber, was wir dann in den nächsten Tagen erleben werden: nie war der Gallardo besser als jetzt, wo es ihn nicht mehr gibt. Vor allem in Sachen Qualität ist man in Sant'Agata dort angekommen, wo man schon vor Jahren hätte sein müssen. Die Gallardo, die wir in der Vergangenheit fahren durften, haben immer irgendwelche Geräusche gemacht, die sie nicht hätten machen sollen, und einst war auch nicht alles so sauber verbaut, vernäht, versteckt, wie das hätte sein können. In diesem Squadra Corsa aber: sauber, bestens. Und nichts knackt oder ächzt. Und: Alcantara allerorten. Das ist gut, das gibt Rennsport-Feeling. Das kleine, aber nicht zu kleine Lenkrad steht irgendwie verquer im Raum, aber das ist ok. Und diese langen Dödels, also: Schalt-Paddels, wunderbar. Auch deshalb, weil sie stehenbleiben.Last Drive. Lamborghini Gallardo Squadra Corsa
Lamborghini Gallardo Squadra Corsa
Lamborghini Gallardo Squadra Corsa
Lamborghini Gallardo Squadra Corsa
Lamborghini Gallardo Squadra Corsa
So muss das sein, meiner Meinung nach, man muss so gewisse Punkte haben im Leben, die anzeigen, wo man gerade so ist. Sie fühlen sich ausserdem gut an, sind so ein bisschen: kühl. Das braucht man dann, wenn die Situationen brenzlig werden.

Die Sitze sind genial, dünn, hart, man sitzt wie festgeschraubt. Und man sitzt so unglaublich tief, man hat dauernd ein bisschen Angst, der Allerwerteste könne sich an einem scharfen Kieselstein ritzen. Aber diese tiefe Sitzposition hat auch ihre Vorteile, natürlich den tiefen Schwerpunkt, und eben dieser Allerwerteste scheint irgendwie besser mitzubekommen, was da so abgeht. Was gut ist im Squadra Corsa: kein Radio, kein Navi. Man kann wieder einmal mitdenken, es lenkt der Arsch, nicht eine dröge Frauenstimme.

Die einigermassen ständesgemässe Bewegung eines Lamborghini ist in der Schweiz, schreiben wir mal: schwierig. Wobei wir unter standesgemäss selbstverständlich nicht verstehen, den linken Arm samt Goldkette aus dem Fenster hängen zu lassen und das Brusthaar im zu weit offenen Hemd zu lüften und die thai-gefakte Sonnenbrille im Schritttempo vor Diskos und Baren spazieren zu führen, sondern. Doch wir wohnen ja auf dem Lande, und wir kennen da die eine oder andere Gasse, welche der uniformierte Freund und Helfer höchst selten frequentiert, wahrscheinlich nicht einmal kennt oder nur in Begleitung eines Kampfhundes heimsucht, und wenn man da bei X rechts abbiegt und kurz darauf wieder links, dann kommt man in ein hübsches, kaum bewohntes Tal, wo man auf feinem Asphalt und durch gewundenes Geläuf dann durchaus auch einmal mit 80+ gleiten kann. 12 Kilometer, zurück dann also 24, und back and forth and back and forth, da kommt dann schön was zusammen in zwei Stunden.

Den zweiten Teil lesen Sie: hier.


Lamborghini Gallardo Squadra Corsa

Original: radical

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