Immer näher, Test BMW 435iX-1459
Test BMW 435iX
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Bisher gab es ja einfach die 3er-Reihe von BMW, als Limousine, Kombi, Cabrio, Coupé. Seit vergangenem Herbst ist alles etwas (oder auch: viel) komplizierter, den 3er gibt es weiterhin, als Limousine und Kombi und als massiven GT, doch neu ist jetzt auch die 4er-Reihe, als Coupé und Cabrio (bald kommt auch noch das Gran Coupé), etwas sportlicher, geschärfter als der 3er. Vor allem aber: eine klare Kampfansage gegen den Audi A5. Allerdings: der Unterschied zwischen 3er und 4er ist bedeutend kleiner als zwischen A4 und A5, zumindest optisch. Mehr Coupé, das schon, aber sonst ist eigentlich alles gleich, ganz besonders innen, da gibt es nichts Neues, und das ist ein wenig enttäuschend, das hätten sich die Bayern schon ein bisschen mehr Mühe geben dürfen, das eine oder andere Gimmick einbauen dürfen, oder das Cockpit mehr auf den Fahrer ausrichten. Andererseits: da geht es halt immer auch um Geld, und je mehr Gleichteile, desto mehr Geld verbleibt in der Kasse.
Wir hatten die vorläufige Top-Version im Test, 435iX, also ein 3-Liter-Reihensechszylinder mit 306 PS, Allradantrieb, 8-Gang-Automatikgetriebe, so, wie man sich einen feinen BMW halt vorstellt. Das Fahrzeug marschiert hervorragend, will in 5,1 Sekunden von 0 auf 100 km/h rennen, maximal 250 km/h schnell sein (möglich wären wohl nahe an 300 km/h...). Solches lässt sich in der Schweiz ja nicht erkunden, doch wir glauben BMW da jede Zahl - wirklich grossartig, wie der 435iX abgeht. Sehr, sehr souverän, auch locker, entspannt, wenn man den Pinsel quält. Aber er kann halt auch ganz brav, schön ruhig, komfortabel und bequem, und das ist eine der grössten Stärken dieses Wagens - so sieht Gran Turismo aus... (das war eine Spitze gegen den 3er GT) Und wenn man seine Leistung nicht dauernd abruft, dann lässt er sich tatsächlich mit knapp über 8 Litern im Durchschnitt bewegen (gemäss Norm: 7,2 Liter).
Das Fahrverhalten wurde beim 4er noch etwas geschärft, wie erwähnt, der Schwerpunkt liegt etwas tiefer als bei 3er. Doch auf hiesigen Strassen wird man da keinen Unterschied bemerken, der 3er ist ja schliesslich schon so etwas wie Benchmark in diesem Segment in Sachen Fahrfreude. An seine Grenzen kommt das Fahrwerk wohl nur auf der Rennstrecke, aber es ist ein wirklich grosser Genuss, den BMW über kurvige Landstrassen zu hetzen. Kleiner Nachteil: die Front fällt gegen vorne steil ab, man weiss nicht ganz genau, wo der 4,64 Meter lange Wagen fertig ist, deshalb wird man die Kurven nicht auf der letzten Rille anfahren wollen, es mangelt da etwas an Präzision. Das liegt nicht an der Lenkung, die ist perfekt, trotz Allrad, das spürt man wirklich kaum. Die Bremsen sind es selbstverständlich auch, die haben nie Probleme mit dem über 1,5 Tonnen schweren Sportler. Wer es aber wirklich bös will, der soll auf den 235i warten, der dürfte noch die entscheidende Spur dynamischer sein.
Und dann sind da die Themata Ergonomie und Haptik. Da liefern sich BMW und Audi derzeit ein Rennen um die Annäherung an die Perfektion - und vom 4er-BMW lässt sich sagen, dass die Bayern der optimalen Lösung immer näher kommen (was aber auch für die Audi gilt). Wir sind ja keine Freunde dieser Connected-Dingers, da ist (noch) zu viel warme Luft, und auch dieses Knubbel in der Mittelkonsole sind unserer bescheidenen Meinung nach für die Füx, aber man bedient das Fahrzeug wirklich komplett intuitiv, schon nach wenigen Metern - und die Verarbeitungsqualität ist so hervorragend wie die verwendeten Materialien. Man hat das Gefühl, der BMW sei gebaut für die Ewigkeit, mindestens. Die Sitze sind ausgezeichnet, zumindest vorne; hinten will man in einem Coupé sowieso nicht über längere Strecken sitzen wollen. Kofferraum? Ja, hat er wahrscheinlich auch, wir haben ihn nie gebraucht, denn der BMW ist kein Transportmittel, sondern: ein Fahr-Zeug.
Das alles hat natürlich seinen hohen Preis. Ein 435iX kostet mit der 8-Gang-Automatik und Allradantrieb mindestens 71'900 Franken, das ist eine Menge Holz, vor allem auch deshalb, weil da dann noch ziemlich viel an aufpreispflichtigen Sonderausstattungen dazu kommen, da kann man dann tatsächlich in die Nähe eines sechsstelligen Betrages kommen. Aber wer das Kleingeld hat, der wird sicher glücklich werden, denn zu bemängeln gibt es an diesem BMW quasi gar nichts mehr. Und wer mehr Leistung braucht: bald kommt ja dann schon der M4 mit 431 PS. Der rennt dann in 4,1 Sekunden von 0 auf 100 km/h.
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Original: radical