Wie ich fast Paris-Dakar gewann, Ruch gewinnt Paris-Dakar-1454
Eine Erfahrung
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Mein Beifahrer redet ein bisschen viel. Also eigentlich redet er - dauernd. Mit so einem leicht nervösen Unterton: «Third - break - second - hairpin - hairpin - hairpin - push - third - push - tidy - tidy - push - push...» So geht das die ganze Zeit - und so nebenbei zieht er mir auch noch den Helm hinten runter, das Ding ist mir zu gross, wenn er es nicht festhält, dann seh ich nix. Und dann schreit er wieder: «Break - second - push - third - push - push - forth - keep right - push...» Es wundert mich, dass er sich nicht selber nervt über sich selbst, denn ich empfinde ihn als anstrengend. Und ich ärgere mich auch noch über dieses blöde Schiebefenster, das dauernd offen, wenn es nicht offen sein sollte, etwa: bei Wasserdurchfahrten.
Die Paris-Dakar. So ein Bubentraum. Natürlich auch von mir. Ich glaub, ich wär gar nicht so schlecht. Sicher nicht besonders schnell, mehr so der Ovomaltine-Typ (siehe: TV-Spot). Selbstverständlich fehlt mir das Kleingeld, das kostet ja ein bisschen. Doch, eben, mit so ein bisschen Übung.
Und dann gab mir Land Rover ja kürzlich die Chance (siehe: Fahrbericht Bowler Defender Challenge). Tatort: nicht die Sahara und auch nicht die Atacama-Wüste, sondern das Testgelände im britischen Gaydon (doch die Paris-Dakar ist ja auch nicht mehr, was und vor allem wo sie einmal war). Nicht tiefer Sand und brütende Hitze, sondern Schlammschottergraswasserdreck und leichter Nieselregen.
Was ich unbedingt trainieren müsste im Vorfeld: das Anschnallen. Mit diesen blöden 5-Punkt-Gurten hab ichs nicht so. Ich brauch: ewig. Und als ich dann endlich festgezurrt war, schaffte ich es kaum mehr zum Schaltknüppel. Also alles nochmals von vorn. Und wo ich auch noch eine Lektion brauchen würde: Auswahl des Helms.
Ja, der richtige Helm.
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Ich nahm einfach einen, der da so herumlag - und das sollte ich bitter bereuen, denn das Ding war wohl für einen Elefanten gedacht, er war mir so viel zu gross, dass er mir dauernd über die Augen rutschte, ich nach jeder Bodenwelle im Blindflug - es hat viele Bodenwellen da in Gaydon, eigentlich nichts anderes.Ich will es einmal so ausdrücken: so ein rechtsgelenktes Auto macht mich jetzt auch nicht auf Anhieb schneller. Wo, Himmel, ist dieser verdammte Schalthebel? Aber irgendwann hatte ich mich dann daran gewöhnt, also, so ein bisschen. Und auch daran, dass die Wischerchen des Defender pro Stunde etwa so viel Schlamm wegschippen wie ich von Hand auf einmal. Blindflug wegen Helm und Blindflug dank versumpfter Frontscheibe; noch spannend.
Ja, der richtige Helm.
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Doch wenn der Beifahrer dann schreit: «Break - break - break...», dann weisst Du auch, dass das so kaum im Gebetbuch steht und Du jetzt nicht auch noch Gänge sortieren solltest, sondern: es hat dann doch noch gereicht, und irgendwie blieben wir auf der Strecke, wobei man das auf diesem Trainingsgelände durchaus etwas grosszügiger sehen darf, es gibt da ja auch Wiesen. Die zweite Runde war dann schon deutlich besser, wobei ich diese Rechts-Rechts-push-push auch dann wieder nicht so richtig sauber schaffte, zu viel push war da und zu wenig Präzision, aber wenigstens genug Auslaufzone; die Schafe waren rechtzeitig in Sicherheit gebracht worden. Das Video dazu wurde leider von der NSA konfisziert. Dritte Runde. Ich blieb auf der Gasse. Ich wurde schneller. Souverän, locker, sogar die rechts-rechts-push-push schaffte ich jetzt. Quer, hatte ich zumindest das Gefühl. Überhaupt hatte ich das Gefühl, dass.
Vierte Runde. Jetzt würde ich angreifen und dem Beifahrer mal zeigen, was unter push - push zu verstehen ist. Mir damit auch gleich einen Land-Rover-Werksvertrag sichern und dann im nächsten Jahr auf der Paris-Dakar, in einem auf mich zugeschnittenen, sprich: linksgelenkten Bowler sowie einen passenden Helm sowie geschlossenem Schiebefenster, den Mini-Tretern mal zeigen, wie das so geht. Doch die Ansage meines Beifahrers - «keep it easy - we drive back to the pits» - verhindert eine grosse Karriere.
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Ja, der richtige Helm.
Original: radical