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Outlaw, Test VW Amarok Canyon 1891

Published in radical-mag.com

Test VW Amarok Canyon

Noch nicht erstellt
Wenn ein Pick-up in der Schweiz ein Nischenprodukt ist, sind wir das Nischenprodukt des Nischenprodukts gefahren. Natürlich ist der Amarok nicht der erste Versuch von VW, bei den Pick-ups, also Fahrzeugen mit offener Ladebrücke hinter der Fahrgastkabine, Fuss zu fassen. Man erinnere sich nur an den Caddy der ersten Generation, den es auch als Pick-up gab. Wohl lber den Mantel des Schweigens hüllt man in Wolfsburg über den VW Taro, den geländegängigen Pick-up von 1989 bis 1997 in Hannover vom Band lief. Denn der Taro war nichts anderes als der Lizenzbau des Toyota Hilux - nur bei weitem nicht so langlebig wie der Japaner. Als VW den Amarok lancierte, wurden die Dinger ausschliesslich in Argentinien gefertigt. In solchen Entwicklungs- und Schwellenländern  (Thailand ist ist das Land mit dem höchsten Pick-up-Anteil und verfügt über einige Werke namhafter Hersteller) erfreuen sich die robusten Arbeitstiere ja grösster Beliebtheit. Niemand dachte damals (2010) daran, dass der Wagen ein solcher Erfolg auch in Europa würde. Seit 2012 wird der Amarok für Europa nun zusätzlich im Werk Hannover (VW Nutzfahrzeuge, die haben das Teil auch entwickelt) zusammengeschraubt. Auch in der Schweiz fahren zahlreiche Amarok's rum, vom Büezer-Barden Gölä bis zu Strassenmeistereien hat der Amarok eine weite Verbreitung gefunden. Und, er macht vor allem für die gewerbliche Nutzung auch Sinn. Die zahllosen Konfigurationsmöglichkeiten, spezifische Aufbauten und die Robustheit sind der Schlüssel des Verkaufserfolgs.

Aber, VW setzt auch auf die Karte Lifestyle. Unser Testwagen, das Sondermodell «Canyon» ist so ziemliche das nutzloseste Automobil, dass man sich kaufen kann. Harte Worte, ich weiss, aber wir sorgen für Klärung.


Der Amarok Canyon kann nämlich nichts wirklich. Er ist innen sehr schön mit Leder ausgeschlagen, farbige Kontrastnähte erfreuen das Auge, aber mit Arbeitskleidern sollte man wohl eher nicht einsteigen. Ein Arbeitsgerät ist er also nicht. Vom Fahrverhalten aber schon, denn der Amarok ist ein typischer Pick-up, der dann am besten federt, wenn er voll beladen ist. Unbeladen scheint er dem koreanischen Rapper Psy nacheifern zu wollen, jedenfalls bewegt er sich über Unebenheiten im Gangnam-Style. Das können echte Geländewagen, auch die aus dem VW-Konzern, besser. Klar läuft er mit dem Zweiliter-Turbodiesel (180 PS, 420 Nm) prima. Zumal wenn man den Motor an das Achtgang-Automatikgetriebe koppelt (allerdings muss man dann auf die Untersetzung verzichten). Aber wozu das alles? Klar ist er sehr geländegängig, aber mehr als ein paar Pfützen wird der gepimte Amarok sein Leben lang nicht abbekommen. Das Fahrzeugkonzept wird ad absurdum geführt. Punkt. Aber, weil VW bekanntlich keine Lücke auslässt, gibt es halt auch den Canyon.





Und, er wird sich verkaufen, denn der Hauch von Outlaw wird so manchem Cowboy aus der grossen Stadt schmecken. Allein der Lichterbalken über der Kabine macht einen ganz schlanken Fuss vor der Dorf-Disco.

Und man kann ja auch locker Cruisen mit dem Teil. Tempomat reinhauen und einen lockeren Schwatz mit der (gar weit entfernten) Beifahrerin abhalten. Und auf der Ladefläche hats ja auch Platz für das defekte Mofa der Angebeteten. Nein, natürlich fürs Surfbrett oder ein Quad... Abschliessend ist zu sagen, dass der Amarok zwar nichts kann, aber das macht er gut. Prima Verarbeitung, bärenstarker Motor, genügend Platz in der Doppelkabine und dank ESP auch sichere Fahrverhalten. Und im Gelände ist er nicht zu unterschätzen. Trotzdem sehen wir keinen Grund, uns so ein Teil für mindestens 42'500 Franken zuzulegen. Unser Testwagen übrigens kostet die Kleinigkeit von 56'807 Franken - schliesslich will allein der Lampenbügel mit 1647 Franken zusätzlich bezahlt sein. Mit dem Amarok - egal ob als Canyon oder als Arbeitstier - macht man nichts falsch. Die Frage ist nur, ob man rund neun Liter Diesel auf 100 Kilometer nicht auch anders einsetzen könnte. Und ja, noch was zum Lampenbügel auf der Kabine, der das Fernlicht ersetzt: mit Bügel ist der rund 2 Tonnen schwere Amarok etwas über zwei Meter hoch. Also Vorsicht in den Parkhäusern, sonst wirds finster.

Mehr Volkswagen gibts im Archiv.



Die vier Lampen kosten rund 1650 Franken.

Original: radical

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