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Mister Porsche, Porsche Müller 1889

Published in radical-mag.com

Was man so erlebt...

Was passiert, wenn man fast alle Vorstände des VW-Konzern im klirrend-kalten Schweden trifft? Unglaubliches, denn die Berufskollegen stürzen sich wie Hyänen auf Winterkorn und Co. Wir haben dagegen vorsichtig dem «neuen» Porsche-Boss genähert.

Es ist immer wieder schön anzusehen. Wo immer die Topshots wie Martin Winterkorn von VW oder der Rupert Stadler von Audi auftauchen, da verfallen unsere Berufskollegen aus Deutschland in kollektiven Aktivismus. Da schnappt man sich ein Beetle Cabrio (natürlich mit geschlossenem Dach) und fährt mit dem Herrn Winterkorn ein paar Runden auf dem gefrorenen See. Dabei lassen diese Herren meist immer dieselben Plattitüden vom Stapel. Da machen wir uns jeweils lieber eigene Gedanken... Verlorene Zeit, aber emsig wie unsere Kollegen aus Deutschland halt sind, wird das letzte Interviews noch gemacht, während die Herren schon im Shuttel zum Flughafen sitzen. Uns ist solches Gebaren fremd. Und trotzdem sind wir mit einem der Top-Shots ins Gespräch gekommen. Einfach so, völlig zwanglos und: erstaunlich offen.

Matthias Müller, der «neue» Porsche-Chef (seit 2010) hatte Zeit und Musse, sich mit uns ausgiebig zu unterhalten. Und, der eher scheue Mann kam sogar aus sich raus. So meinte er zum Beispiel, dass es ein grosser Fehler gewesen sei, der Porsche Cayman teurer zu positionieren als den offenen Bruder, den Boxster. Auf die Frage, was man den nun dagegen machen könnte meinte er nur trocken: «wir werden das Preisgefüge bei der nächsten Überarbeitung der Modelle anpassen»! Oha, klare Worte. Auch interessant: man will wieder mehr in Richtung der Kernkompetenzen der Marke Porsche gehen. Also mehr Sportengagement (man fährt ja bereits 2014 wieder um die Langstreckentitel) aber auch mit dem Cayman soll beispielsweise was gehen. Ein einigermassen günstiger Einstieg in die Motorport- und Porsche-Welt soll er sein, der kleine Mittelmotorsportler. Herr Müller, wir nehmen sie beim Wort.

Ballmädchen: Anna Kurnikowa ist globale Porsche-Botschafterin.

Überhaupt scheint der ehemalige VW-Manager sich stark mit seiner neuen Marke zu identifizieren. So spricht er offen die Fehler in der Vergangenheit an. Und auch, dass es ihn persönlich getroffen habe, dass in der Presse geschrieben wurde, er hätte sich beim neuen 911er ins gemachte Nest gesetzt. Er ist sehr erpicht darauf, dass das Projekt 991 zwar damals bereits beschlossen war. Aber die Umsetzung geschah unter seiner Ägide. So klare Worte hörten wir letztmals aus dem Mund von Wendelin Wiedeking, der heue Schuhe und Pizzas verkauft.

Wasser auf unsere Mühlen goss Müller dann beim Thema Markenbotschafter. Er sei am «Aufräumen». Grundsätzlich spreche zwar nichts gegen Botschafter der Marke, aber was in den letzten Jahren an «Promis» zu Markenbotschaftern sein unglaublich. Derzeit wird die ganze Botschafter-Flut bereinigt und man will vermehrt auf echte Stars setzen. Ob eine ehemalige Tennisspielerin wie Anna Sergejewna Kurnikowa da die richtige Wahl ist, wagen wir zwar zu bezweifeln, schliesslich ist sie seit 2003 nicht mehr aktiv. Wenigstens war die Moskauerin damals nicht so eine Orgasmus-Sirene wie eine Maria Sharapova. Ach ja, wenn wir gerade beim Thema sind: gerade hat der in unsreen Augen einzige helvetische Markenbotschafter - Bernhard Russi- sein über 30-jähriges Enegement für Subaru verlängt. Auf Lebenszeit!

Müller scheint ein echter Porschejaner geworden zu sein, wir hoffen inständig, dass dies so bleibt. Zur Frage, ob denn die Gefahr bestehe, dass in Zukunft einfach gepimte VW's als Porsche gebe wollte er nichts sagen. Er schüttelte einfach ungläubig den Kopf.

Mehr Porsche gibts im Archiv.



Ballmädchen: Anna Kurnikowa ist globale Porsche-Botschafterin.

Stelldichein der VW-Bosse auf schwedischem Eis.

Text: Cha, Fotos: Werk

Original: radical

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