Test Range Rover Sport 1878
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Ja, der Name Range Rover, das ist Mythos. Genau wie der Land Rover Defender. Seit die Briten den ersten Luxus-Offroader anno 1970 auf die Strassen brachten, ist das Modell ein Erfolg. Das dürfte mit der neusten, im Vergleich zum Vorgänger massiv leichteren Modell (Alukarosserie) nicht anders werden. Aber, der Name Sport passt eigentlich nicht zum Briten. Besser wäre es mit SWB (Short Wheelbase). Aber das ist natürlich etwas weniger sexy als «Sport». Denn sportlich unterwegs sein kann man mit dem kleineren Range Rover zwar schon. Aber wozu? Und: die Gesetze der Physik können auch die Briten nicht ausschalten. Zwischen 2,1 und 2,4 Tonnen wiegt der «Sport» je nach Motorisierung und Ausstattung mindestens. Das sind zwar bis zu 300 kg weniger als beim Vorgänger, doch angesichts der Masse und der Ausmasse (Breite 207 cm) ist klar, dass der Engländer nicht zum Kurvenräubern gemacht ist. Zumindest nicht für diejenigen, denen Camilla Parker Bowles lieber ist als Pamela Anderson. Denn wer den kleinen Grossen ums Eck dreschen will, der braucht schon etwas Cojones. Nicht, weil das Fahrwerk übel wäre oder das Fahrverhalten zickig. Aber weil man den ganzen Regelsystemen erst mal trauen muss. Denn wie gesagt, die Gesetze der Physik sind nicht umgehbar.
Im Test standen neben dem «kleinen» Benziner (3,0 Liter, 340 PS) auch der V6-Diesel (292 PS, 600 Nm) sowie das Topmodell mit dem auch aus Jaguar-Modellen bekannten Fünfliter-V8-Benziner mit satten 510 PS (625 Nm). Klar, vom wirtschaftlichen Standpunkt her ist der Diesel die erste Wahl. Im Test verbrauchte er im Schnitt 9,2 Liter Diesel pro 100 Kilometer. Kommt dazu, dass er für einen Selbstzünder gar nicht mal so schlecht klingt. Die Kosten-Nutzenrechnung sieht beim SDV6 sicher am betsen aus. Da können der V6-Benziner (12,3 L/100 km) und der potente V8 (14,5 L/100 km) natürlich nicht mithalten. Und, man muss schon ein Diesel-Feind sein, wenn man sich statt des Diesels mit 600 Nm den gleich grossen Benziner mit maximal 450 Nm Drehmoment kauft.
Auf dem Niveau eines BMW X6 M oder eines Porsche Cayenne Turbo liegen die Fahrleistungen des 5,0 SC (0-100 km/h in 5,3 Sekunden). Auch der Sound des Fünfliter grossen Achtzylinders ist ein Gedicht. Doch wie gesagt, der Range Rover Sport hat eigentlich ganz andere Qualitäten.
Seine Souveränität ist das, was den Wagen ausmacht. Man sitzt hoch (dank Luftfederung kann die Höhe zum Ein- und Aussteigen auf Knopfdruck massiv verringert werden), macht es sich auf den tollen Sitzen bequem und geniesst Verarbeitung, Platzangebot und vor allem die Ruhe. Denn ausser dem V8 ist der «Sport» bei tiefen Drehzahlen ein wunderbar ruhiger Gleiter. Aber einer, der sich vor keinerlei Geländeritten scheut. Der Fahrer kann entweder manuell die diversen Offroadprogramme nutzen oder das ganze der Automatik überlassen. Sicher ist, dass es in der Schweiz kaum Hindernisse gibt, die der Brite nicht überwinden könnte. Falls er eine Steigung im nassen Gelände mal nicht schaffen sollte, dürfte es am Fahrer liegen.
Meistens ist dieser einfach zu ungeduldig. Denn das Terrain Response Programm muss im Gelände erst ein paar Parameter sammeln, bevor die Regelung richtig beginnt. Also man muss ihm Offroad einfach etwas Zeit lassen. Das sollte man bei Geländefahrten grundsätzlich tun und nicht nervös aufs Gas steigen wenn eine Sekunde lang nichts vorwärts geht. Also, den Wagen arbeiten lassen, den Fuss vom Gas und genussvoll geniessen, wie sich der 2,4-Tonner über die Hindernisse schiebt. Wie von Zauberhand, fern jeglicher Hektik.
Auf der Strasse ist der Range Rover Sport wie erwähnt eher der ruhige Gleiter. Gegen Aufpreis gibt es aber ein erweitertes Terrain Response, welches über eine zusätzliche Funktion für den sportlichen Strassenbetrieb verfügt. Wird dieses Programm aktiviert, wird die Wankneigung noch stärker unterdrückt, die Automatik mit acht Stufen gibt sich deutlich sportlicher und die Kennlinie des Gaspedals ist deutlich progressiver. Das animiert dann schon, etwas mehr Schub zu geben. Der RR Sport wird dann nicht zum Wiesel, aber er gibt auch denen mit weniger Cojones eine Chance... Aber eben, so ein richtiges Leichtgewicht ist der Brite nach wie vor nicht. Im Range Rover Sport geniesst man Raumangebot, souveränem Vortrieb und Verarbeitung auf höchstem Niveau, zudem ist die Bedienung mittlerweile sehr logisch. Und das heizbare Lenkrad will man im Winter ganz schnell nicht mehr missen. Leider ist die Aufpreisliste des RR Sport mittlerweile so lang wie das Auto. Die Preise beginnen bei 79'000 Franken für den günstigsten Diesel (TDV&, 258 PS, 600 Nm), einen Benziner gibt’s ab 81'000 Franken und den Top-V8 ab 114'900 Franken. Allerdings muss man sicher noch mindestens 20'000 Franken für ein paar zusätzliche Extras einrechnen (natürlich geht da noch mehr, viel mehr...). Doch dafür gibt’s etwas vom Feinsten, was man derzeit auf vier Rädern in die Garage stellen kann. Oder mit dem man stilvoll auch durch gröbstes durch Gelände pflügen kann.
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Text: Cha, Fotos: Werk.
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Original: radical