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Der Wankel lebt, Fahrbericht Mazda 2 EV Wankel 1860

Published in radical-mag.com

Fahrbericht Mazda 2
EV Wankel

Noch nicht erstellt
Ja, der Wankel lebt. Natürlich bei Mazda. Die Japaner haben nie aufgehört, die Idee des Kreiskolbenmotors weiter zu verfolgen. Aber anstatt als Antrieb für ein Fahrzeug kommt der neuste Wankelmotor als Generator zum Einsatz. Wir sind den Mazda 2 mit Elektroantrieb und Range Extender bereits gefahren und waren: begeistert! Nicht, weil der Mazda 2, der in Japan Demio heisst, ein so wahnsinnig heisses Modell ist. Erst recht nicht wegen der Fahrleistungen, die liegen auf dem «üblichen» Niveau für ein Fahrzeug dieser Machart (zum Beispiel den Renault Zoe). Aber Mazda hat mit dem Einscheiben-Wankel-Range-Extender ein Problem offenbar gelöst, das viele Autos mit Reichweitenverlängerer haben. Schaltet sich der Generator zu, rappelt und rumpelt es im Auto, die Soundkulisse zum Beispiel beim Fisker-seelig war schlimm. Aber auch an Bord des Opel Ampera oder Chevrolet Volt ist es nicht gerade eine Wonne, dem kleinen Vierzylinder im Bug zuzuhören.

Beim Mazda 2 hingegen hört man fast nichts, wenn der «Einzylinder» anspringt. Und spüren, dass der kleine Motor läuft, tut man auch nicht. Denn: ein Kreiskolbenmotor erzeugt nahezu keine Vibrationen. Gestartet wird ohne die Hilfe des Range Extender, ab ca. 12 km/h schaltet er sich im Bedarfsfall zu und arbeitet dann extrem unauffällig bei drei definierten Drehzahlen, je nachdem, wie viel Leistung abverlangt wird. Bei der Höchstdrehzahl von 4500 Umdrehungen leistet der Motor mit einem Kammervolumen von 330 cm3 rund 30 PS. Maximal wären 38 PS bei 6000 Umdrehungen möglich. Um Bauhöhe zu sparen, ist der «Zylinder» liegend eingebaut, will heissen: die Scheibe dreht in der Horizontalen. Und gibt die Kraft mittels eines Riemens an den Generator weiter. Die Übersetzung ist dabei so gewählt, dass sich die Drehzahl verdoppelt, maximal wird der Stromerzeuger also mit 9000 Umdrehungen beaufschlagt. Allein die hohe Drehzahl des Generators soll dafür sorgen, dass sich die Effizienz des Systems um 5% erhöht.

Von aussen ist der Mazda 2 mit Elektroantrieb kaum...


.. vom normalen Modell zu unterscheiden. Innen schon.

Natürlich war es mit der Entwicklung der Kombination aus Generator und Wankelmotor nicht getan. Mazda ein kompaktes Modul entwickelt, in welchem alle nötigen Komponenten wie Benzintank (9 Liter Volumen), Katalysator, Auspuff, Ölwanne, Halterungen und so weiter kombiniert sind. Das Resultat: das ganze System mit einer elektrischen Maximalleistung von 20 kW wiegt nur rund 100 kg und lässt sich am Unterboden unter dem Kofferraum montieren. Und dies ohne, dass strukturelle Anpassungen am Fahrzeug gemacht werden müssen. Einzig der Kabelstrang muss mit den Akkus verbunden und das separate Kühlsystem angeschlossen werden. Dank des Generators verdoppelt sich die Reichweite des kleinen Flitzers. Wie gross diese genau ist, liess sich leider nicht erkunden. Gemäss der japanischen Testnorm kommt der normale Mazda 2 EV rund 200 Kilometer weit. Dank des Range Extender soll sich diese Zahl verdoppeln. Wir gehen davon aus, dass 120 plus 120 Kilometer realistisch sind.

Von aussen ist der Mazda 2 mit Elektroantrieb kaum...


.. vom normalen Modell zu unterscheiden. Innen schon.




Mazda will mit dem System sogar noch einen Schritt weitergehen und den Wankel-Generator als Notstromgruppe einsetzen. Das kleine Ding hat nämlich richtig Power. Einen Output von 20 kW schaffen sonst nur mächtige Dieselgeneratoren, die weit über 500 kg wiegen. Wie bei allen Verbrennungsmotoren ist es zudem theoretisch auch beim Wankel möglich, als Treibstoff Butan- oder Propangas zu verwenden. Wir sind gespannt, was die Wankel-Tüftler aus Hiroshima sonst noch so an Pfeilen im Köcher haben. Sicher ist: der Wankel lebt. Und mittlerweile sind die Japaner nicht mehr die einzigen, die sich dem Thema widmen. Offiziell hat Audi die Entwicklung eines Wankel-Range-Extenders zwar eingestellt. Daran gearbeitet wird aber in Deutschland nach wie vor...

So ganz nebenbei arbeitet man bei den Japanern noch an einer ganz anderen Revolution. Bis 2018 will man die aktuellen Skyactiv-Benzintriebwerke soweit haben, dass sie wie eine Kombination aus Benzin- und Dieselmotor funktionieren. Will heissen: Verdichtung bis 18:1, kombinierte Direkt- und Saugrohreinspritzung, Zünd- und Glühkerze und natürlich voll variable Ein-und Auslassteuerung. Daran haben sich schon Giganten wie Mercedes versucht. 2007 zeigte Daimler im Versuchsfahrzeug F700 erstmals so ein Triebwerk mit dem Namen Diesotto. Seither herrscht in diesem Bereich: Funkstille! Sollte es Mazda tatsächlich gelingen, einen solchen Motor zur Serienreife zu entwickeln, spricht man von einer Verbrauchseinsparung von 30%. Eine unglaublich Reduktion, die der nächsten motorentechnischen Revolution gleich kommen würde. Und dass man bei Mazda hartnäckig ist, wenn man ein Ziel verfolgt, zeigt sich ja beim Wankelmotor.

Und nach so viel Technik empehlen wir etwas Emotionen, den Fahrbericht des Mazda 787 B, das einzige japanische Auto, das je die 24 Stunden von Le Mans gewonnen hat. «Natürlich» mit einem Kreiskolbenmotor.

Mehr Mazda gibts im Archiv.



Von aussen ist der Mazda 2 mit Elektroantrieb kaum...

Original: radical

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