down to earth, Fahrbericht Kia Carens-1348
Fahrbericht Kia Carens
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Zugeben muss ich es: ich hatte bislang noch nie das Vergnügen mit einem Kia Carens. Es ist deshalb auch unmöglich, etwas darüber zu schreiben, was sich denn alles verbessert hat beim neuen Modell, ich weiss es einfach nicht. Das hat wiederum den Vorteil, dem neuen Carens vorurteilsfrei zu begegnen. Wobei, hmm, ja, natürlich, Kia, Minivan, das weckt jetzt im Vorfeld nicht die ganz grossen Begeisterungsstürme, darauf habe ich gewartet wie auf die neue CD von Beatrice Egli (siehe: Film).
Aber manchmal denkt auch der Motor-Journalist nicht bloss an GT3RS oder F12, sondern ist dann Familienvater. Also rein mit der Jungmannschaft in den Carens und raus in die dänische Pampa, zuerst den Spielplatz suchen und dann das Hallenbad. Die Kinderchen mögen ihn auf Anhieb - oder ist es die Aussicht darauf, dass sie mit Papi durch den Schlamm pflügen dürfen, die sie so fröhlich macht? Sie sitzen aber gut, hoch, das mögen Kinder, die Fenster sind gross (ganz besonders das Panoramglasdach), das mögen Kinder auch, es gibt viele Dingens zum Auf- und Ab- und Wegklappen, das mögen sie ganz besonders. Und der Papi ist zufrieden mit dem Auto, wenn die Kinder zufrieden sind. Da verdient sich der Carens schon einmal Pluspunkte. Es wird deshalb ein fröhlicher Nachmittag, alle sind bestens gelaunt.
Denn auch der Wagen gibt sich alle Mühe. Wir bewegen den 2-Liter-GDI mit 166 PS und einem maximalen Drehmoment von 213 Nm, der geht ganz anständig, das dürfte zusammen mit dem stärkeren Diesel (1,7 Liter, 136 PS) die passende Motorisierung sein für die Schweiz. Der Carens ist etwas über 1400 Kilo schwer, das ist ein guter Wert für ein 4,53 Meter langes, 1,81 Meter breites und 1,61 Meter hohes Gefährt, in dem locker auch sieben Personen befördert werden können. Gut, ganz hinten möchten auch meine Zwerge nicht länger sitzen müssen, aber das ist ja bei keinem der Fahrzeuge in dieser Kategorie besser.
Als 5-Plätzer kann der Carens aber anständige 492 Liter Kofferraumkapazität bieten, klappt man alles weg, sind es grosszügige 1694 Liter. Auch erwähnenswert: fast 750 Kilo Zuladung. Und 5 Sterne bei NCAP.
Nein, natürlich ist es jetzt nicht die pure Fahrfreude, die der Koreaner vermittelt, dafür ist er zu hoch gebaut, es gibt deutliche Wankbewegungen, wenn man ihn etwas flotter in die Kurve haut, die bremsen den eiligen Vater schnell wieder ein. Doch man soll auch kein sportives Fahrverhalten erwarten von dieser Familienkutsche, das ist nicht ihre Bestimmung. Der Carens fährt sich ansonsten gut und flott und bequem und komfortabel, was will man denn mehr? Eine etwas präzisere Lenkung vielleicht, mehr Rückmeldung von der Strasse wäre fein. Wir fuhren den Carens manuell geschaltet, 6 Gänge, das passt gut; gegen Aufpreis gibt es auch einen Automaten.
Innen sieht das so schlecht nicht aus. Zwar haben die Koreaner immer noch nicht so ganz begriffen, dass es einfacher besser aussieht, je weniger verschiedene Materialien verbaut werden. Doch das Innenleben kann gefallen, alles ist dort, wo man es erwartet, die Bedienung ist einfach und logisch, das Gestühl ist ansprechend, der Screen dominant, aber damit auch gut ersichtlich. Ziemlich guter Sound, übrigens, nicht vom Motor, aber aus der Stereoanlage. Und nein, wir hören nicht Beatrice Egli.
In der Schweiz gibt es den Carens ab 26'477 Franken. Pff, was sollen wir jetzt dazu sagen? Es erscheint uns fair, dafür kriegt man jede Menge Auto, die Aufpreisliste hat auf einer halben A4-Seite Platz. Der Carens erscheint jetzt zwar nicht als die ultimative Lösung in diesem Segment, der ebenfalls ganz neue Citroën C4 ist innovativer, aber, nochmals: als Familienvater muss man anders denken. Praktisch muss da ein Auto sein, flexibel, problemlos, down to earth, und das erfüllt der Carens aber allerbestens. Auch die Verbrauchsangaben vom Werk machen einen realistischen Eindruck, «unseren» 2-Liter soll man mit 7,3 Litern im Schnitt bewegen können, der Bordcomputer zeigte nach unserer Ausfahrt sogar eine 6 vorne an. Ob dieser Carens jetzt wirklich 203 km/h schnell ist und in 9,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigt, das haben wir nicht getestet. Ist aber auch gar nicht nötig.
Und dann noch: er sieht ganz gut aus, der Carens. Es ist jetzt nicht so, dass sich jemand nach ihm umgedreht hätte, aber solches ist man sich als Familienvater ja eh nicht mehr gewohnt. Aber: wir sind als erste Schweizer Journalisten so einen Carmens gefahren, das ist doch auch ein gutes Gefühl...
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Original: radical