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Ein gutes Auto, Fahrbericht Ferrari F12 berlinetta (1)-1340

Published in radical-mag.com

Fahrbericht Ferrari F12 berlinetta

Noch nicht erstellt
Und Axel sagte: «Du hast noch immer nichts geschrieben zum F12.»
Und Matthias sagte: «Ein guter Freund von mir, einer, der alles Automobile hat und alles kennt, der ist der Meinung, die F12 berlinetta sei das beste Auto, das er je gefahren hat.»
Beide haben sie recht.
Ich wage wieder einmal einen Versuch.
Es ist der Nachfolger des 599sten.

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Es gibt immer zuerst Saures bei Ferrari. So anderthalb Stunden dauert die Einweisung schon, bevor man dann endlich darf. Es geht nicht darum, wo Blinker, da Lenkrad, nicht zu schnell fahren, x Liter Kofferraumvolumen, diesen Assi oder jenen Assi, sondern: Farbdiagramme des Aufpufflärms, zum Beispiel. So was schon mal gesehen? Das sieht aus ein Meteoriteneinschlag in eine Silvester-Party, ganz viele Farben, viel gesprenkelt, und darauf kann man anscheinend ersehen, wie der Wagen klingt. Ich seh gar nix, obwohl ich diese Dinger bei Ferrari nun schon oft gesehen habe. Es interessiert mich ja auch nicht wirklich, der Klang geht bei mir durch die Ohren ins Hirn, nicht übers Auge. Es gibt in den anderthalb Stunden auch noch ganz viele Zahlen, soundsoviele Prozent besser da, soundsoviele Prozent steifer dort, hochfeste Stähle allerorten und Abtrieb in Kilo und, ach. Dann endlich.

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Was ich immer wieder erstaunlich finde bei Ferrari: die bauen rund 7000 Autos im Jahr - und sind technologisch nicht nur ganz vorne dabei, sondern ganzganz oben. Porsche baut unterdessen pro Woche fast so viele Autos wie Ferrari, Porsche kann sich auch im grossen Volkswagen-Regal bedienen, muss ganz viele Entwicklungen also nicht selber bezahlen, und doch hat Ferrari das Näschen zumeist so ein bisserl vorne. Immer wieder. Gut, der Schlüssel ist billig, der kommt von Fiat und hat Ferrari-Plastikzeugs drübergestülpt, doch sonst - Maranello profitiert weit weniger von Turin als umgekehrt. Und verdient trotzdem mehr Geld als die Konzern-Mutter.
Ferrari F12 berlinetta
Ferrari F12 berlinetta
Einverstanden, das hat viel damit zu tun, dass die Zulieferer Ferrari weniger als Kunden als vielmehr als Experimentierfeld sowie Imageträger sehen, manche Entwicklung aus dem eigenen Säckel bezahlen. Die Zusammenarbeit mit den Ferrari-Ingenieuren bringt sie zu Höchstleistungen. Zum Beispiel: Das Doppelkupplungsgetriebe von Getrag. Mercedes, ein wirtschaftlicher Riese, hat das gleiche Teil im SLS verbaut - doch es ist mindestens eine Galaxie Unterschied zum Getriebe in der F12 berlinetta, das Ferrari-Ding ist viel schneller, viel sanfter, vielviel besser. Man kauft in Maranello nicht bloss ein, man denkt mit, arbeitet mit - und erhält ein Resultat, das schlicht und einfach sensationell ist, etwas vom Besten, was derzeit für Geld zu kaufen ist in Sachen Getriebe. Wir sprechen hier nicht vom Kraftflüsschen eines 1,4-Liter-TSFI, das an die Räder geleitet werden darf, sondern von 12 Zylindern, 6,3 Liter Hubraum, 740 PS bei 8250/min und einem maximalen Drehmoment von 690 Nm bei 6000/min.Ferrari F12 berlinetta
Ferrari F12 berlinetta
Ferrari F12 berlinetta
Ferrari F12 berlinetta
Ferrari F12 berlinetta
Mehr Zahlen: 3,1 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Das kann der Aventador besser, der geht in 2,9 Sekunden, und der GT-R von Nissan will es gar in 2,7 Sekunden schaffen. Höchstgeschwindigkeit: 340 km/h. Leergewicht: 1630 Kilo. Durchmesser vordere Bremsscheiben: 398 Millimeter. 4,62 Meter lang, 1,94 Meter breit, 1,27 Meter hoch. Tankvolumen: endlich wieder einmal anständige 92 Liter. Normverbrauch: 15 Liter.

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Es gibt Dinge, die sind, wie sie sind. Andere können vielleicht: schneller, höher, weiter, whatever. Doch das prallt an Ferrari und seinem Top-Modell ab. Da ist der Motor vorne und da sind die angetriebenen Räder hinten. Mit Allrad ginge das vielleicht noch ein bisschen schneller, doch die F12 berlinetta interessiert das nicht. Und sie braucht das nicht. Denn jetzt plaudern wir vom Fahren. Von diesem Zusammenspiel von Augen, Händen und dem rechten Fuss. Der Ferrari ist ein Präzisionsgerät, quasi ein chirurgischer Laser: Du denkst, siehst, hörst etwas - und im gleichen Moment, real time, hat es der Wagen schon umgesetzt. Das kann ein Allradler nie, da ist immer etwas zwischen Auge und Händen und Lenkung. Die möglichen Kurvengeschwindigkeiten sind nicht hoch - sie sind jenseits von. Ja, natürlich, da gibt es auch elektronische Hilfsmittel, die braucht es bei 740 Pferdchen, doch sie greifen höchst selten ein, weil der Wagen so perfekt ausbalanciert ist; der Wagen ist mit einer Leichtigkeit, Lockerheit, Souveränität schnell, schnell, schnell, dass es irgendwann erschreckend wird. Es ist ganz einfach: die F12 berlinetta kann auch ein Anfänger flott bewegen - doch je besser der Pilot, desto wilder geht es vorwärts. Nur der eigene Mut und das eigene Können können bremsen. Wir haben es von Karl Wendlinger gelernt: wenn die Vorderachse gut ist, ist das Auto gut. Sprich: schnell. Die Vorderachse beim F12 ist supi.

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Die Fortsetzung gibt es: hier.


Fahrbericht Ferrari F12 berlinetta

Original: radical

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