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Another brick in the wall, Fahrbericht VW e-up!-1337

Published in radical-mag.com

Fahrbericht VW e-up!

Noch nicht erstellt
Aber so ein bisschen erstaunt waren wir dann schon. Wir hatten einen Weissen, mit hellem Innenleben. Und vor allem dem beigen Plastikzeugs. Nein, das wirkt gar nicht gut, so billig hatten wir das aus den anderen up! nicht in Erinnerung. Vielleicht haben sie uns ja auch früher nur die Edel-Versionen zur Verfügung gestellt, durchaus möglich, denn, also, wirklich: grauenhaft billig, dieser Plastikgedöns im e-up!. Der, immerhin anständig ausgestattet, 32’700 Franken kostet, gar nicht so viel weniger wie ein BMW i3 (der ist in der Schweiz unter 40'000 Franken zu haben), aber massiv viel mehr wie die Zoe von Renault. Einverstanden, beim Franzosen muss man noch die Batterie dazu mietenleasen. Doch erstens macht das gar nicht so viel aus, für den Preisunterschied kann man locker zehn Jahre brausen. Und zweitens hat so eine Miete auch etwas Gutes, das Zeugs gehört mir nicht, und wenn es kaputt ist (oder nur schon ohne Saft blöd rumsteht), dann muss der «Besitzer» schauen, dass es wieder und weiter geht.

Also, innen ist, wie erwähnt: grauslig. Wie es aussen ist, das wissen wir unterdessen, die der Nachhaltigkeit samt Effizienz geschuldeten ganz schmalen Gummis machen den up! aber auch nicht wirklich schönerer. (Es ist dies ein guter Ort, um noch etwas einzuwerfen. Also: VW fährt da seit ein paar Jahren eine etwas eigenartige Politik in Sachen offizösen Bildern der Produkte. Beim e-up erreicht Photoshop neue Höhen – die Bilder sind, schauen Sie selber, wie stellen sie in die Bildergalerie. Wir verstehen es nicht, weshalb man seine Kinder derart schlecht darstellen will als Papi oder Mami, wer das in der Zeitung sieht oder gar im Hochglanz-Magazin, der will das Automobil ganz sicher nicht mehr kaufen. Liebe VW-Menschen, was, bitt’schön, ist die Erklärung dafür?)VW e-up!

Alles wie bisher.

VW e-up!

Aber dazu noch mit Fahrspass.

Sonst ist alles wie gehabt, bloss, dass wir uns irgendwie noch daran gewöhnen müssen, dass man jetzt nicht mehr so genau weiss, wann es denn losgehen kann. Bisher hat man den Motor gestartet, das war das akustische Signal, dass man jetzt noch etwas mit dem Getriebe, dann konnte es losgehen. Jetzt ist «ready» das einzige Zeichen, dass der Wagen fahrbereit ist. Vielleicht wäre irgendein «piep», am besten weltweit und über alle Marken hinweg standardisiert, etwas, was der Allgemeinheit helfen würde.

Der e-up! also. Angetrieben wird er von einem 60 kW starken Elektromotor, der ein maximales Drehmoment von 210 Nm schafft, dies wie immer bei den Stromern schon ab Drehzahl 0,1. Das ist reichlich Durchzugskraft für ein Gefährt, das betriebsbereit 1139 Kilo schwer ist, er geht richtig, richtig gut ab, sowohl am Rotlicht wie auch im Zwischensprint, wenn man den kleinen Wagen noch schnell zwischen zwei Limos schieben will im Feierabendverkehr.
VW e-up!

Alles wie bisher.

VW e-up!

Aber dazu noch mit Fahrspass.

VW e-up!
VW e-up!
VW e-up!
Auch aus der Kurve kommt er sehr smooth, diese Drehmomentwand, die dauernd zur Verfügung steht, macht diesen kleinen Stromer wunderbar flott.

Und doch haben wir eine Frage zum Gewicht. Die Basisversion des kleinsten Volkswagen wird mit 929 Kilo angegeben. Dann sagt VW, dass das gesamte Strom-Package inklusive der Lithium-Ionen-Batterie 230 Kilo schwer ist, macht 1159 Kilo. Bloss, der e-up! hat ja keinen Motor mehr, der wiegt ja wohl mehr als 20 Kilöchen, oder? Wohin geht das zusätzliche Gewicht des Kleinen? Die Reifen können es nicht sein... Aber eigentlich: egal. Der e-up! wird fein angetrieben, das reicht locker – und mit einem prognostizierten Verbrauch von 11,7 kW/h ist er ausserdem absolut verbrauchsgünstig. Die Reichweite gibt Volkswagen mit 120 bis 160 Kilometer an, die Kosten (in Deutschland) mit knapp über 3 Euro pro 100 Kilometer. Das ist selbstverständlich ein Traum-Argument, das entspricht einem Benzinpreis-Äquivalent von 2 Literchen. An der normalen Steckdose ist der Wagen in 9 Stunden wieder vollständig geladen, es gibt aber auch eine Schnellade-Möglichkeit, da schafft er es in 30 Minuten wieder auf 80 Prozente.

Kommen wir noch einmal zurück zum Preis: 32'700 Franken. Das ist ziemlich viel Holz für so einen Kleinwagen – und als solchen muss man den e-up! auch weiterhin sehen. Sicher wird es den einen oder auch noch anderen Kunden geben, der einfach so ein Ding haben will, weil es cool ist, weil es umweltfreundlich ist, weil es das richtige Image hat, weil es technologisch spannend ist. Doch die Masse denkt da anders, da kommt es am Ende des Tages doch auf den Franken an. Natürlich ist so ein e-up! im Unterhalt bedeutend günstiger, es braucht ja neben kein Benzin auch keine anderen Schmiermittel, doch die Kosten für die Flüssigkeiten werden bei der Berechnung der Unterhaltskosten ja allgemein völlig überschätzt. Und da sind über 30'000 Franken halt dann schon ein feister Brocken.
VW e-up!

Alles wie bisher.

Auch finden wir schade, dass Volkswagen uns den e-up! einfach so hinwirft. Dass der e-up! einfach ein weiteres Produkt ist in der fast schon unendlichen Fülle an Modellen aus dem Konzern. Wieso geht Wolfsburg da nicht ein bisschen langsamer, besonnener ans Werk, warum werden da nicht auch noch Mobilitätskonzepte mit angeboten, Car-Sharing-Möglichkeiten, Parkplätze, Zugsverbindungen, ein Paket halt, das den e-up! so richtig modern und umweltfreundlich und gesellschaftspolitisch fröhlich machen würde? Es wäre dies doch sicher eine Chance gewesen. Aber vielleicht packt VW die dann ja beim Golf, der auch schon bald auf den Markt kommt.

Mehr Volkswagen gibt es im Archiv.

(In der Bildergalerie zeigen wir die offiziellen Bilder von Volkswagen zum e-up!, das Gruselkabinett.)


Original: radical

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