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KuschelRock, Test Hyundai Genesis Coupé 1826

Published in radical-mag.com

Test Hyundai Genesis Coupé

Noch nicht erstellt
Bon Jovi war früher eine echt harte Rockband. Irgendwann aber mutierten die Herren zu Kuschel-Rockern. So ähnlich verhält es sich mit dem Hyundai Genesis Coupé. Er markiert mit 347 PS den harten Fighter, ist es aber in Tat und Wahrheit nicht. Er trägt das Jeans-Gilet über der Lederjacke, aber in der Garage steht keine Indian oder Harley, sondern eine Suzuki Burgmann. Das ist zwar nicht per se schlecht, aber es hinterlässt uns doch einigermassen ratlos.

Unter der langen Motorhaube arbeitet ein echt feines Triebwerk. 3,8 Liter Hubraum, verteilt auf sechs in V angeordneten Zylindern. 347 PS und ein maximales Drehmoment von 400 Nm, das sind ganz ordentliche Leistungsdaten. Dazu kommt an Ausstattung so ziemlich alles, was gut und teuer ist. Leder, Sportsitze, Soundsystem, schlüsselloses Zugangssystem und vieles mehr hat der Hyundai mit an Bord. Was fehlt? Nun, ein Navi zum Beispiel oder all die ach so modischen Fahrassistenzsysteme. Damit kann man leben, vor allem, wenn man sich den Preis anschaut. 45'800 Franken kostet das Genesis Coupé mit Handschaltung und liegt damit im Bereich eines Nissan 370Z (ab 47'500 Franken), der ebenfalls gut ausgestattet ist und auch über keinerlei Assistenzsysteme verfügt.

Das aktuelle Genesis Coupé wurde gegenüber seinem Vorgänger aber nicht nur in Sachen Leistung überarbeitet. Auch Lenkung und Fahrwerk wurden angepasst. Leider scheinen die Koreaner aber nach wie vor dem Irrglauben verfallen zu sein, dass hart gleich sportlich ist. Eigentlich hätte man sich bei Hyundai überlegen müssen, am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest als Hauptsponsor aufzutreten. Denn die Lenkung ist so schwergängig, dass man von Vorteil zum erlauchten Kreis von Kranzschwingern gehört, um das Auto mühelos zu dirigieren. Ja, das Feedback ist gut, man spürt genau, was das Auto macht, aber das Thema Lenkung haben andere Hersteller deutlich besser im Griff.


Hart ist auch die Federung, wobei dies nur bei langsamer Fahrt wirklich störend ist. Lässt man den Koreaner fliegen, erfreut man sich an wenig Seitenneigung des Aufbaus und an den etwas giftigen, aber sehr effizienten Bremsen.

Nicht ganz zu all der Sportlichkeit passt die Sitzposition. Der tief angebrachte Armaturenträger, der zu geringe Verstellbereich des Lenkrads und die nicht genügend ausfahrbaren Kopfstützen - irgendwie passte uns das Sitzgefühl im Hyundai nicht besonders. Aber, das ist natürlich rein subjektiv, kleinere Fahrer werden sich sicher wohl fühlen - irgendwie. Als kleine Entschädigung für die mässige Sitzposition gibts was auf die Ohren. Der feinnervige Sechszylinder klingt richtig - famos. Er kann die ganze Tonleiter, vom ruhigen Brabbeln bei tiefen Drehzahlen bis zum heiseren Schreien nahe der Nenndrehzahl. Dabei ist der Sound nie aufdringlich oder zu laut, sondern einfach präsent und - schön.





347 PS sind eine feine Sache, wenn man die Leistung auch auf den Boden übertragen kann. Und das gelingt dem Genesis Coupé, dank Torsen-Differenzial sehr gut. Wie der Nissan ist auch der Hyundai mit dem klassischen Layout versehen. relativ schwerer Motor vorne, Antrieb auf die Hinterräder. Trotzdem scheinen uns die versprochenen 5,9 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h ziemlich optimistisch. Doch das Antriebslayout macht den Koreaner ziemlich flink, wenns ins Kurvengeschlängel geht. Und dank der recht breiten Walzen (245/40-19 hinten) sind die möglichen Kurvengeschwindigkeiten hoch. In sportlicher Hinsicht wird also viel geboten. Doch leider verschluckte in unserem Testwagen die Achtstufen-Automatik viel von der eigentlich vorhandenen Freud'. Das Ding macht einfach, was es will. Da kann man zwar manuell eingreifen, aber so richtig der Chef über die Zahnräder wird man nie. Schade.

Natürlich ist ein fast vier Liter grosser Sechszylinder kein Kostverächter. Hyundai verspricht für den 463 cm langen Viersitzer einen Durchschnittsverbrauch von 10,0 Liter auf 100 km. Wir können es kaum glauben: wir sind im Test mit genau 10,1 Litern ausgekommen. Nicht wenig Sprit, aber so nahe waren wir schon Ewigkeiten nicht mehr an einem Werksverbrauch dran. Als Handschalter soll das Genesis Coupè übrigens 10,7 Liter verbrauchen.

Wie lautet nun unser Fazit? Wir haben keines auf Lager! Das Auto macht vieles sehr gut, ärgert aber auch durch einige Details und die sture Automatik. Auch der Preis ist, verglichen mit dem Nissan 370Z, nicht heiss. Vielleicht sollte man sich erst das Coupé mit aufgeladenem Vierzylinder und 275 PS anschauen, denn dieses ist mit 39'900 Franken richtig günstig.

Mehr Hyundai gibts im Archiv.



Original: radical

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