Open Menu
Open Menu
 ::

Show me the way, Porsche Sports Cup 1811

Published in radical-mag.com

Mit dem Cayman S
auf die Piste

Eh klar, gehgen die GT3-Hämmer hat man eigentlich keine Chance

Die Geschichte ist fast so alt wie die Marke Porsche. Mit einem 911er (oder auch einem Cayman S) kannst du bequem zu einer Rennstrecke fahren, am Training und Rennen teilnehmen und wieder nach Hause rauschen. Und, dabei nicht mal Letzter werden. Wir zweifelten nicht daran, dass dies möglich ist. Dennoch haben wir den Versuch ebenfalls gestartet, denn wir wollten wissen, ob das wirklich so einfach ist. Und: es ist verdammt einfach!

Der Trip zur Rennstrecke nach Dijon-Prenois ist von Bern aus nicht gerade eine Weltreise. Gut dreieinhalb Stunden sitzt man im Auto, schon steht man mitten im Fahrerlager. Unser Einsatzfahrzeug: ein absolut serienmässiger Porsche Cayman S, mit mächtigen 20-Zöllern und dem Sport-Chrono-Paket. Wir treten im Rahmen des Porsche Sports Cup Suisse in der Kategorie Drivers Challenge an. Dort gehts darum, möglichst gleichmässige Runden zu drehen. Zumindest im eigentlichen «Rennen». Doch davon später mehr. Erst heisst es, das Auto für die ersten freien Trainings vorzubereiten. Und das ist, unter gütiger Mithilfe des Porsche Zentrum Maienfeld, in 10 Minuten erledigt. Da werden ein paar Aufkleber angebracht, der Reifendruck abgesenkt, vorne und hinten Abschleppösen montiert  und - man wünscht mir Glück. In nur fünf Minuten ist die technische Abnahme absolviert. Also: Zeitaufwand bis man bereits für die ersten Runden ist - eine Viertelstunde. Zeit sich etwas umzusehen. Das stehen Schätze in der Boxengasse. Eine ganze Armada an Porsche GT3, sogar zwei 4.0-Versionen. Dazu reinrassige Rennfahrzeuge aus den anderen Klassen. Aber auch Klassiker wie ein 968 CS und - zwei weitere Cayman. Für einen Anfänger ist die Materialschlacht erst etwas furchteinflössend. Nebenan werden gerade neue Rennslicks auf einen GT3 montiert, Fahrer zwängen sich in ihre Rennanzüge, kontrollieren akribisch den Abrieb ihrer Pneus, Mechaniker wuseln umher. Doch, das alles ist gar nicht so elitär wie es auf den ersten Blick scheint. Schon nach wenigen Minuten kommt ein mir wildfremder Fahrer an meiner Box vorbei. Erkundigt sich, wie den der neue Cayman zu fahren sei, ob ich das erste Mal da sei undsoweiter.

Eh klar, gehgen die GT3-Hämmer hat man eigentlich keine Chance

Im Regen war der Cayman S aber so was von schnell!

Diese Attitüde hält das ganze Wochenende an. Man wird freundlich aufgenommen, ab und zu in aufmunterndes Wort an den Rookie, alles ist extrem familiär. Klar, alle die an diesem Cup mitfahren sind mehr oder weniger auf Rosen gebettet. Aber, niemand prahlt mit seinem Auto, seiner Ausrüstung oder der Anzahl seiner Mechaniker. Kinder tollen durchs Fahrerlager, und die Jungs vom Catering (sie verpflegen normalerweise die «Toten Hosen») verteilen wunderbare Düfte übers gesamt Areal. Ab und zu steigt einem sogar beim Fahren der Duft von Roastbeef in die Nase. Was für eine Motivation!

Am Freitag gehts dann los. Die freien Trainings stehen auf dem Programm. Mein Instruktor gibts mir noch einige Tipps und setzt sich für die ersten Runden auf den Beifahrersitz. Mutig der Herr Badstuber. Es ist heiss, verdammt heiss, entsprechend müssen die Reifen Schwerstarbeit verrichten. Auch wenn der Cayman S sehr leicht ist, die Pirellis werden ordentlich malträtiert. Kien Wunder, denn man kommt ausgiebig zum Fahren. Allein am Freitag stehen fünf freie Training à 25 Minuten an. Das geht ans Material, könnte man meinen.

Eh klar, gehgen die GT3-Hämmer hat man eigentlich keine Chance

Im Regen war der Cayman S aber so was von schnell!




Wie gesagt, die Riefen leiden schon. Und, weil für das samstägliche Zeittraining und das Rennen Regen angesagt ist, ziehen wir einen neuen Satz Reifen auf. Hm, so ganz scheint der Mythos nicht zu stimmen. Aber ausser neue Pneus wird tatsächlich nichts gemacht am Cayman. Warm-up und Qualifiyng am Samstag werden dann, wie erwartet, im strömenden Regen abgehalten. Und da zeigt der Cayman S dann, was in ihm steckt. Er pflügt durch die Gischt, ist auch im Grenzbereich sehr neutral zu fahren und zeigt so manchem Top-Auto die lange Nase. In einem Feld von 23 Autos schafft er es auf Platz 4 im Zeittraining. Und, dass ohne dass der Fahrer nachher ins Sauerstoffzelt muss. Einfach so. Und, ich bin nicht der einzige Exote, der sich im Zeittraining in Szene setzt. Auf Platz 3 findet man: einen Panamera Turbo! Tja, 500 PS und Allrad sind im Regen eine Macht. Fast zwei Zehntel ist das Dickschiff schneller als der Cayman S, zahllose GT3 und 911 Turbo müssen hinten anstehen. Respekt! Wohlgemerkt, im Zeittraining geht es nicht um Gleichmässigkeit, dort zählt schlicht: die schnellste Runde. Das «Rennen» dann, bei dem es um Gleichmässigkeit geht, findet wieder auf trockener Piste statt. Über unser Abschneiden hüllen wir den Mantel des Schweigens, denn wir sind nicht angereist, um so regelmässig wie möglich zu Fahren. Na den zehn Runden geht alles ganz schnell. Aufkleber entfernen, Reifendruck anpassen und ab gehts in Richtung Bern. Noch zum Abendessen ist der Cayman wieder im Bernbiet. Nachdem er Futter bekommen hat (Testverbrauch 9,9 L/100 km, Rennstreckenverbrauch 38,6 L/100km) gönnt sich auch der Fahrer einen Imbiss. Und zieht ein sehr positives Fazit. Nicht, dass es möglich ist mit einem Porsche an die Rennstrecke zu fahren und am Rennen teilzunehmen. Das war zu erwarten. Aber wie man als Aussenstehender aufgenommen wird, wie viel man zum Fahren kommt und wie herzlich die ganze Ambiance ist entlockt uns ein: fettes Lob!


Eh klar, gehgen die GT3-Hämmer hat man eigentlich keine Chance

 

Original: radical

 

Related Items from Catalogue Show Related