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Windstill, Fahrbericht Mercedes S-Klasse

Published in radical-mag.com

Fahrbericht Mercedes S-Klasse

Noch nicht erstellt
(Wir haben ja auch so etwas wie eine Informationspflicht. Stimmt zwar gar nicht, aber, hmm, wenn Mercedes seinem Top-Modell ein Facelift verpasst (Achtung: Scherz...), dann müssen wir schon darüber berichten, wie sich das Ding fährt. Wir wollen es selber nicht fahren, wir könnten wohl «das Beste oder nichts» nicht so richtig würdigen,deshalb haben wir einen Kollegen den weiten Weg zur Fahrvorstellung geschickt. Die Redaktion.)

Normalerweise ist der beste Platz im Auto ja vorne links – also am Lenkrad mit dem Fuss auf dem Gaspedal. Bei der neuen S-Klasse ist die Frage der Platzwahl komplizierter.

Bis heute und wohl auch noch länger heisst es Autofahren – und nicht Autoreisen. Und ganz ehrlich: Das ist auch gut so. Schliesslich macht es am meisten Spass, selbst am Steuer zu sitzen. Die Ingenieure von Mercedes sind trotzdem nicht die Ersten, die von einem Auto träumen, das dereinst ganz selbst fährt. Autonomes Fahren heisst das dann und soll die individuelle Mobilität der Zukunft prägen.

Und ehrlich: Zu kaum einem Auto würde das besser passen, als zur neuen S-Klasse. Denn anders als in vielen Autos neigt man im Flaggschiff von Mercedes dazu, auch einmal hinten rechts Platz zu nehmen. Der Business-Sitz verspricht schon auf den ersten Blick viel Komfort – und hält den Erwartungen problemlos stand. Ausser bei der Massagefunktion. Hot-Stone versprechen die Herren aus Stuttgart. Doch bei Mercedes bestehen Steine aus Luft. Insgesamt 14 separat ansteuerbare Luftkissen in der Lehne sollen die alte Massagetradition möglichst realitätsnah ins Auto bringen. Von einer echten Hot-Stone-Behandlung ist das aber etwa so weit entfernt wie die neue S-Klasse von einem Smart. Doch der Rest passt. Sehr bequem sind die Sitze.
Mercedes S-Klasse

Wir entschuldigen uns für die Bildauswahl.

Mercedes S-Klasse

Aber ein Facelift ist nicht mehr wert, oder?

Die S-Klasse ist ein Fahrzeug, das nicht selten von einem Chauffeur bewegt wird, während der Geschäftsmann oder die Geschäftsfrau hinten entspannt sitzt und den nächsten Termin vorbereitet. Und wer müde ist, streckt die Beine und schläft. Ja, sogar grossgewachsene Personen können die Beine komplett austrecken. Und in der Langversion erleben wohl sogar die NBA-Basketballhünen echte Beinfreiheit.

Den Chauffeur braucht es übrigens noch immer. Der Gesetzgeber will das so. Aber dank unzähligen Kameras, Laser und Sensoren ist die neue S-Klasse mittlerweile in der Lage, nicht nur Spurlinien zu erkennen, sondern auch einem vorausfahrenden Fahrzeug zu folgen. Ist der Tempomat mit Abstandsregelung aktiviert, könnte der Fahrer theoretisch zurücklehnen und müsste gar nichts mehr tun. Im Stop-and-go-Verkehr funktioniert das prima, wie ein Selbstversuch auf einer abgesperrten Strasse in Kanada gezeigt hat.
Mercedes S-Klasse

Wir entschuldigen uns für die Bildauswahl.

Mercedes S-Klasse

Aber ein Facelift ist nicht mehr wert, oder?

Mercedes S-Klasse
Mercedes S-Klasse
Mercedes S-Klasse
Die neue S-Klasse beschleunigt und bremst automatisch – sogar um Kurven. Schwierig wird es, wenn die Spurlinien fehlen. Zwar ist autonomes Fahren weiterhin möglich, die S-Klasse orientiert sich in diesem Fall aber nur noch am Vorausfahrer und kommt dieser von der Fahrbahn ab, folgt ihm die S-Klasse auch in den Strassengraben. Und: Starke Winde mag das System nicht, wie uns ein Ingenieur erklärt, als der Crash nur noch durch manuelles Ausweichen verhindert wurde. Windstill ist es auch im Innenraum. Kaum zu hören sind Aussengeräusche.

Auch sonst haben die Ingenieure von Mercedes viel Wert auf Komfort und Luxus gelegt. So kommt ein System zum Einsatz, das Unebenheiten der Fahrbahn wie beispielsweise Temposchwellen automatisch erkennt und Dämpfer und Federn so voreinstellt, dass die Erschütterungen möglichst gering sind. Und das funktioniert tadellos. Der Vergleich zu einem Modell ohne dieses System ist einfach fantastisch.

In der Schweiz wird es die Mercedes S-Klasse vorerst mit drei Motoren geben. Als Einstiegsmodell dient der Diesel mit 258 PS. Dieses Modell hat auf einer ersten Testfahrt durch gute Verbrauchswerte überzeugt. Knapp über sechs Liter waren es – für ein fast zwei Tonnen schweres Auto ein sehr guter Wert. Ganz anders sieht es aber beim V8-Benziner mit 455 PS aus. Mercedes spricht von 8,6 Litern, am Ende waren es knapp 12 Liter. Das ist weit entfernt von asketischen Werten, wie sie von den Ingenieuren proklamiert werden. Näher ran ans Asketentum kommt da sicher der Hybrid mit 306 PS und im Herbst folgt dann auch noch ein Plug-in-Hybrid.

Bewegen lässt sich die S-Klasse in allen Versionen so, wie man das erwarten darf von einem Auto der Oberklasse: sehr komfortabel mit trotzdem ausreichend Power – und mit einem wunderbaren Raumgefühl.Mercedes S-Klasse

Wir entschuldigen uns für die Bildauswahl.

Ob die neue S-Klasse nun aber wirklich das beste Automobil der Welt ist, wie Mercedes nicht Müde wird zu betonen, entscheidet am Ende der Kunde. Sicher ist: Der neue Stern ist ein tolles, nein ein sehr tolles Auto. Und wenn etwas so toll ist, muss das einem niemand sagen. Man spürt es selber. Etwas mehr Zurückhaltung würde Mercedes guttun. Die S-Klasse gibt die Antwort auf der Strasse, das müssen nicht Redner im Konferenzraum tun.

In der Schweiz ist die neue S-Klasse ab 105 500 Franken (Diesel) erhältlich. Für den langen Radstand kommen je nach Modell 5000 bis 7000 Franken dazu. Das ist nicht günstig. Aber gemessen an Luxus und Innovationen durchaus angemessen. Ach ja. Ein Problem hatte Mercedes ja noch. Ein neues Kältemittel hatte sich bei einem Crashtest entzündet und wurde von den Ingenieuren kurzerhand wieder durch das alte ersetzt. Weil das neue Kältemittel bei neuen Fahrzeugen aber eigentlich gesetzlich Pflicht ist, hat Mercedes in die Trickkiste gegriffen und das Auto als Facelift des Vorgängermodells angemeldet. Ja, auch das ist heute so möglich.

Mehrcedes gibt es im Archiv.


Original: radical

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