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Nervensache, Der neue Mini 1783

Published in radical-mag.com

Der neue Mini

Der neue Mini steht in der Startlöchern. Paparazzi liegen auf der Lauer und unser Mini-Mann für alle Fälle, Axel Griesinger, macht sich seine Gedanken zum nächsten Akt im Mini-Theater.

Von 1959 bis 2000 war es der Mini. Seit 2001 ist es der MINI. Doch nicht nur der Wortmarke ist auf Kapitalschrift gewachsen, auch der Kleinwagen. Aus dem 3,05 Meter kurzen englischen Classic wurde ein 3,65 Meter langer bayrischer New MINI. Zwölf Jahre ist das jetzt schon her. Oder drei Auto Generationen, denn es ist kein allzu grosses Geheimnis mehr: Ende 2013 wird die dritte Neuinterpretation des englischen Klassikers präsentiert. Alles wird natürlich besser. Mehr Leistung, weniger Verbrauch, mehr Ausstattungsoptionen und für den Hersteller wichtig: Weniger Produktionskosten, denn jetzt kommt UKL. Das steht für «Untere Klasse» und ist eine modulare Plattform für rund ein Dutzend MINI und BMW Modelle mit Frontantrieb. So etwas spart Entwicklungskosten, die sich aber nicht in den Verkaufspreisen widerspiegeln werden. Selbstbewusst ist aus München zu hören, dass der auf den Entwicklungscode F56 hörende MINI preislich nochmals etwas höher zwischen Volkswagen Golf und Audi A3 positioniert werden soll. Als Kleinwagen!

Doch nicht nur die Startpreise des nächsten MINI Dreitürers scheinen sportlich zu werden, sondern auch die anvisierten Absatzziele. Nach 301'526 verkauften Einheiten in 2012 soll die Marke nach dem Willen der Mutter BMW in den nächsten vier Jahren die 500'000er-Schallmauer durchbrechen. Es lastet also ein hoher Druck auf Designern, Entwicklern und dem Marketing. Kleine Fehler können sich da schnell zu grossen Katastrophen entwickeln. Und genau das passierte in der vergangenen Woche, als ein scheinbar gut informierter und mit noch besserem Equipment ausgestatteter Fotograf das neueste Retro-Mobil noch vor der Premiere ungetarnt aus einiger Entfernung ablichten konnten.So etwas passiert zum Ärger aller Hersteller immer wieder beim Dreh für Werbefilmen oder Shootings für Prospekte. Zähneknirschend halten die Presseabteilungen jedoch ihren Mund.

Bloss keine Blösse zeigen und die, wie ein Lauffeuer durch die virtuelle Welt fegenden Bilder einfach ignorieren. Nicht so MINI. Da die etwas pixeligen Bilder der nächsten MINI Generation einen wahren Shitstorm in sozialen Netzwerken und Foren auslösten, reagierte die Presseabteilungmit einer krampfhaft auf Ironie getrimmten Meldung.

Doch die drei Absätze umfassende Mitteilung zeigt nur eins: Die Nerven liegen blank in München, denn zu argumentieren, dass extralange Teleobjektive die Eigenschaft hätten, Linien, Flächen und Proportionen unvorteilhaft zu verzerren, ist zwar ein nachvollziehbares Argument, aber aus dem Mund eines Automobilherstellers doch eine etwas verzweifelt wirkende Formulierung auf die Bildkommentare der MINI Aficiondos. Die vergleichen nämlich das Heck mit dem Hintern eines Pavians und die Front mit dem Maul eines Guppy Fisches. Ja, die eingeschworenen MINI Fans sind hart in ihrem Urteil. Wer in der Welt des Internetzes die Bilder sucht und etwas genauer betrachtet, wird den Unmut der Markenfreunde durchaus nachvollziehen können. Verschärfte Fussgängerschutznormen fordern ihren Tribut mit einem befremdlich langen vorderen Überhang. In Kombination mit dem riesigen - das Nummernschild umfassenden – Kühlergrill wirkt der neue MINI seltsam comicartig übzeichnet. Auch das Heck leidet mit seinen übergrossen Rückleuchten unter einem gewissen Identitätsverlust.

Aber vielleicht irren sich die zahllosen kommentierenden MINI Fahrerinnen und Fahrer doch? Wenn man den Gerüchten glauben schenken darf, wird die nächste Generation MINI zumindest technisch eine Revolution. Modernste Drei- und Vierzylindermotoren, sowie Ausstattungsfeatures, wie man sie nur aus höheren Fahrzeugklasse kennt, sollen im F56 Einzug halten. Das lenkt dann auch ein wenig den Blick von der aktuell noch etwas befremdlich wirkenden Optik ab und dass auch die neueste Interpretation der Ikone von Alec Issigonis ein Erfolg wird, daran zweifelt eigentlich sowieso niemand, oder?

Mehr von Axel Griesinger gibts unter www.bigblogg.com



Nein, das ist nicht der neue Mini.


Text: Axel Griesinger. Fotos: Werk.

Original: radical

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