Fahrbericht Mercedes A45 AMG-1261
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Doch leider, leider auch nicht mehr als das. Reinsetzen, Schlüssel drehen, Lenkrad, Fahrpedal und Bremse bedienen, that's it: es herrscht der Wagen über den Fahrer, nicht umgekehrt. Man kann flott unterwegs sein, sehr flott sogar, aber Kreischen vor Freude wird man deshalb nicht. Trotz 4matic schiebt der Benz massiv über die Vorderräder: das ist wahrscheinlich auch Philosophie. Da geht es dann um Sicherheit, und nein, wir wollen das Thema «Bevormunden» jetzt nicht noch einmal auf den Tisch bringen. Tolle Bremsen, der ganze Wagen schön ausbalanciert, also: alles ok, alles gut. Aber halt leider ziemlich emotionslos. Da ist der M von der 1er-Reihe von BMW ein ganz anderes Kaliber, und aus der S3 von Audi hat uns besser gefallen. Vor allem beim BMW darf man noch arbeiten, es entsteht eine Verbindung zwischen Mensch und Maschine, man hat auch Respekt vor dem Gerät. Der A45 AMG ist auf dem Papier das gröbere Teil, aber es muss halt wohl auch so «freundlich» ausgelegt sein, dass die amerikanische und chinesische Kundschaft sich nicht gleich die Hose voll macht.
Und dann müssen wir doch noch etwas zur Optik sagen. Als A45 AMG macht die A-Klasse keine schlechte Figur; dass AMG-Produkte eher aufdringlich auftreten, ist ja nicht wirklich neu, Zurückhaltung ist das Ding der Affalterbacher nicht. Doch der kleinste Benz, der so gar nicht wie ein Benz aussieht, kann das brauchen, die schlichteren Varianten haben, nach unserem ganz subjektiven Empfinden, ja leider die Tendenz, das Aug' nicht (mehr) allzu sehr zu begeistern. Da war zu Beginn eine sanfte Euphorie, der Stern mal ganz anders, doch unterdessen haben wir das Gefühl, dass die kleinste Baureihe vielleicht etwas zu modisch gestaltet wurde. Und Moden kommen und gehen, vergehen auch. Beim A45 AMG ist das besser, die vielen Spoiler und Schweller und Ausbuchtungen machen das Produkt männlicher, damit zeitloser. Aber andererseits: es ist halt ein «Pimp», und das gefällt auch nicht allen.
Man kann, gegen das entsprechende Entgelt, aus dem A45 AMG ein wahres Schmuckstück machen. Ob es den Heckspoiler braucht, darüber kann man ja noch diskutieren. Aber die Sportsitze müssen sein, und die 19-Zöller auch, und noch so dies und das, und dann kommt auch beim AMG-Einstiegsmodell eine ansehnliche Summe zusammen. Zu haben ist der A45 AMG ab sofort, im September wird dann noch der CLA45 AMG nachgereicht, von dem wir auch noch berichten werden.
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Kurzzeit-M nennen sie es, die AMG-Jungs. Da biste also unterwegs, so ein bisserl flott, das 7-Gang-DKG im «Sport»-Modus, es kommt das Kürvlein und danach gleich noch eins, Du greifst zum Paddel, zwei Gänge runter (so das denn geht...), reinstechen, rausbeschleunigen, hochschalten, händisch, wieder abbremsen, runterschalten, wieder beschleunigen, nix Wildes, nix Böses, einfach so ein bissel Spass an der Freud auf der Landstrasse. Und dann: bäh. Er stirbt, der Benz. Er ist im gefühlten 16. Gang, Du kommst kaum mehr den Berg hoch. Denn er hat sich selber wieder in den Automatik-Modus verfrachtet, nach 10, 12 Sekunden tut er das, der A45 AMG, eben: Kurzzeit-M (M für manuell).
Man wagt zu sagen: hmm, ein bisserl kurz, er soll doch bitte ein bisschen länger, weil, ja, eben, ein manueller Eingriff ist ein ebensolcher und sollte doch, bitt'schön, als solcher akzeptiert werden. Es kommt dann zu Diskussionen mit den AMG-Jungs: das sei Philosophie, sagen sie. Man habe es lange getestet, ausprobiert, verändert, verbessert, ganz viele Meinungen eingeholt, und sich für diese Lösung entschieden. Aber, wagt man einzuwenden. Nein, nichts aber: das Beste - oder nichts.
Weitere Diskussionspunkte zum Getriebe: man ist, wie erwähnt, flotter unterwegs, will vor der Kurve den tieferen Gang reinhauen. Es passiert nix, weil die Tourenzahl, wahrscheinlich, etwas zu hoch ist für das gewünschte Manöver. Doch während bei anderen Doppelkupplungsgetrieben der Befehl umgesetzt wird, sobald es möglich ist (es handelt sich ja meist um eine Zehntelsekunde, oder so), verlangt die Speedshift von AMG einen neuen Vorgang, also: nochmals ziehen am Paddel. Und warum? Philosophie, sagt AMG. Getestet, erprobt, für als das Beste befunden. Wir sagen schon gar nicht mehr: aber, denn wir haben es ja längst begriffen.
A-Klasse, aber männlicher.
Die 19-Zöller sind Pflicht.
Doch, da haben wir noch etwas zum Getriebe: da fährst wohlig, entspannt auf der Rennstrecke, Getriebe in der Stellung «M», also: manuell, Du haust das Ding immer hoch bis ganz nah an den Begrenzer bei 6500/min, doch dann kommste nicht ganz sauber aus der Schikane raus, hast beide Hände voll zu tun am Lenkrad, hörst den Begrenzer zwar nahen, aber hast halt wirklich grad keine Zeit, und dann wieder: bäh. Der Motor würgt fast ab, es gibt einen fiesen Schlag ins Genick, der Wagen bricht quasi ein, es ist die berühmte Wand, nix geht mehr für gefühlte zwei Minuten. Und was ist das? Philosophie, ganz genau. Wer händisch schaltet, sagt AMG, schaltet händisch, da will man ihn nicht bevormunden und entgegen des Wunsches des Fahrers bei 6499/min «trotzdem» den nächsten Gang reinhauen, das mögen andere Hersteller so tun, aber bei AMG hat man da - eine andere Philosophie.A-Klasse, aber männlicher.
Die 19-Zöller sind Pflicht.
Ach, vielleicht ist es einfach ein Prozess. Mit dem A45 betritt AMG Neuland, man hat jetzt ein Einstiegsmodell, bisher gab es nix unter der C-Klasse, jetzt ist man beim A, also im Golf-Segment, bisher bezahlte man ja mindestens in Richtung sechsstellig für einen so aufgeputschten Benzen, jetzt sind es noch 64'100 Franken. Neue Kunden will man damit gewinnen, bis 2017 will AMG jährlich 30'000 Stücker verkaufen, jetzt sind es so etwa 20'000. Und weil alles so neu ist, hat man sich halt auch eine eigene Philosophie erdacht. Da darf es auch nicht wichtig sein, dass andere Hersteller, die bisher schon in diesem Segment tätig (und erfolgreich) waren, die potenziellen Kunden bereits so ein bisschen «erzogen» haben.
AMG trägt dick auf beim A45. Der Zweiliter darf als derzeit stärkster in Serie gebauter Vierzylinder gelten, und 360 PS sind tatsächlich beachtlich für diesen Hubraum. Möglich macht es ein TwinScroll-Turbo, der mit bis 1,8 bar aufgeblasen wird. Ausserdem hat AMG schon in der Entwicklungsphase der neuen A-Klasse verlangt, dass es unbedingt einen Allradantrieb braucht, man hat den auch erhalten, und es braucht ihn auch, um die 360 Pferde sowie das maximale Drehmoment von 450 Nm auf den Boden zu bringen. Am Fahrwerk wurde natürlich auch gearbeitet, und es gibt eine spezielle Abgasanlage, die dem Zweiliter ein sanftes Donnergrollen entlocken soll. Alles ok, alles gut.
Der Wagen, leider 1,6 Tonnen schwer, marschiert dann auch entsprechend. Die Höchstgeschwindigkeit von elektronisch begrenzten 250 km/h erreicht er locker, spielend, aber die 4,6 Sekunden, die für den Paradesprint von 0 auf 100 km/h angegeben werden, trauen wir dem A45 AMG nicht zu. Denn der Benz erscheint nicht übermotorisiert, mehr so: souverän. Das gilt in vielen Bereichen, diese Souveränität, das Fahrwerk ist mehr auf der komfortablen Seite, auch der Sound ist nett, aber weit, weit entfernt von wild oder gar böse. Hin und wieder grollt ein Zwischengasstoss durch den Raum, aber irgendwie hat man das Gefühl, das sei vom Computer generiert (was es ja auch ist). Wie geschrieben: alles ok, alles ok.
A-Klasse, aber männlicher.
Original: radical